Verladenes Öl
13 Tote, 37 Vermisste und 30 zerstörte Häuser: Die Tankzug-Katastrophe in Kanada hat gewaltige Ausmasse, kommt aber nicht aus heiterem Himmel.
Führerlos raste in der Nacht auf Samstag ein Tankzug durch das kanadische Lac-Mégantic. Die mit Rohöl beladenen Waggons entgleisten und zerstörten das Zentrum der 6000-Einwohner-Stadt. 13 Menschen starben nach heutigen Informationen. Verantwortlich für die tödliche Explosion sei der grosse Ölboom in Nordamerika, schreibt das «Wall Street Journal».
Der Unfall zeigt laut der amerikanischen Tageszeitung, wie sehr sich die Ölbranche in Nordamerika gewandelt habe. In grossen Teilen Kanadas und den USA seien in den vergangenen Jahren derart viele Ölfelder erschlossen worden, dass die bestehenden Pipelines für den Transport nicht mehr ausreichten. Bis neue Leitungen gebaut sind, weiche man für den Transport von Erdöl heute vermehrt auf die Schiene aus.
Kritik an Erdölunternehmen
Mit der Verlagerung auf die Eisenbahn hätten auch die Unfälle mit Erdöl dramatisch zugenommen, weil die Produzenten ihr Öl so rasch wie möglich am Markt anbieten wollten. Die Zeitung verweist auf einige aufsehenerregende Unfälle der letzten Jahre in Kanada, in die Züge verwickelt waren. Erdölunternehmen gerieten deswegen bereits in die Kritik.
Die meisten Unfälle seien harmlos, Personen kämen oft keine zu Schaden, und das Erdöl laufe nur in kleinen Mengen aus. Doch es gibt auch andere Beispiele wie den Zugunfall in Minnesota im März dieses Jahres. Aus den entgleisten Waggons flossen damals rund 40'000 Liter Erdöl. Das Ausmass des Zugunglücks in Lac-Mégantic sprengt laut dem «Wall Street Journal» aber jede Skala. Der Zug habe 72 Wagenladungen Rohöl transportiert, zitiert die Zeitung die Eisenbahngesellschaft Montreal Maine & Atlantic Railway. Diese ist sich keiner Schuld bewusst. Ermittler untersuchen nun den Unfall.
Öl aus Sand und Gestein
Gefahren durch den nordamerikanischen Ölboom drohen aber nicht nur während des Transports. Wissenschaftler warnen schon seit Jahren vor der sogenannten Ölsand-Förderung in Kanada. Bei dieser Methode wird Schweröl aus sandigem Untergrund gepresst, laut der Organisation Greenpeace entstehen dabei übermässig viele Klimagase.
Nicht weniger umstritten ist die sogenannte Fracking-Methode. Dabei wird Erdöl und Erdgas in grossen Tiefen gewonnen. Weil dabei im Gestein Risse erzeugt werden, kann die Stabilität des Untergrunds gefährdet und das Grundwasser verseucht werden. Verschiedene Staaten haben deshalb bereits ein Fracking-Verbot unterzeichnet.
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