«Verrückt», «irr» und «bizarr»
Die Schweizer Goldinitiative befremdet ausländische Experten und Beobachter. In Kanada hingegen dürften viele auf ein Ja hoffen.

Noch vor wenigen Wochen interessierte sich im Ausland kaum jemand für die Schweizer und ihre Goldinitiative. Mittlerweile dürften nicht nur viele Goldhändler den Abstimmungskampf mit Spannung verfolgen. Auch die ausländische Presse ist auf das Geschäft aufmerksam geworden – und geht mit ihm hart ins Gericht.
«Es scheint verrückt, aber die Schweizer könnten zum Goldstandard zurückkehren», schreibt das Wirtschaftsmagazin Qz.com. Es gehe bei der Initiative zwar nicht um den Goldstandard im engeren Sinne, sie wäre aber ein Schritt in diese Richtung – und das sei mehr als unverständlich. Schliesslich würden damit die Bemühungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Kampf gegen die Frankenstärke untergraben.
«Rettungsaktion für Goldspekulanten»
Der Autor Matt Phillips könnte verstehen, dass viele Schweizer die 30 Prozent des Goldes zurückhaben wollen, die heute in anderen Ländern gelagert werden – «wenn es bei der Central Bank of Argentina liegen würde». Nun befindet es sich aber in den Kellern der Bank of England und der Bank of Canada, «nicht gerade die unsichersten Institutionen der Welt». Die SNB zum Goldkauf zu zwingen, käme einer «Rettungsaktion für Goldspekulanten gleich», die unter den fallenden Preisen leiden. Gleichzeitig hätte die SNB selber nichts davon, weil der Wert des Goldes, das sie heute kaufen müsste, künftig noch weiter abnehmen könnte. «Kurz und knapp: Die Goldinitiative macht aus ökonomischer Sicht keinen Sinn.»
Von einem «bizarren Vorschlag» spricht das Wirtschaftsportal Businessinsider.com: «Das irre Referendum könnte den Goldmarkt dauerhaft in Ketten legen.» Die Idee, eine Zentralbank zum Goldkauf zu verdonnern, während die Preise fallen, sei «ziemlich merkwürdig». Zum selben Schluss kommt der Kommentator der Nachrichtenagentur «Bloomberg». Er empfindet zwar Sympathie für eine Bevölkerung, die bei der Verwaltung ihres Vermögens mitreden will. Aber die Schweizer sollten sorgfältig darüber nachdenken, ob sie wirklich «ein Fünftel ihres Reichtums in einem Goldtresor wegsperren wollen».
Hoffnung bei den kanadischen Goldproduzenten
Die Nachrichtenseite «The Nation» mit Sitz in Bangkok sieht gar das globale Wirtschaftssystem in Gefahr. «Sagen die Schweizer Ja, lösen sie auf dem Goldmarkt eine Lawine aus.» In Erwartung der schweizerischen Käufe würde der Goldpreis kurzfristig in die Höhe getrieben. Andere Länder könnten versucht sein, sich ebenfalls in Richtung Goldstandard zu bewegen, reine Papierwährungen würden Vertrauen verlieren.
Wirtschaftskommentatoren rund um den Globus sind also skeptisch. Es gibt allerdings Branchen, bei denen die Schweizer Initiative Hoffnung aufkommen lässt – zum Beispiel die kanadische Goldindustrie. Seit der Goldpreis nur noch eine Richtung kennt, geht es ihr schlecht, die Investoren laufen davon. Ein Ja zur Goldinitiative könnte diesen Trend stoppen, schreibt das kanadische Wirtschaftsportal «The Motley Fool». Die SNB müsste danach rund 1700 Tonnen Gold kaufen – das entspricht etwa 70 Prozent des pro Jahr weltweit geförderten Goldes. Und da fünf der zehn grössten Goldproduzenten ihren Sitz in Kanada haben, überrascht es nicht, dass viele dort nun auf die Schweizer Stimmbürger hoffen.
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