Verspäteter Olympiafinal für Büchel
Die zweifache Hallen-Europameisterin über 800 m tritt morgen am Diamond-League-Meeting in Eugene an und weiss, was sie auf keinen Fall tun darf.

Nichts Zählbares und eine weitere Enttäuschung brachten die ersten beiden Diamond-League-Meetings der Saison den Schweizer Athleten. Stabspringerin Nicole Büchler scheiterte in Doha an der Anfangshöhe (4,45 m), und Kariem Hussein schaffte es in Shanghai über 400 m Hürden nicht unter 50 Sekunden. Nun hat die Wettkampfserie dem asiatischen Raum den Rücken gekehrt und macht heute und morgen in Eugene halt, bevor sie Anfang Juni nach Europa kommt.
Auch im Bundesstaat Oregon im Nordwesten der USA ist Swiss Athletics vertreten. Mit Selina Büchel ist jene Athletin am Start, die in diesem Jahr schon einmal gefeiert hat. Die Toggenburgerin verteidigte Anfang März in Belgrad auf eindrückliche Art ihren Hallen-Europameistertitel über 800 m und sagt jetzt: «Mental hat mir dieser Erfolg sehr gut getan, ich war komplett zufrieden. Bei den Freiluftrennen aber ist das Niveau viel höher, und sie sind es, die wirklich zählen.» Dass sie ihr zweites Hallen-Gold in der Schweizer Rekordzeit von 2:00,38 Minuten gewonnen hatte, zeigte ihr zweierlei: Es hatte sich gelohnt, mehr in die Schnelligkeit über 400 m zu investieren, und auch die kleinen Anpassungen im Kraftbereich hatten sich positiv ausgewirkt.
Erste sieben von Rio am Start
Auf diese Stärken wird Büchel auch morgen Abend im legendären Hayward- Field-Stadion, in dem 2021 die WM stattfinden wird, angewiesen sein. Denn die 25-Jährige ist zu einem Rennen eingeladen worden, das für sie zum Olympiafinal mit neunmonatiger Verspätung wird. Am Start ist nicht nur Olympiasiegerin Caster Semenya (RSA), sondern auch die nächsten sechs des Endlaufs von Rio de Janeiro. In 1:59,35 Minuten hatte Büchel damals als Neunte unglücklich den Final verpasst – genau wie ein Jahr zuvor an der WM in Peking.
Sie bemüht sich, herauszustreichen, dass die Affiche zwar gross ist, ihr Hauptfokus aber auf der WM im August in London liege. Und meint damit, dass die Saison zu einem Steigerungslauf werden soll. «Für mich geht es in Eugene erst einmal darum, in den Wettkampf zu finden und eine gute Zeit zu laufen.» Was dies für sie mit einer Bestzeit von 1:57,95 heisst, darauf will sie sich nicht konkret festlegen, «eine Zeit im Bereich von zwei Minuten wäre aber cool».
Die Erfahrung Büchels auf dieser Ebene ist nicht riesig, sie bestreitet erst ihr drittes Diamond-League-Meeting im Ausland. Dennoch findet sie, es mache keinen Unterschied, ob sie einen Wettkampf auf diesem Level oder einen kleineren bestreite. «Am Anfang war ich hypernervös wegen der Konkurrenz, jetzt habe ich schon einige Routine.» Sie sei sich jedoch bewusst, welch «megagutes» Feld da am Start stehe. Und die taktisch gewiefte Läuferin weiss auch genau, was sie nicht tun darf: «Bei diesen Gegnerinnen sollte ich nicht meinen, zuvorderst laufen zu müssen. Ich muss hinten versuchen, meinen eigenen Rhythmus zu finden.»
Premiere im speziellen Stadion
Dass ihr traditioneller Saisoneinstieg am Läufermeeting in Pliezhausen in Baden-Württemberg vor knapp zwei Wochen misslang, dafür fand sie rasch eine Erklärung. Sie war über 600 m mässig schnell unterwegs gewesen und führte das auf eine sehr harte Trainingswoche zurück. «Ich war sehr müde, vielleicht haben wir es ein wenig übertrieben», sagt sie. Allerdings habe es nach solchen Efforts auch schon gute Rennen und Resultate gegeben. «Ich habe mich aber nicht verunsichern lassen, jetzt habe ich das Gefühl, dass ich gut erholt und bereit bin.» Es ist ihre Premiere in Eugene, in jenem Stadion, von dem Zehnkampf-Weltrekordhalter Ashton Eaton 2012 bei seinem ersten Weltrekord sagte, es habe etwas Magisches.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch