Verwirrung um Tuchel – wer hat recht?
Der frühere Dortmund-Trainer hat den Bayern abgesagt. Über den Namen seines neuen Clubs streitet sich die deutsche Presse.

Nachdem mehrere Medien über Thomas Tuchels Absage an den FC Bayern berichtet hatten, vermeldete das gewöhnlich bestens unterrichtete Fachmagazin «Kicker» am Sonntagmittag, der 44-Jährige werde in London Nachfolger von Arsène Wenger. Spötter im Internet bemerkten darauf, es sei wohl einfacher für Tuchel, den seit 2004 auf einen Meistertitel wartenden Wenger zu beerben als den bei den Bayern wie in der Saison 2012/13 auf Triplekurs befindlichen Jupp Heynckes.
Die «Süddeutsche Zeitung» glaubt allerdings nicht an eine Einigung zwischen Tuchel und dem Premier-League-Sechsten. Arsenal heisse der neue Verein des umstrittenen Fussballlehrers auf keinen Fall, war am Sonntagnachmittag zu lesen. Wenger bleibe dort Trainer. Paris sei die wahrscheinlichere Destination für den Umworbenen. Wer recht hat, wird wohl erst die offizielle Bestätigung klären.
Arsenal könnte frische Impulse auf jeden Fall gebrauchen. Die prominent besetzte Mannschaft hinkt in der Meisterschaft den Erwartungen meilenweit hinterher. Mit 48 Punkten aus 30 Spielen liegen die Gunners gerade noch auf dem letzten Europa-League-Rang, fünf Zähler vor dem bescheidenen FC Burnley und deren 33 hinter Tabellenführer Manchester City. Wollen sie kommende Saison in der Champions League spielen, müssen sie die Europa League gewinnen. Müsste Wenger trotz eines bis Sommer 2019 laufenden Kontrakts nach fast 22 Jahren den Hut nehmen muss, wäre das keine allzu grosse Überraschung.
Streit mit Watzke, zu späte Umkehr in München
Tuchel würde bei Arsenal für einen radikalen Umbruch stehen. Er gilt als visionär, fordernd und taktisch beschlagen, anders als der geradezu staatsmännisch auftretende Wenger aber auch als schwieriger Charakter. Bei Borussia Dortmund wurde er im vergangenen Mai trotz des Gewinns des DFB-Pokals und der Qualifikation für die Champions League entlassen. Weil es laut Vorstandschef Hans-Joachim Watzke auf der persönlichen Ebene unüberbrückbare Differenzen gab. «Es geht immer auch um grundlegende Werte wie Vertrauen, Respekt, Team- und Kommunikationsfähigkeit, Authentizität und Identifikation. Es geht um Verlässlichkeit und Loyalität», erklärte Watzke damals. Tuchel hatte ihm zuvor vorgeworfen, nach dem Bombenanschlag auf den BVB-Bus zu wenig Verständnis für die Gefühle der Mannschaft aufgebracht zu haben.
Wahrscheinlich forcierten die Bayern auch wegen Tuchels Ruf lange die Lösung 1 a Heynckes und kümmerten sich erst um die Lösung 1 b Tuchel, nachdem es kaum noch Zweifel daran gab, dass der 72-Jährige nach der Saison in seinen im vergangenen Herbst unterbrochenen Ruhestand zurückkehren würde. Einen Arsenal-Angestellten würde Tuchels Ankunft gar nicht freuen: Chefscout Sven Mislintat, seit letztem Dezember im Verein, kündigte seinen Job in Dortmund einst wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Exzentriker auf der Trainerbank.
Tuchel-Gerüchte: Absage für Bayern - offenbar Wenger-Nachfolger. (Video: Tamedia/AFP)
Bei den Bayern geht die Suche nach einem Heynckes-Nachfolger derweil weiter. Die «Süddeutsche Zeitung» präsentierte in ihrer Onlineausgabe sieben potenzielle Lösungen, darunter auch sehr unwahrscheinliche Kandidaten wie den vertraglich bis zur EM 2020 gebundenen Bundestrainer Joachim Löw und den in Liverpool ebenso erfolgreichen wie glücklichen Jürgen Klopp. Weiter auf der Shortlist: Niko Kovac (Frankfurt), Ralph Hasenhüttl (Leipzig), Julian Nagelsmann (Hoffenheim) und Christian Streich (Freiburg). Sie hält allerdings kaum einer für die beste Lösung.
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