Sweet Home: Kleines Hotel in LondonVery British
Gemütlich, dramatisch und voller Überraschungen: Das «The Zetter Townhouse» ist ein bisschen wie ein Christmas-Pudding.

Da mich gerade die weihnächtliche Sehnsucht mit voller Wucht packt, entführe ich Sie heute ins «The Zetter Townhouse», ein zauberhaftes kleines Hotel in meinem Londoner Lieblingsquartier Marylebone. Es war mein Zuhause auf meiner letzten Weihnachtsreise nach London, die nun bereits zwei Jahre her ist.

Das Hotel ist ein echtes «Sweet Home» und auf kokette, sehr englische Art eingerichtet und dekoriert. Das «The Zetter Townhouse» in Marylebone ist das Schwester-Hotel des «The Zetter Townhouse» in Clerkenwell. Eingerichtet hat es Russel Sage, der Modedesigner war und dessen fantastische Shows ich mir in meiner Zeit als Moderedakteurin oft angesehen habe. Er ist übrigens nicht der einzige, der die Mode für das Interiordesign verlassen hat. Auch Matthew Williamson macht Einrichtungen und Kollektionen, zum Beispiel für den Tapetenhersteller Osborne und Little. Doch zurück zum Hotel, dessen Wände hier beim Treppenaufgang mit fantastischen Prints aus alten Möbelkatalogen bestückt sind.

Ein Himmelbett ist für mich das schönste Bett und ich habe in England schon in einigen geschlafen. Dort heissen sie «Four Poster»-Bett und haben nicht immer einen Himmel – doch oft. Mein Bett im «Zetter» war so typisch englisch wie es nur sein kann, denn sein Himmel war ein «Union Jack», also die Nationalflagge des Vereinigten Königreichs. Und im ganzen Zimmer baumelten Wimpel. Ich liebe es, wenn man ins Bett hochsteigen muss, fast wie auf einen königlichen Thron. In England wird so gebettet, dass man richtig schön «tucked in» ist, also fest unter Leintuch, Duvet und Wolldecken steckt. Traumhaft!

So sieht das Bett auf einem professionellen Foto aus, das ich auf dem Instagramaccount des Hotels gefunden habe. Meine Ferienfotos haben nicht die Influencer-Qualität, aber sie erzählen dafür eine kleine, persönliche Geschichte und machen Lust darauf, sich von den vielen charmanten Einrichtungs- und Dekorationsideen inspirieren zu lassen.

Zum Beispiel dazu, wie hier, Bilder zu einem bestimmten Thema zu sammeln. Die Bilder, mit denen die Wände des Hauses geschmückt sind, haben alle einen Bezug zum Wohnen. Hier sind es Stiche von alten, englischen Häusern.

Ich reiste in den letzten Jahren bis zum Ausbruch der Pandemie jeweils einige Tage in der Weihnachtszeit alleine nach London, sozusagen als mein Weihnachtsgeschenk an mich. Wie ich heute Nachmittag in meinem Newsletter verraten werde, mag ich es, manchmal alleine zu verreisen und Dinge zu unternehmen. Doch im «Zetter Townhouse» war ich nicht ganz alleine – denn die kleinen Vintage-Roboter wirkten wie freundliche Hausgeister.

Zum Hotel gehört auch der Seymour's Parlour, eine zauberhafte Bar, in der man Tees und Cocktails geniessen kann. Viele buchen diesen Ort für private kleine Feste.

Da ich keinen Tee genossen habe, sondern mich am Abend mit Freunden zum Cocktail traf, mache ich Ihnen hier mit einem Foto aus dem Instagramaccount des Hotels Lust auf eine solche Teatime.

«Quirky», ein Wort, das sich im Deutschen am ehesten mit quirlig übersetzen lässt, sind die Details im ganzen Haus. Hier zum Beispiel die charmante Bezeichnung für den Notausgang bei Feuer. Die Schildchen für die Hotelzimmertür, mit welchen man darauf hinweisen kann, ob man das Zimmer geputzt haben möchte oder gerade nicht gestört werden will, sind mit Kreuzstichen gestickte kleine Preziosen.

Im Badezimmer ist man ebenfalls mitten in England, denn die Wände über den Kacheln sind mit englischen Landkarten tapeziert.

Und hier noch ein professionellerer Blick in ein typisches Bad im «Zetter Townhouse».

Das Townhouse ist denn auch, typisch für viele Londoner Häuser, verwinkelt und hat eher kleine Räume. Diese sind so gemütlich, wie wir das hierzulande selten schaffen. In England liebt man die Tradition, weckt sie aber stilmässig individuell auf. So hat das Hotel auch eine gewisse Rockstar-Allüre und einen Boudoir-Charme. Zudem zeigen die Schränke fantastische Chinoiserien.

Dass das ganze Haus so gemütlich ist, hat viel mit den dunklen, sinnlichen Farben zu tun und dem Motto: Mehr ist tatsächlich mehr. Der Empfangsraum, der wie ein kleines Wohnzimmer ist, war natürlich zum Zeitpunkt meines Aufenthaltes im Weihnachtsmodus. Weihnachten ist die grosse Zeit der Sehnsucht und der Nostalgie. Für mich findet die perfekte Weihnachtsstimmung in London statt. Doch eigentlich ist Deutschland das Land der Weihnachten, wie wir sie kennen. So hat auch der deutsche Prinzgemahl der Königin Victoria deutsche Weihnachtstraditionen, wie etwa den Tannenbaum, in England zur Mode gemacht. So wie es mich in dieser Zeit nach England zieht, träumen wahrscheinlich viele Engländer von deutschen Weihnachtsmärkten, Glühwein und Lebkuchen oder von Schweizer Chalet-Romantik.

In England heissen die typischen Weihnachtsleckereien Mince Pie, das ist ein kleiner, mit Nüssen und kandierten Früchten gefüllter Kuchen, oder natürlich Christmas-Pudding. Dieser ist nicht nur voller Früchte, Nüsse und Alkohol, sondern birgt auch Überraschungen, so ähnlich wie bei uns der Dreikönigskuchen. Mich lässt das «Zetter» ein wenig an einen solchen Christmas-Pudding denken. Überall, wo man hinschaut, entdeckt man hübsche und exzentrische Dinge. Ich werde ihnen bald in der Weihnachtsback-Geschichte ein Rezept dafür bieten. Doch vorerst ist die Cocktailstunde angesagt.

Dafür habe ich mich damals vor zwei Jahren mit guten alten Freunden im Seymour's Parlour getroffen. Aber wie das so ist, wenn die Momente besonders schön und bedeutend sind, dann fotografiert man sie nicht, sondern lebt sie. Etwas, das in der Zeit der Social Media oft vergessen geht. Dafür biete ich Ihnen einen kleinen Blick in die entzückende Cocktailkarte, die doch auch gleich dazu inspiriert, zu zeichnen, zu malen, zu kleben und zu schreiben!

Ein Besuch in London bedeutet auch ausgehen. Auf das wird im Lift tüchtig hingewiesen, denn er ist ganz mit Seiten aus alten Theaterzeitschriften tapeziert.

In London sind die Theater so zugänglich und angesagt wie andernorts Kinos. Man geht einfach, manchmal als grosser Anlass und manchmal einfach so nach Feierabend mit einem Last-Minute-Ticket. Das Angebot ist grossartig und ich kann mir nur annähernd vorstellen, wie herzzerreissend für die vielen Künstler diese Zeit der Pandemie sein muss. Doch damals, in der Weihnachtszeit von 2019, wusste man noch nichts davon. Ich wählte das Theaterstück Cyrano de Bergerac, das mit einer Art von Poetry Slam modern inszeniert war. In der Hauptrolle spielte James McAvoy und das hervorragende Theater vermochte mich jede Sekunde zu packen.

Danach ging ich festlich dinieren und dann zurück in mein weihnächtliches «Sweet Home» in London, von dem ich nun ein wenig weiterträume.
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