«Viele Arbeitnehmende sind erschöpft»
Dass die Schweiz einen Spitzenplatz bei Löhnen, Preisen und Kaufkraft belegt, ist für Gewerkschaftsökonom Daniel Lampart nur die halbe Wahrheit, wie er im Interview erklärt.

Die UBS hat eine weitere Folge ihrer Studie zu Löhnen, Preisen und Kaufkraft im internationalen Vergleich veröffentlicht. Welches Bild der Schweiz vermittelt dieses Papier? Dass wir in einem reichen Land leben, mit hohen Durchschnittslöhnen, aber auch hohen Preisen. Die hohen Preise kommen besonders bei Produkten und Dienstleistungen zum Tragen, die im Inland produziert und teilweise durch Zölle geschützt werden. Etwa Landwirtschaftsprodukte. Bei Gütern, die international gehandelt werden wie Kleider oder Haushaltselektronik, bewegen sich die Schweizer Preise auf einem international vergleichbaren Niveau. Die Schweiz liegt bei den Löhnen seit Jahren global auf dem Spitzenplatz. Ihnen als Gewerkschaftsvertreter muss ein solches Resultat Freude bereiten… Dass die Schweizer Firmen diese Löhne zahlen, ist mehr als richtig. Die Löhne sind verdient. Die Arbeitnehmer leisten viel, die Produktivität ist in der Schweiz so hoch wie sonst nirgends. Und bei den Arbeitszeiten belegt die Schweiz im europäischen Vergleich ebenfalls den ersten Platz. Wir arbeiten also zu viel? Studien zeigen, dass der Druck auf die Arbeitnehmenden bei der Arbeit stark zugenommen hat. Viele Arbeitnehmende sind gestresst und erschöpft. Eine kürzere Arbeitszeit könnte darum sogar zu höherer Produktivität führen.