«Vielleicht gibt es hier noch etwas»
Das neu entdeckte Elementarteilchen ist nach dem britischen Physiker Peter Higgs benannt, der es vorhergesagt hat. In einem seiner seltenen Interviews äusserte er sich zum sensationellen Fund.

Bekannt wurde Peter Higgs durch seine Arbeiten, die insbesondere zu dem nach ihm benannten Higgs-Mechanismus führten. Beim live in alle Welt übertragenen Cern-Event sass gestern auch der britische Physiker im Genfer Auditorium. Der 83-Jährige scheute die Öffentlichkeit stets. Am Mittwoch nun aber gab er einigen wenigen Zeitungen ein Interview.
Bei einem Sandwich sprach Peter Higgs mit der Westschweizer Zeitung «Le Temps» und der Turiner Tageszeitung «La Stampa». Darin zeigte sich der schottische Physiker «überwältigt» und «gerührt».
2008 hatte Higgs «Le Temps» noch erzählt, dass seine Kollegen beim Cern ihn wohl «für verrückt halten müssen», wollten sie doch zuerst seine Arbeiten nicht veröffentlichen. Higgs hätte lange selbst nicht damit gerechnet, dass die Entdeckung des Gottesteilchens noch vor seinem Tod erfolgen könnte. Als dann aber die Forschungsarbeiten im Cern und im amerikanischen Fermilab fortschritten, sei die Hoffnung immer grösser geworden.
Supersymmetrie analysieren
Neben seiner Freude über den Forschungserfolg äusserte sich Higgs auch zu den Entwicklungen der letzten Jahre. Die Teilchenphysik habe sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Heute könne man auch Theorien testen, die über das «Standardmodell» hinausgehen und so mittels Supersymmetrie das Universum analysieren. Gemäss den durchgeführten Messungen habe das Gottesteilchen eine Masse von 125 GeV, was bedeuten könne, dass es sich nicht unbedingt um ein Einzelphänomen handle. «Vielleicht gibt es hier noch etwas, was einer grösseren Vision entspricht», sagte Higgs.
Laut Higgs hätten Forscher in den letzten Jahrzehnten vermehrt zusammenarbeiten müssen, da die verwendeten Geräte immer komplexer und gigantischer geworden seien. Auch die Auswertung der Daten sei komplexer geworden. Es sei bei einer Maschine wie der LHC-Anlage notwendig, dass stets zwei Gruppen und zwei Messgeräte gegeneinander antreten, jedoch dasselbe Ziel verfolgen.
Champagner kalt gestellt
Im Bereich der Forschungstheorie sei die Ausgangslage ein wenig anders. Ist die Grundlage einer Theorie klar und wenn es nur darum geht, Details abzuklären, könne man es in Zusammenarbeit machen. Wenn man jedoch einen Paradigmenwechsel bezweckt – wie Higgs in den Sechzigerjahren – sei es besser, alleine zu arbeiten.
Bis zur Pressekonferenz vom Freitag wolle Higgs «den Interviews aus dem Weg gehen». Zurzeit weilt Higgs bereits in Schottland, wo er den Erfolg im engsten Familienkreis feiern möchte: «Ich habe sie gebeten, schon mal den Champagner kalt zu stellen.»
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