«Vielleicht habt ihr Schweizer kein Problem damit – wir schon»
Die Schweden wollen nicht mehr länger mit der Schweiz verglichen werden. «Ihr lebt immer noch im Mittelalter», lautet der Vorwurf.
Die Frauenzentrale Zürich hat am Donnerstag unter dem Titel «Für eine Schweiz ohne Freier. Stopp Prostitution» eine neue Kampagne lanciert. Es gehe darum eine «Grundsatzdebatte zum Thema Prostitution anzustossen – und ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken».
Für Aufmerksamkeit hat am Freitag ein Video der Kampagne gesorgt, in dem verschiedene Schwedinnen und Schweden auftreten und die Schweiz für ihre legale Prostitution kritisieren. «Überall auf der Welt werden Schweden und die Schweiz verwechselt», sagen die Protagonisten im Clip, der sich auf Youtube verbreitet. «Vielleicht habt ihr Schweizer kein Problem damit. Wir schon.» In Schweden ist käuflicher Sex seit 1998 verboten.
«Schaut doch nur, wie ihr Frauen behandelt», sagt ein Mann. Es folgen Vergleiche: Frauen dürfen in Schweden seit 1921 abstimmen – in der Schweiz gibt es das Frauenstimmrecht dagegen erst seit 1971. «1971? 1971? 1971?», fragen mehrere Schweden schnell zusammengeschnitten in die Kamera. Zudem dauere der Mutterschaftsurlaub in Schweden 78 Wochen – in der Schweiz bloss 14 Wochen.
«Ihr lebt im Mittelalter»
«Und dann das Sex-Business»: In Schweden müsse ein Mann, der eine Frau für Sex bezahlt, eine Busse bezahlen oder sogar ins Gefängnis, sagt eine Protagonistin. «In eurem Land ist es legal.» Wieder schnell zusammengeschnittene Gesichter: «Legal. Legal. Legal.» Das sei «total verrückt».
75 Prozent der Prostituierten in der Schweiz seien Migrantinnen. «All diese jungen Mädchen, die in euer Land gebracht werden, um als ‹Putzhilfe› zu arbeiten.» – «Nur damit irgendein Zuhälter reich wird.» – «Wie kann so etwas legal sein?»
«Es ist klar, dass alles, was Geld einbringt, in der Schweiz legal ist», provoziert ein Mann. Die Schweden seien vielleicht einmal brutale Wikinger gewesen, «aber ihr lebt immer noch im Mittelalter». Ein kleines Mädchen schaut mit traurigem Blick in die Kamera: «Bitte tue etwas dagegen, Schweiz», sagt es.
«Die Profiteure sind männlich»
Die Frauenzentrale Zürich will mit dem Video die Diskussion um ein Verbot der Prostitution in der Schweiz anstossen. Sie betrachtet das Sex-Gewerbe als Beleg für ein Machtgefälle zwischen den Geschlechtern, das die Männer besserstelle. «Die Profiteure sind männlich», schreibt der Verein auf der Website stopp-prostitution.ch.
Die Kampagne weist darauf hin, dass Prostituierte oft ausgenützt werden: «Als Folge von Krieg, Vertreibung und den neuen Mitteln der digitalen Vermarktung ist Prostitution eine globalisierte Wachstumsbranche, die floriert.» Häufig seien es Angehörige ethnischer Minderheiten, diskriminierte Flüchtlinge, Opfer von sexueller Gewalt, Drogen- oder Alkoholabhängige.
Ein Prostitutionsverbot fordere die Kampagne aber nicht, präzisierte Andrea Gisler, Leiterin der Leiterin der Frauenzentrale Zürich, im Gespräch mit dem «Zürcher Oberländer»: «Das wäre illusorisch. Ich will, dass wir endlich darüber sprechen.»
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