Vom Armenhaus zur Schaltzentrale
Die geplante Fusion der Rohstoffkonzerne Glencore und Xstrata rückt den Wirtschaftsstandort Zug ins Scheinwerferlicht. 1950 waren dort 1000 Firmen registriert, heute sind es 30'000 – darunter schwere Kaliber.
Um 1920 war Zug ein abgeschotteter Agrarkanton – landschaftlich schön mit seinem von Hügeln umgebenen See, aber auch sehr arm. Bei der Entwicklung zur wohlhabenden Dienstleistungsgesellschaft spielte der angesehene Zürcher Rechtsanwalt Eugen Keller-Huguenin eine zentrale Rolle. Er besass in Zug ein Wochenendhaus, wo er seinen beruflichen Ärger verdaute. Ihn nervte das Zürcher Steueramt, welches die Firmen schröpfte, die er als Treuhänder verwaltete. Auf der Suche nach einem Ausweg liess Keller-Huguenin seine guten Beziehungen zur Zuger Regierung spielen. Er schickte ihr einen Entwurf für ein revolutionäres Steuergesetz – und hatte Erfolg. Nach regem Briefwechsel trat 1930 das «Spezialgesetz betr. die Sonderbesteuerung von juristischen Personen» in Kraft. Das Lockmittel wirkte: Zug entwickelte sich in rasantem Tempo.