Vom Central-Umbau bleibt ein Ärgernis
Seit dem Sommer freuen sich die Zürcher auf das neu gestaltete Central, wochenlang haben sie die Hindernisse beim Umsteigen in Kauf genommen. Und jetzt dies.
Die Umgestaltung des Central mit seinen neuen, elegant geschwungenen Wartedächern ist praktisch abgeschlossen. In den nächsten Wochen würden die Bänke montiert und die letzten Abschlussarbeiten ausgeführt, teilt das Zürcher Tiefbauamt am Freitag mit. Was bleibt: die Baustelleninstallation beim Bahnhofquai, weil noch Sanierungen an der Bahnhofbrücke anstehen. Und der Ärger von Rollstuhlfahrern und Eltern mit Kinderwagen. Denn das Central gehört auch nach dem 20 Millionen Franken teuren Umbau zu den 68 von 182 Tramhaltestellen in Zürich ohne ebenerdigen Ein- und Ausstieg.
Für Eltern heisst das: Kinderwagen stemmen, für Menschen mit Gehbehinderung, dass sie am Central auf den Rampeneinstieg angewiesen sind. Wer im Rollstuhl auf Höhe der Führerkabine wartet, für diesen richtet der Trampilot eine Rampe ein. Für Marianne Rybi, Geschäftsleiterin der Behindertenkonferenz Kanton Zürich, eine unbefriedigende Notlösung. Auch wenn die Rampe am Central nur wenige Male pro Tag zum Einsatz kommt, wie das Tiefbauamt sagt. Die Rampen seien oft kaputt, die Bedienung klappe nicht, das Trampersonal sei unfreundlich oder erwartet unangemessene Dankbarkeit, kritisiert Rybi im «Tagblatt der Stadt Zürich».
Trams würden an Kanten kratzen
Eine Erhöhung der Haltekanten war ursprünglich vorgesehen gewesen. Das Behindertengleichstellungsgesetz sieht nämlich vor, dass der öffentliche Verkehr bis 2024 hindernisfrei zugänglich ist. Doch die Ingenieure scheiterten am fehlenden Platz: Damit die Trams in der Kurve nicht an den hohen Haltekanten kratzen, hätten die Gleise begradigt werden müssen. Für weniger enge Kurvenradien aber fehlt am Central der Raum, so die Erklärung des Tiefbauamts. Dank einer Sondergenehmigung des Bundes konnte der Platz trotzdem umgestaltet werden.
Video: Das neue Central im Härtetest
Die VBZ testen die neuen Gleise. Video: Nicolas Fäs und Lea Blum
Einzige Möglichkeit, hohe Haltekanten einzurichten, wäre gewesen, die Haltestellen ins Limmatquai, in die Weinbergstrasse und auf die Bahnhofbrücke zu verlegen. Eine Zumutung für die rund 45'200 Personen, die am Central täglich ein- oder aussteigen. Sechs Tramlinien fahren über den Platz, 1630 Fahrzeuge pro Tag. Beim letzten grossen Umbau vor 70 Jahren war man das Platzproblem einiges radikaler angegangen: Der Vorbau der heutigen Polybahn wurde abgerissen. Beim aktuellen Umbau musste nur das alte Billetthäuschen weichen – und eine Spur für den motorisierten Verkehr.
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