Vom Kleinkriminellen zum Terroristen
Vater, Bruder, Terrorist: Der 29-jährige Ismaël Omar Mostefaï wurde anhand seines abgerissenen Fingers im Bataclan identifiziert.
Einer der Attentäter aus dem Konzertsaal Bataclan wurde als Ismaël Omar Mostefaï identifiziert. Der 29-jährige lebte mindestens bis 2012 in Chartres, rund 100 Kilometer südwestlich von Paris, wie der Bürgermeister der Stadt auf Facebook mitteilte. Seither sei er nicht mehr aufgefallen, präzisierte der Bürgermeister gegenüber der Zeitung «Le Monde».
Die Ermittler fanden im Bataclan Mostefaïs aberissenen Finger und identifizierten ihn anhand des Fingerabdrucks; Mostefaï war der Polizei bekannt. Er wurde seit 2004 mehrmals verurteilt – allerdings stets wegen kleinerer Delikte und nie zu einer Haftstrafe, wie das «Journal du Centre» berichtet. Dazu gehörten etwa Fahren ohne Führerschein. Seit 2010 wurde der Franzose mit algerischen Wurzeln als Islamist vom Geheimdienst beobachtet und in der entsprechenden Datenbank registriert.
«Kampferprobt und selbstbewusst»
Nach Angaben aus Polizeikreisen besuchte Mostefai regelmässig eine Moschee in Lucé, einem Vorort von Chartres. «Le Monde» schreibt, dass sich Mostefaïs Spur im Herbst 2013 in der Türkei verliere und er erst im Frühling 2014 am seinem Wohnort Chartres im Zusammenhang mit einer kleineren salafistischen Gruppe wieder ins Visier der Behörden geriet. Es sei deshalb sehr wahrscheinlich, dass er sich im Winter 2013/2014 in Syrien aufgehalten hatte.
Nahe einem der Attentäter am Stade de France wurde ein syrischer Pass gefunden, was ebenfalls auf eine Verbindung der Gruppe nach Syrien hinweist. Aus Polizeikreisen hiess es, die Angreifer seien «kampferprobt und selbstbewusst» gewesen. Mostefaï verkehrte in Chartres mit einem in Belgien wohnhaften Marokkaner.
Angehörige verhaftet
Wie das «Journal de Centre» berichtet, hatte Mostefaï zwei Brüder und zwei Schwestern und war seit 2010 Vater einer Tochter. Die Ermittler ziehen in Betracht, dass einer der übrigen Attentäter Mostefaïs Bruder sein könnte.
Der Bruder wie auch der Vater des 29-Jährigen wurden am Samstagabend in Polizeigewahrsam genommen und ihre Wohnungen durchsucht. Auch in den Häuser anderer Verwandter und Freunde gab es Razzien. «Das ist verrückt, ein Wahnsinn», sagte der Bruder der Nachrichtenagentur AFP. Er habe sich selbst auf einem Polizeirevier gemeldet, als er von der Verwicklung seines Bruders in die Anschlagsserie erfuhr. Er sei am Freitag selbst in Paris gewesen und habe das Chaos hautnah miterlebt, berichtete der 34-Jährige.
Keinen Kontakt zum Bruder
Der Kontakt zu seinem kleinen Bruder sei vor einigen Jahren abgerissen, sagte der Bruder weiter. Seine letzte Information sei gewesen, dass dieser mit seiner Familie und seinem «kleinen Mädchen» nach Algerien gereist sei. Er habe gewusst, dass Omar immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geriet. Er habe sich aber niemals vorstellen können, dass er sich derart radikalisiere, sagte der Bruder. «Ich habe meine Mutter angerufen, sie schien nichts zu wissen.»
Die Terroristen vom Konzertsaal Bataclan fuhren in einem VW Polo mit belgischem Kennzeichen vor. Sie waren mit Kalaschnikows und Sprengwesten ausgerüstet und töteten rund 100 Menschen. Viele weitere wurden teilweise schwer verletzt.
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