Die Nacht ist kalt, kaum fünf Grad. Der junge Mann, den die Grenzwächter aus dem Zug geholt haben, trägt kurze Hosen und Plastik-Badelatschen an den nackten Füssen. «Noch mal einer!», rief der Grenzer, der ihn auf dem Zug-WC versteckt fand. Ohne Widerstand liess sich der Mann hinausführen. Sein Vergehen: keine Papiere. Nun steht er um halb drei Uhr morgens im Briger Bahnhof auf Perron Nummer 9 und wartet. Woher er sei, will der Grenzwächter auf Englisch wissen. Sudan, kommt die Antwort. Übers Meer nach Italien. Jetzt wolle er weiter, nach Frankreich, Grossbritannien. Vorerst aber endet die Reise im Oberwallis. Ausser einem Plastiksack hat der Mann kein Gepäck dabei.
Vom richtigen Stück Papier hängt alles ab
Der Nachtzug Venedig–Paris fährt übers Wallis. Dort stoppt ihn das Schweizer Grenzwachtkorps und durchsucht ihn nach Migranten.