Von der Ruder-Weltspitze an die Rad-WM
Hamish Bond ist einer der erfolgreichsten Ruderer. Nun startet er an der Strassen-Weltmeisterschaft – auf dem Rad.
Hamish Bond ist ein Mann mit zwei Gesichtern. Auf seinem Instagram-Profil beschreibt er sich als «Ruderer auf Lebzeiten, der zum Velo-Enthusiasten wurde». Bond ist aber nicht nur irgendein Ruderer. Er ist zweifacher Olympiasieger und wurde achtmal Weltmeister. Nebst dem Weltklasse-Ruderer gibt es in ihm aber auch noch den anderen Athleten. Denn Bond ist auch Radfahrer. Zwei Jahre nach seinem Triumph im Wasser von Rio startet er nächsten Monat an der Strassen-WM in Norwegen.
Dabei war der Neuseeländer am Anfang seiner Karriere ein Athlet wie jeder andere, fokussiert auf eine Sportart. Im Alter von 13 Jahren begann er in der Schule mit Rudern, als 21-Jähriger gewann er im Vierer das erste Mal WM-Gold. Danach fokussierte er sich auf den Zweier ohne Steuermann und bildete mit Eric Murray ein wortwörtlich unschlagbares Duo. Die beiden gewannen Titel um Titel und verloren kein einziges Rennen, weder im Weltcup noch an internationalen Meisterschaften. Die Siegesserie brachte ihnen sechs Weltmeistertitel und zweimal Olympiagold. Nach 69 Rennen ohne Niederlage hatte der 30-jährige Murray genug und trat nach den Olympischen Spielen 2016 zurück. Sein vier Jahre jüngerer Partner Bond wollte dem Spitzensport aber treu bleiben.
Der Erfolg auf dem Rad kam schnell
Also nahm er sich eine zunächst einjährige Auszeit vom Rudern. In dieser Zeit nahm Bond ein altes Hobby wieder auf: das Radfahren. Bereits 2009 hatte er an einer sechstägigen Tour durch Neuseeland teilgenommen. In der Auszeit trainierte Bond auf dem Rad immer seriöser und nahm über 10 Kilogramm ab, um die Transformation vom Ruderboot auf den Velosattel zu vereinfachen. Bonds Umstellung war schnell von bemerkenswertem Erfolg geprägt. Im Januar 2017 sorgte er mit dem dritten Platz an der neuseeländischen Zeitfahrmeisterschaft für Aufsehen.
Bereits als Ruderer war eine von Bonds herausragenden Fähigkeiten die akribische Vorbereitung auf Wettkämpfe. So trainierte er diesen Sommer in England, um dem neuseeländischen Winter auszuweichen. Er feilte an der Technik, aber wollte vor allem herausfinden, wie gross sein Potenzial ist. Er gewann sieben der acht Rennen, an denen er teilnahm.
Nebst der bestmöglichen Vorbereitung auf einen Wettkampf kommt ihm auch die Mentalität aus Ruderzeiten zugute. «Ich habe grosses Vertrauen in meine Fähigkeit, an Grossanlässen die bestmögliche Leistung abzurufen. Das kommt vom Rudern.» Andrew Matheson, Chef von Cycling New Zealand, bestätigt dies: «Wir sind beeindruckt von Hamishs Einstellung und Leistungen. Weil er in der Vorbereitung keinen Stein auf dem anderen liess, hat er in seiner Karriere so viel erreicht.» Jetzt folgt mit der Nomination für die Strassen-WM sein erster internationaler Grossanlass auf dem Rad und vorläufige Höhepunkt seiner zweiten Karriere.
Ziel Tokio 2020
Bond verfolgt nebst dem Einzelzeitfahren an der WM ein langfristiges Ziel – die Olympischen Spiele in Tokio 2020. Festgelegt, in welcher Sportart er starten will, hat er sich noch nicht. Bond geht die Entscheidung auf eine pragmatische Weise an. Hat er die Möglichkeit, auf dem Rad bei den Spielen dabei zu sein, wird er sich dafür entscheiden. Sonst wird er ins Ruderboot zurückkehren.
«Es ist eine riesige Herausforderung, die Sportart in nur vier Jahren zu wechseln», sagt Bond zu seinen Chancen. Wenn er nach seiner Lieblingslösung gefragt wird, kommen wieder die beiden Gesichter von Hamish Bond zum Vorschein: «Könnte ich mich in zwei Hälften teilen, würde ich in Tokio als Ruderer und Radfahrer dabei sein.»
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