Von Schafen und Männern
Eben sind die Solothurner Filmtage zu Ende gegangen. Den Hauptpreis gewann der Film «Des moutons et des hommes» über die Jugend in Algerien.
Man muss sie zwicken, dann gehen sie aufeinander los wie zwei Rammböcke mit Hörnern. Zwickt man El Bouq, tut der Schafbock aus «Des moutons et des hommes» allerdings nicht viel. Der 16-jährige Habib aus der Cité Bab El Oued in Algier hat ihn sich zugetan in der Hoffnung, El Bouq möge siegreich aus Wettkämpfen mit anderen Böcken hervorgehen. Das Tier scheint aber wenig Drang zum Kampf zu verspüren, und trotz Habibs Facebook-Videos wird es kaum von anderen Böcken herausgefordert. Das Schaf ähnelt in seinem Slackertum ein wenig seinem Besitzer, der eigentlich Tierarzt werden wollte, aber die Schule nie beendet hat und jetzt am Baumstamm lehnt.
Am Donnerstagabend erhielt der Debütfilm des Schweiz-Algeriers Karim Sayad an den Solothurner Filmtagen, die mit rund 63'000 etwas weniger Zuschauer verbuchen konnten als im Vorjahr, den mit 60'000 Franken dotierten Prix de Soleure. Es ist eine elegant gebaute und gewitzt gefilmte Ethnografie, die sich zwischen Fernseh-Imamen und News-Fetzen zu einem Bild algerischer Jugendlichen fügt, unter denen wenigstens die Schafe zu Champions werden sollen. Einen heimlichen Favoriten hat die Jury aus Regisseur Xavier Koller, Flavia Kleiner von der Operation Libero und der Schriftstellerin Pascale Kramer da mit dem Hauptpreis geehrt. Die Jury lobte den Film als «ein Erlebnis der Freude», das nicht versuche, eine Botschaft zu vermitteln. Ein Erfolg ist das auch für die welsche Produktionsfirma Close Up, die mit «I Am Not Your Negro» schon eine Oscarnomination verbucht.
«Der Klang der Stimme»
Der Publikumspreis (20'000 Franken) ging an Bernard Webers «Der Klang der Stimme» – einen Film, der sich weit weniger trocken präsentiert, als sein Titel vermuten lässt. Man sieht da die Sopranistin Regula Mühlemann, die im Computertomografen des Stimmforschers Matthias Echternach Mozart singt – und staunt, was Knochen und Muskeln für Töne verursachen können. Man begleitet den Stimmakrobaten Andreas Schaerer, der auch allein wie ein Ensemble klingt. Und erlebt mit der Musiktherapeutin Miriam Helle, dass die Stimme ein Schlüssel zum Inneren ist: ganz gleich, ob sich ein Mädchen in eine böse Fee verwandeln soll oder die TV-Moderation Susanne Kunz sich ihre Ängste von der Seele heult.
«Der Klang der Stimme» ist ab dem 8.2. im Kino.
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