Von Sparziel zu Sparziel
Credit-Suisse-Chef Brady Dougan sieht seine Bank trotz bescheidenen Geldzuflüssen auf Kurs. Derweil katapultiert ein Deal mit Dell seine Investmentbank inzwischen in die Top 3 der Berater-Banken.
Zürich lag im Schneegestöber, als die Credit Suisse heute um 6.30 Uhr Lokalzeit ihr Jahresergebnis mitteilte. Einen Gewinn von knapp 1,5 Milliarden Franken konnte die Schweizer Grossbank verkünden: Das ist weniger als von Analysten erwartet, aber immer noch besser als das Resultat von Konkurrentin UBS. Diese hatte am Dienstag einen Jahresverlust von 2,5 Milliarden bekannt gegeben. Auch wenn es da und dort einen Taucher gab: Übers Ganze gesehen darf CS-Konzernchef Brady Dougan mit dem Erreichten der letzten paar Jahre zufrieden sein (siehe Grafik).
Vor dem heutigen Interview- und Präsentationsmarathon habe er eine Joggingrunde durchs verschneite Zürich gedreht, verriet Dougan einer Bloomberg-Reporterin heute morgen am Fernsehen. Das passt zum Amerikaner: Der CEO ist bei der Credit Suisse zum Dauerläufer geworden. Wechselte die UBS ihre Chefs beinahe im Jahresrhythmus aus, so hält sich Dougan seit Mai 2007 an der CS-Spitze. Und zieht unbeirrt sein Programm durch: Kosten sparen, Geschäftsmodelle graduell anpassen. «Seit anderthalb Jahren nehmen wir die Änderungen vor, die unsere Konkurrenten jetzt ankündigen», sagt Dougan selbstbewusst.
CS will Rendite bolzen
Nachdem die SNB im Sommer den Mahnfinger gehoben hatte, ist die CS heute zwar noch nicht ganz, aber ähnlich gut kapitalisiert wie die UBS. Per Ende 2012 weist die Bank eine sogenannte Look-through-Kapitalquote von 9,1 Prozent aus. 10 Prozent beträgt die Schwelle, auf welche die Bank gemäss den in der Schweiz künftig geltenden Basel-III-Regeln hinarbeitet. Die Barriere soll Mitte 2013 überschritten werden. Ab dann werde zusätzliches Kapital an die Aktionäre zurückgegeben werden, heisst es: Die Abstossung zusätzlicher Assets sei nicht nötig. Allein durch Immobilienverkäufe – etwa den Uetlihof – hatte die Bank ihre Bilanz zuletzt um 500 Millionen Franken entlastet.
Oberstes Ziel der CS bleibt die Steigerung der Eigenkapitalrendite, wie Dougan unablässig betont. Diesbezüglich besteht noch Steigerungspotenzial: Ausgewiesen für 2012 wird eine Ziffer von 4 Prozent. Allerdings bleibt dieser Wert belastet durch buchhalterische Sonderregeln. Um allerlei Effekte bereinigt lag die Rendite 2012 bei 10 Prozent, wie die Bank vorrechnet. Stolz verweist Dougan auf die Kennzahl seiner Paradedisziplin, des Investmentbanking. Verluste aus Altlastenportfolios ausgeklammert, liefert die Sparte laut CS-Berechnung schon jetzt 14 Prozent. Das liegt nahe am ausgegebenen Ziel von 15 Prozent «über den Zyklus».
Lichtblicke und Schattenseiten
Eine Erfolgsmeldung gibt es aus den USA. Dort hat sich die CS quasi über Nacht in die Top 3 des Rankings für Fusionen und Übernahmen (M&A) vorgearbeitet. Dies aufgrund zweier Deals in den Transaktionen rund um den Computerhersteller Dell und Liberty Global, die zusammengenommen ein Volumen von fast 50 Milliarden Dollar ausmachen. Die CS wirkt dabei als Beraterin mit: Dell soll von der Börse genommen werden; Liberty Global will den britischen Kabelfernsehanbieter Virgin Media übernehmen. An der Börse legte die Credit-Suisse-Aktie heute Morgen zu; eine Stunde nach Handelsbeginn lagen die Papiere mit fast 2 Prozent im Plus.
Ein Wermutstropfen sind die Geldabflüsse, welche die Credit Suisse 2012 verzeichnete. 7,5 Milliarden Franken verliessen die CS-Schatulle allein als Folge der Clariden-Leu-Integration; 6,9 Milliarden Franken wurden aus Westeuropa abgezogen. Auch die UBS weist Geldabflüsse aus Europa auf – verantwortlich dafür sind primär die Steuer- und Schwarzgeldstreitereien mit dem Ausland. Doch die Gesamtzahlen der UBS sind deutlich besser. 46,9 Milliarden Franken Netto-Neugeld vermochte die dortige Vermögensverwaltung 2012 global anzuziehen. Bei der CS waren es im selben Zeitraum nur 10,8 Milliarden Franken.
Warten, bis sich Erfolg einstellt
Er sei «very excited» und «absolutely committed» für die Credit Suisse, sagte Dougan im Bloomberg-Interview, angesprochen auf einen möglichen Rücktritt. Kein Zweifel: Der Mann wird bei der CS am Ruder bleiben, bis sich die Strategie in verbesserten Geschäftszahlen niederschlägt. Das Momentum dürfte dabei auf Dougans Seite liegen: Setzt sich die weltwirtschaftliche Genesung weiter fort, so dürfte nicht zuletzt die CS-Investmentbank davon profitieren. Zwingen die US-Regulatoren ihre Banken zur Umsetzung von Basel III, so stärkt dies die Position der Credit Suisse zusätzlich.
Inzwischen wird die Bank weiter Kosten sparen. Zusätzliche 400 Millionen Franken an Einsparungen hat die CS heute angekündigt – bis 2015 sollen die Ausgaben wegfallen. Zum totalen Sparprogramm von 4,4 Milliarden Franken seit Juli 2010 zählt auch die Integration des Asset-Managements in die neue Private-Banking-Sparte: Synergien im Umfang von 950 Millionen Franken sollen dadurch gemäss CS-Rechnung erzeugt werden. Rund 2300 Stellen fielen bei der Grossbank 2012 weg: Wie viele noch folgen werden, kann Konzernchef Brady Dougan heute nicht sagen.
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