Vorbild FCB, YBs Hoffnung
Saisonstart in der Super League: Weshalb der Meistertitel über die Fussballprovinz führt.

Wer es auf dem Pausenhof tut und dabei erwischt wird, erhält seine verdiente Strafe. Wer aber in der Super League die Kleinen am häufigsten schlägt, der bekommt dafür am Ende der Saison einen Pokal überreicht. Kein Verein hat das in den letzten Jahren besser begriffen als der FC Basel. In keinem anderen Club müssen die Spieler häufiger den Schritt von der grossen europäischen Fussballbühne in die Provinzialität eines Cornaredo oder eines Rheinparks verkraften. Und doch hat in der letzten Saison keiner der Spitzenclubs weniger Punkte gegen Abstiegskandidaten abgegeben als die Basler.
In dieser Spielzeit wird mehr denn je gelten, dass der Meistertitel über die sogenannt Kleinen geht. Denn von ihnen hat diese Liga mehr als genug zu bieten. Der FC Zürich mag der Super League zuletzt mit dem atemraubenden Drama seines bodenlosen Absturzes Unterhaltung geschenkt haben. Nun aber wird er dem Wettbewerb fehlen, wenn statt des selbst ernannten Spitzenclubs aus der grössten Schweizer Stadt fast nur noch Mannschaften antreten, die zwar für ihre seriöse Arbeit gelobt gehören. Die aber halt einfach nicht die Strahlkraft haben, die ein FCZ selbst dann noch hat, wenn er im Selbstzerstörungsmodus unterwegs ist.
Neues Lugano?
Lausanne, Lugano, Vaduz, Thun - sie alle spielen von Anfang an nicht für etwas. Sondern dagegen. Gegen den Abstieg. Sie werden das mit harter Arbeit, guter Organisation und vollem Einsatz tun. Sie sind die Nordiren, die Waliser oder die Isländer dieser Meisterschaft. Leider einfach ohne deren sangesstarken Anhang.
Der Liga würde es nur guttun, sollte einer dieser vier ähnlich wild auftreten, wie die Luganesi in der letzten Saison, als Trainer Zdenek Zeman nichts wissen wollte von defensivem Betonfussball. Doch der Tscheche hat Lugano verlassen, das Personal schien ihm trotz Cupfinalteilnahme zu beschränkt in seinen Fähigkeiten.
Hoffnung um Sion und YB
Die Attraktivität der Super League aber wird in den Augen der breiten Öffentlichkeit sowieso kaum vom Auftritt der Abstiegskandidaten abhängen. Hier zählt vor allem das Rennen an der Tabellenspitze. Und da bleibt nichts anderes als das System Hoffnung. Hoffnung darauf, dass die Young Boys erstmals seit 2009 wieder von Anfang an bereit sind für die Aufgabe. Und dass sie nicht irgendwann wieder einen ihrer fast traditionellen Einbrüche erleiden. Ihr Vorteil: Sie haben das Grundgerüst seit der vergangenen Winterpause zusammen. Ein Fehlstart wie vor Jahresfrist, als Trainer Uli Forte gleichzeitig mit den Meisterträumen schon ganz früh das Feld räumen musste, scheint fast ausgeschlossen.
Im Zeichen der Spannung ist auch darauf zu hoffen, dass der FC Sion endlich einmal nicht nur ein Papiertiger mit eindrücklicher Kaderliste ist. Sondern auch auf dem Feld zu imponieren weiss. Mit ihren Spielern müssten die Walliser an der Spitze mithalten können. Doch sie haben bislang noch nicht begriffen, dass eine gute Partie alleine nichts einbringt, wenn die Leistung ein paar Tage später nicht bestätigt wird. Es ist nicht zu erwarten, dass Präsident Christian Constantin seine immer noch gewöhnungsbedürftige Ruhe beibehalten würde, sollte der Saisonstart nicht nach Wunsch verlaufen.
Fehlende Konstanz
Vom Rest der Liga darf im Rennen mit den Baslern vielleicht ein Exploit in einem Direktduell erwartet werden. Aber die Breite und die Qualität, um während 36 Runden mitzuhalten, scheint keiner zu haben. Nicht die Luzerner, die immerhin mit dem Selbstvertrauen einer hervorragenden Rückrunde in die neue Saison starten. Und auch nicht GC, das unter Trainer Pierluigi Tami mit mutigem, optimistischem Offensivfussball aufgefallen ist. Dem aber nun die Tore von Shani Tarashaj und Munas Dabbur fehlen werden.
Auf etwas jedenfalls sollte die Konkurrenz nicht hoffen: auf grobe Fehler der Basler. Die haben sich ihr Kader einmal mehr auf der ganzen Welt zusammengesucht. Nicht jeder Neuzugang wird später bei Arsenal oder Chelsea landen. Aber es könnte sein, dass es ein paar tun.
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