Metal-Open-Air in Deutschland«Wacken ist meine Religion»
Rund 75’000 Rockfans pilgern aktuell wieder in ein 2000-Seelen-Dorf in Schleswig-Holstein. Grund: das Wacken Open Air – nach Veranstalterangaben das «grösste Metalfestival der Welt». Erste Eindrücke.
Wackens Wiesen sind wieder voller Zelte, aus den Boxen wummert es, die Sonne scheint. Nach zwei Sommern ohne Heavy-Metal-Festival sind die Fans wieder in das beschauliche Dorf mit 1800 Einwohnern in Schleswig-Holstein eingefallen. Schon vor dem offiziellen Start des Wacken Open Air (W:O:A, 4. bis 6.8.) ist der als Pommesgabel bezeichnete Gruss der Metalheads allgegenwärtig. Das Festival mit 75’000 verkauften Tickets ist seit langem ausverkauft.
«Es gibt auf jeden Fall Nachholbedarf», sagt Festivalbesucherin Christina Plattig aus München. Die 22-Jährige ist zum zweiten Mal auf dem Open Air, macht eine besondere Atmosphäre aus. «Es interessiert niemanden, wie Du aussiehst, wie Du Dich anziehst, ob Du dick bist oder dünn.» Wenige Meter neben ihr greift Paul Ziche an der Bushaltestelle in die Tasten seines Akkordeons, spielt einen Song von Iron Maiden und singt dazu.

«Betrunkene Leute werden nicht tätowiert»
Die Lage sei bislang «insgesamt ruhig, kaum Zwischenfälle», sagt eine Polizeisprecherin. Viel los ist abseits des Festivals nicht nur in der Hauptstrasse des Ortes, wo manch Anwohner auf seiner Auffahrt einen Bierwagen oder Wurststand hat aufbauen lassen, sondern auch im örtlichen Tattoo-Studio. «Wir stechen täglich zwischen 15 und 30 Tattoos», sagt Tätowiererin Nadine Pieper. Viele wollten den klassischen Wacken-Schädel, Stammkunden gebe es auch. Nur: «Betrunkene Leute werden nicht tätowiert.»
In den beiden vergangenen Jahren fiel das W:O:A wegen der Corona-Pandemie aus. 2020 gab es lediglich eine Online-Ausgabe. Wackens Bürgermeister Axel Kunkel freut sich über das Festival-Comeback. «Ein richtig tolles Gefühl.» Es sei schön zu sehen, wie die meist schwarz gekleideten Fans wieder durch das Dorf zögen. Auch Anwohner Dirk Krause sagt, «die letzten zwei Jahre hat etwas gefehlt». Er befürchtet jedoch, dass wegen der Pause nun noch mehr Touristen ohne Karten nach Wacken kommen.
Eine weite Anreise hatte Claudia Ghisi aus dem brasilianischen São Paulo. «Wacken ist Wacken, alles ist speziell», sagt sie. Die zwei Sommer ohne seien sehr traurig gewesen. «Wir sind so glücklich, wieder hier zu sein», sagt ihr Mann Felipe. Zu Hause hätten sie letztes Jahr Videos aus den Vorjahren angesehen. Er ist bereits das zehnte Mal in Wacken, für seine Frau ist es der sechste Besuch.

Unter den Gästen des Festivals ist laut NDR auch die Kieler «Tatort»-Crew. Die Schauspieler Axel Milberg und Almila Bagriacik drehen mit dem Produktionsteam für einen neuen Krimi.
SDA/step
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