Wall Street lässt der Wahlausgang kalt
Die Kongresswahlen haben an der US-Börse kaum Spuren hinterlassen. Was die Anleger nervös macht, sind richtungsweisende Entscheide der amerikanischen Notenbank, die ebenfalls noch heute gefällt werden.

An der US-Börse hinterlassen die Wahlen ins Repräsentantenhaus kaum Spuren. Die grossen Indizes zeigen geringe Verluste. Um 16.20 Uhr Schweizer Zeit liegt der Dow Jones 0,18 Prozent im Minus, der breiter gefasste S&P500 bei -0,31 Prozent und der Technologie-Index Nasdaq bei -0,42 Prozent.
Dass die Wahlen sich an der Börse nicht deutlicher niederschlagen, hat zwei Gründe. Erstens entspricht das Resultat weitgehend dem, was erwartet wurde, und zweitens warten die Anleger auf eine für sie weit wichtigere andere Entscheidung: Jene der US-Notenbank zu weiteren Käufen von Staatsanleihen, bekannt unter dem Namen «Quantitative Easing 2». Um 19.15 Uhr Schweizer Zeit wird das «Federal Open Market Committee» der US-Zentralbank offiziell ihre weiteren geldpolitischen Strategien bekannt geben. Das Komitee unter der Leitung von Fed-Präsident Ben Bernanke ist unabhängig von der Politik zuständig für die Geldpolitik der USA, was normalerweise bedeutet, dass an seinen Versammlungen der Leitzins festgelegt wird.
Geldpolitik in der Klemme
Da sich dieser Leitzins offiziell bei 0–0,25 Prozent befindet, kann er nicht mehr gesenkt werden. Negative Leitzinsen sind unmöglich. Angesichts der wirtschaftlichen Lage – mit einer Arbeitslosigkeit von fast 10 Prozent – ist aber laut den Aussagen von Ben Bernanke eine expansivere Geldpolitik notwendig. Daher hat er schon Ende August die Idee aufgebracht, die Zentralbank könnte weitere Staatsanleihen kaufen, um so mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen und um die langfristigen Zinsen zu senken. Leitzinsen beziehen sich immer nur auf kurzfristige Zinsen.
Ausserhalb und innerhalb der Notenbank ist die realwirtschaftliche Wirkung solcher Geldspritzen der Notenbank umstritten. Die Börse hat dagegen seit der Ankündigung von Ben Bernanke am 27. August euphorisch reagiert, gemessen am S&P500 hat sie fast 14 Prozent zugelegt. Die Börsianer sehen weiteres Spielgeld in die Aktienmärkte fliessen, was die Kurse unterstützt, ausserdem schwächt die neu geschaffene Liquidität den Dollar, was die Aussichten von US-Unternehmen im Ausland unterstützt und damit deren Börsenkurse.
Grosse Nervosität vor dem Fed-Entscheid
Für grosse Nervosität sorgt allerdings die Frage, wie viel Geld die Notenbank Federal Reserve (Fed) tatsächlich durch Käufe von Staatsanleihen in die Wirtschaft buttert. Die Erwartungen hierzu gehen zum Teil weit auseinander. Eine Mehrheit scheint allerdings Käufe im Umfang zwischen 500 Milliarden und einer Billion Dollar zu erwarten. Der bekannte Schweizer Ökonom Marc Faber hat in einem Interview mit einem US-Fernsehsender erklärt, dass jede Summer unter 1 Billion an den Märkten als Enttäuschung aufgefasst würde. Möglich ist auch, dass sich die Notenbank bedeckt hält und nur den Beginn eines Programms bekannt gibt, bei dem sie sich die Möglichkeit offenhält, dieses je nach der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung weiter aufzustocken oder zu reduzieren.
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