Geldblog: Herbe VerlusteWarum das persönliche Kunden-Risikoprofil so wichtig ist
Wer grosse Verluste im Depot hat, hinterfragt womöglich das Vorgehen der Bank. Wichtig ist, dass sich diese ans jeweilige Risikoprofil hält – welches dokumentiert gehört.

Ich hatte meinem Bankberater 100'000 Franken anvertraut. Er kaufte iShares MSCI EMU CHF Hedged UCITS ETF (Acc), Valornummer 27741453 für 30'487 Franken und UBS ETF (CH) SPI Mid (CHF) A-dis Valornummer 13059512 für 70'687 Franken. Nun habe ich einen Verlust von 22'568 Franken. Ich bin sehr geschockt. Wie beurteilen Sie diese zwei Anlagen? Leserfrage von H.F.
Bei beiden Exchange Traded Funds ETFs handelt es sich um reine Aktienfonds. Diese sind an der Börse gehandelt und bilden einen Aktienindex ab. Der iShares MSCI EMU CHF Hedged UCITS ETF (Acc) ermöglicht einen einfachen und kostengünstigen Zugang zu 232 grossen und mittelgrossen Unternehmen aus dem Euroland. Er bildet den MSCI EMU-Index ab und bietet zusätzlich eine Währungsabsicherung des Euro zum Schweizerfranken. Das hat sich in diesem Jahr als positiv erwiesen, da der Euro zum Franken weiter Terrain verloren hat.
Nichtsdestotrotz haben Sie auf diesem Aktien-ETF beträchtliche Buchverluste, da dieser Index allein seit Jahresbeginn einiges verloren hat. Auch der weniger breite EuroStoxx-50-Index würde nicht viel besser dastehen. Zu den grössten Positionen im MSCI EMU-Index gehören bekannte europäische Firmen wie SAP, Siemens, Louis Vuitton, Moet Henessy, Allianz, L’Oreal oder Sanofi. Da der gesamte europäische Markt in den Keller ging, nützt Ihnen auch die breite Diversifikation wenig. Immerhin weist der ETF trotz Währungsabsicherung eine passable Gesamtkostenquote (TER) von 0,38 Prozent aus.
Heftige Buchverluste verzeichnen Sie auch auf Ihrer zweiten Anlage, beim UBS ETF (CH) SPI Mid (CHF) A, der die Kurs- und Renditeentwicklung des Swiss Market Mid Cap Index SPI Mid nachbildet und Aktien von Lindt&Sprüngli, Swisscom, Kühne&Nagel, Straumann, Julius Bär, Roche, Swatch Group, SIG und BarryCallebaut als grösste Positionen hält. Da der Index die 80 grössten Mid-Cap-Aktien des Schweizer Aktienmarkts abbildet, haben Sie auch da eine breite Diversifikation. Die Kosten liegen mit 0,25 Prozent pro Jahr noch tiefer.
Wurden Sie von Ihrem Bankberater genügend über die Anlagerisiken informiert, welche Sie mit diesen Aktien-ETFs eingehen?
Beide ETFs sind nicht zu beanstanden. Sie bilden als passiv verwaltete Instrumente einfach den Markt ab: Wenn dieser einbricht, trägt man den Rückschlag voll mit. Da beide ETFs eine Vielzahl von Qualitätsaktien enthalten, besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass sich diese irgendwann wieder etwas erholen. Eine rasche Erholung halte ich aber nicht für realistisch, da Europa aufgrund der Energiepreise, der hohen Inflation und den steigenden Zinsen vor einem Wirtschaftsrückgang steht. Die Kurse dürften wohl noch einige Zeit unter Druck bleiben.
Sie schreiben, dass Sie über den Kurseinbruch geschockt sind. Da stellt sich für mich die Frage, ob Sie von Ihrem Bankberater genügend über die Anlagerisiken informiert wurden, welche Sie mit diesen Aktien-ETFs eingehen und ob diese wirklich Ihrem Risikoprofil und Ihrer Risikobereitschaft entsprechen. Inwieweit diese Punkte erfüllt sind oder nicht, lässt sich anhand der Bankunterlagen erörtern.
Wenn Sie von Anfang an verlangt hätten, dass sie möglichst keine Risiken und Kursschwankungen eingehen möchten und dies in den Bankunterlagen schriftlich festgehalten ist, wäre die Anlage in die beiden Aktien-ETFs ein Fehler gewesen. Wenn Sie aber zugestimmt haben, dass Sie ein erhöhtes Anlagerisiko tragen können und wollen, könnte man dem Bankmitarbeiter keinen Fehler unterstellen. Ich rate Ihnen, das Gespräch mit Ihrer Bank zu suchen und Einblick in die Kundenunterlagen zu verlangen.
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