Mamablog: Frühling, du Fiesling!Warum ich diese Jahreszeit nicht mag
Wetterkapriolen, zig Festtage mit geschlossenen Kitas und überfüllte Ausflugsziele: Unsere alleinerziehende Bloggerin kann dem Frühling kaum etwas Positives abgewinnen.

Da ist er wieder, der Frühling. Wo man hinschaut, blüht und spriesst es – in Parks, Gärten, auf Balkonen und natürlich auf Instagram. Erwacht aus dem Winterschlaf, springen die Menschen verliebt durchs Tulpenmeer und bevölkern Wiesen, Spielplätze, Fluss- und Seeufer. Auch mit Kind scheint es zunächst grossartig, endlich wieder ohne Skianzug Burgen im Sandkasten bauen zu können. Ausserdem sollten die warmen Temperaturen uns Eltern doch einen zentralen Punkt im Tagesablauf vereinfachen – das «Paratmachen». Eigentlich.
Schweissausbrüche vorprogrammiert
Alle Eltern kennen das Szenario: die unter Protest aus dem Pyjama befreiten Kinder einfangen, zwischen Legoklötzen und Bobbycars wickeln, zu Hosen und Pulli oder Jäggli überreden, wobei nicht selten nochmals alles gewechselt werden muss, da bestimmt noch irgendwo Reste vom Frühstück rumliegen. Irgendwann bei Socken, Stiefeln und Jacke angekommen, merkt Mami nicht nur, dass ihr Tonfall lauter wird, sondern auch, dass sie selbst noch im Pyjama steckt. Duschen? Völlig überbewertet. Schweissausbrüche sind ohnehin vorprogrammiert, wenn das Kind in den Buggy oder ins Auto gehievt wird.
Sobald die Sneakers hergerichtet und die Moonboots im Keller eingemottet sind, liegen am nächsten Tag garantiert fünf Zentimeter Schnee im Garten.
Und dann – juhuu – endlich wird es wärmer. Mit den steigenden Temperaturen muss sich die Anzahl der über ein rebellierendes Kind zu ziehenden Kleidungsstücke doch halbieren und damit auch das ganze geschilderte Prozedere. Sollte man zumindest meinen. Denn, sobald die Sneakers hergerichtet und die Moonboots im Keller eingemottet sind, liegen am nächsten Tag garantiert fünf Zentimeter Schnee im Garten. Zu früh gefreut, tja, Frühling halt.
Notfallkleider für jede Wetterlage
Wo waren nochmals die Strumpfhosen? Ich mag Schnee ja. Im Winter. Aber dieses Hin und Her des fiesen Frühlings hat es in sich. Nicht nur Heuschnupfen und Erkältung klatschen sich ab, sondern vor allem auch Frieren und Schwitzen. Meistens ist der Schnee ja mittags bereits wieder weg. Es ist also Zeit fürs Zwiebelprinzip. Was uns selbst bereits vor Herausforderungen stellt, gilt auch für den Nachwuchs. Wie oft sitzen wir während dieser Jahreszeit schwitzend im Bus oder frierend im Büro. Womit wir uns einigermassen arrangieren, bereitet Kleinkindern häufig mehr Mühe, die lauthals kundgetan werden muss. Am liebsten im Kindersitz auf der Autobahn. Viel zu dick, das Jäggli. Haben wir nicht noch ein dünneres dabei? Wieder an der frischen Luft, frieren wir dann halt zuerst einmal, bis das passende Kostüm zusammengestellt ist. Für Exkursionen oder Kita-Tage sollte ab sofort ein Koffer mit Kleidern jeglichen Wärmegrades bereitgestellt werden. Man weiss schliesslich nie, was der Frühling noch im Schilde führt.
Nie hätte ich gedacht, welche Aufgaben Feiertage und Jahreszeitenwechsel für Eltern bereithalten.
Manche Nicht-Eltern werden sich nun fragen, was das hier soll. Schliesslich müssen sich alle Menschen den Jahreszeiten anpassen. Aber Eltern haben bei jedem Ausflug – sei es auch nur zum Einkaufen – bereits ohne unerwartete Temperaturschwankungen eine enorm lange Liste mit unentbehrlichen Dingen im Kopf, die mitgeschleppt oder noch erledigt werden müssen – Windeln, Snacks, Ersatzkleider, Milch, Wasser, Nuggi, Spielzeug und wehe es fehlt der Wuff. Aber was müssen wir eigentlich nochmals alles einkaufen? Der Zettel liegt natürlich zu Hause, wie auch die Agenda mit der genauen Uhrzeit des Kinderarzttermins. Leicht überreizte Sensoren im Kopf beim Verlassen des Hauses sind deshalb Usus. Gesellt sich aber noch ein weiterer Faktor dazu, selbst wenn es nur das Wetter ist, kann das Fass durchaus überlaufen und auch mal in einem Heulkrampf enden.
Malen, basteln, spielen – anstatt endloses Serienschauen
Meine Abneigung gegen den Frühling bestärkt sich seit meiner Mutterschaft zudem durch seine endlosen Feiertage. Keine andere Jahreszeit hat derart viele Festtage: Ostern, Auffahrt, Brücke nach Auffahrt, Pfingsten, je nach Kanton und Kalender der Erste Mai und in Zürich noch das Sechseläuten. Zumal Feiertage nicht nur Stau am Gotthard bedeuten, sondern auch geschlossene Kitas, überfüllte Ausflugsziele, Familienzusammenkünfte sowie gelangweilte oder überdrehte Kinder. Und vor allem erschöpfte Eltern. Das Gegenteil also von dem, wie sich Feiertage kinderlos anfühlten: Endloses Serienschauen, Ausschlafen, Gärtnern, den Kleiderschrank ausmisten oder gar ausgehen. Stattdessen dieses Rattern im Kopf, was noch bemalt, gebastelt oder gespielt und mit wem ein Playdate vereinbart werden könnte.
Der Song zur Frühlingsstimmung unserer Autorin
Und nein, ich bereue es nicht, Mami geworden zu sein. Überhaupt nicht. Aber dennoch darf ab und zu etwas Wehmut für die guten alten Zeiten aufkommen. Nie hätte ich gedacht, welche Aufgaben Feiertage und Jahreszeitenwechsel für Eltern bereithalten. Und vielleicht darf ich als Alleinerziehende auch etwas mehr klagen. Ausserdem schadet es generell nicht, sich wieder einmal vor Augen zu führen, was Mütter und Väter alles so leisten. Gerade im Frühling. Diesem Fiesling.
Gibt es weitere Dinge, die Sie am launenhaften Frühling auszusetzen haben? Oder gehören Sie vielleicht zu den Frühlingsmenschen, die gar nicht genug von dieser Jahreszeit bekommen können?
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