ZoomWarum leben die hier?
Der Fotograf Beat Schweizer dokumentiert in «Die Suche» den Alltag in einer der diamantenreichsten Regionen der Welt.

Der Name der Stadt Udatschny bedeutet auf Russisch so viel wie glücklich, erfolgreich. Hier lebt Nikita, ein Mann wie ein vom Wind zerzauster Kiefernbaum. Seine vielen Tattoos erzählen von einem ereignisreichen Leben: Eine Zeit lang war er im Gefängnis, heute arbeitet er auf verschiedenen Baustellen. Bald wird er zum dritten Mal die gleiche Frau heiraten. Zum letzten Mal, wie er sagt.

Es sei sein Vorschlag gewesen, sich so fotografieren zu lassen, mit freiem Oberkörper auf dem weichen Bett mit den Herzkissen, sagt Beat Schweizer. Der Berner Fotograf hat 2019 drei Wochen in Udatschny verbracht. Hier, in dieser unwirtlichen Gegend im Nordosten Sibiriens, wo die Menschen im Winter die Motoren ihrer Autos auch nachts laufen lassen, damit sie nicht einfrieren.


Warum man hier lebt? Die meisten der über zehntausend Einwohner arbeiten in einer der Diamantenminen. Die Bodenschätze sind der Grund, warum die Stadt 1968 gegründet wurde. Diamanten sucht man auf den Bildern von Schweizer jedoch vergeblich. «Mich hat vielmehr der Alltag der Menschen interessiert», sagt er. Wie auch schon auf seinen früheren Reisen in den äussersten Norden Russlands («Mikhailovna Called») war Schweizer auch dieses Mal mit dem Schriftsteller Urs Mannhart unterwegs. «Wir gehen oft spazieren, versuchen, mit Leuten ins Gespräch zu kommen», sagt Schweizer, «manchmal kommt ein Kontakt schnell zustande, manchmal passiert aber auch drei Tage lang nichts.»


Kinder am Fluss, die Steine übers Wasser hüpfen lassen, ringende Männer auf einer Matte, eine Hand, welche die Tür eines Minenfahrzeugs zuzieht: Es sind eindrückliche, Bilder eines harten Lebens, die aber immer auch von einer Hoffnung, einer tiefen Verbundenheit mit diesem Ort zeugen.



Xymna Engel ist Kulturredaktorin und mag Kunst an ungewöhnlichen Orten. Sie hat Medienwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik studiert.
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