Warum SNB-Präsident Jordan heute aufatmen kann
Macrons Wahl dürfte die Kapitalmärkte erfreuen. Gut ist sie auch für die Schweiz.

Die Wahl von Emmanuel Macron zum neuen französischen Präsidenten entspricht den Wünschen und den Erwartungen auf den Kapital- und Devisenmärkten. Schon nach dem ersten Wahlgang, aus dem Macron und Le Pen als Sieger hervorgingen, haben die Aktienmärkte in Europa und die französischen Staatsanleihen deutlich zugelegt. Dies hauptsächlich, weil der Wahlausgang so interpretiert wurde, dass Macron die Stichwahl für sich entscheiden würde. Dass diese Erwartung nun erfüllt worden ist, nimmt die verbleibende Unsicherheit aus den Märkten, dürfte aber einem weiteren Anstieg der Kurse auch Grenzen setzen.
Aus Schweizer Sicht besonders positiv ist die gebannte Gefahr einer drastischen Euroabwertung bzw. Frankenaufwertung gegenüber der Gemeinschaftswährung, die bei einem Wahlsieg von Marine Le Pen gedroht hätte. Der Franken hat sich zum Euro schon nach dem ersten Wahlgang – dank der Erwartung eines Macron-Wahlsiegs – merklich abgeschwächt. Am Freitag kostete die Gemeinschaftswährung 1,086 Franken, noch am 21. April lag der Eurokurs unter 1,07 Franken. Le Pen hat nie einen Hehl aus ihrer Kritik an der Währungsunion gemacht und hat im Fall ihres Wahlsiegs auch ein Referendum über den Verbleib in der EU angekündigt.
Entlastete Geldpolitik
Mit der Wahl von Emmanuel Macron steigt deshalb die Wahrscheinlichkeit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre aussergewöhnlichen Massnahmen – etwa der Aufkauf von Staatsanleihen im Umfang von aktuell noch 60 Milliarden Euro pro Monat – in absehbarer Zeit auslaufen lassen kann. Konkret erwarten die Analysten der UBS, dass die EZB im September beschliesst, diese Käufe ab dem kommenden Januar über sechs bis neun Monate auslaufen zu lassen.
Video – so feierte Macron seinen Wahlsieg:
Das anhaltende Fluten der Märkte mit frischem Geld durch die EZB war bisher der Hauptgrund dafür, dass die Schweizerische Nationalbank ihre eigene äusserst expansive Geldpolitik, mit einem negativen Leitzins von –0,75 Prozent und massiven Devisenkäufen, aufrechterhalten muss, um eine erneute Aufwertung des nach wie vor überbewerteten Frankens zu verhindern. Bei einem Wahlsieg von Marine Le Pen wurde damit gerechnet, dass die EZB die Geldhähne eher noch weiter öffnen würde, was auch die Nationalbank weiter unter Zugzwang gesetzt hätte.
Den Arbeitsmarkt öffnen
Positiv sehen Ökonomen aber den Wahlsieg Macrons vor allem für die lahmende französische Wirtschaft. Das Programm von Marine Le Pen hätte den mit einer Bruttoverschuldung von knapp 100 Prozent gemessen am Bruttoinlandprodukt schon stark verschuldeten französischen Staatshaushalt noch deutlich mehr belastet: Sie wollte die Steuern senken und die Sozialausgaben erhöhen, ohne eine glaubwürdige Finanzierungsquelle zu nennen.
Macron dagegen hat Ausgabenreduktionen im Umfang von 60 Milliarden Euro über fünf Jahre angekündigt, plant gleichzeitig aber auch einen Ausbau des Sozialstaats in der Art der nordeuropäischen Länder, der die Aufnahme von Arbeit nicht durch ausfallende Beiträge bestraft. Zusätzlich plant er ein Stimulierungspaket von 50 Milliarden Euro und tiefere Steuern. Wie schon als Wirtschaftsminister will er den überregulierten Arbeitsmarkt öffnen und den Anteil des Staats reduzieren, der bei 57 Prozent des Bruttoinlandprodukts liegt. Ob Macron seine Pläne durchsetzen kann, hängt allerdings davon ab, ob er mit seiner neuen Partei im Parlament eine ausreichende Mehrheit zusammenbringt.
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