Was in den Notpaketen drin steckt
In den Flutgebieten Pakistans verteilt die UNO Lebensmittel an die notleidende Bevölkerung. Woraus besteht eine solche Notration eigentlich? Erhalten die Pakistaner die gleiche Nahrung wie die Haitianer?

Pakistan steht unter Wasser. Rund 1600 Menschen bezahlten die Katastrophe bisher mit ihrem Leben, über 20 Millionen müssen sich vor dem Hochwasser in Sicherheit bringen. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat dem Land nach seinem Besuch im Katastrophengebiet Soforthilfe in der Höhe von 460 Millionen Dollar versprochen. Damit sollen Zelte, sauberes Wasser und Essen bezahlt werden. Dabei stellt sich die Frage, welche Nahrungsmittel die UNO in die Notgebiete liefert. Oder anders gefragt: Erhalten die Pakistaner etwa die gleiche Nahrung wie die Haitianer?
Die Antwort ist Nein. Das Welternährungsprogramm der UNO versucht die Grundnahrungsmittel der gelieferten Esswaren regional und kulturell anzupassen. Die Tagesration bleibt jedoch immer dieselbe: 2100 Kalorien pro Person, 58 Gramm Proteine und 43 Gramm Fett.
Kulturell angepasstes Sofortessen
Die typischen Zutaten für eine Notration sind pflanzliches Öl, Hülsenfrüchte, Zucker, Salz und Getreide. Bei den Hülsenfrüchten handelt es sich um Gemüsebohnen, Kichererbsen oder Linsen. Auch die Wahl der Getreidearten hängt von den lokalen Essgewohnheiten ab. In Pakistan wird nun Weizenmehl für das traditionelle Fladenbrot geliefert. In afrikanischen Staaten kommt jeweils Mais zum Zuge.
Sollte es an Kochern mangeln, liefert die UNO jeweils vorgefertigte Weizen-Biskuits mit einem hohen Kalorienanteil, komprimierte Essensriegel oder «kulturell angepasstes» Sofortessen. So bestand die Erste-Hilfe-Lieferung während des Gaza-Konfliktes im Februar 2009 aus Büchsenfleisch, Curry-Poulet und Käse.
Um Unterernährung zu verhindern, wird den Kindern zudem püriertes Essen zur Verfügung gestellt. So erhalten die Jüngsten in Pakistan eine Kichererbsenpaste. Für die Kinder in Haiti gab es im Vergleich dazu eine Erdnusspaste angereichert mit Pflanzenöl, Sojaproteinen, Milchserum, Zucker, Kakao und Vitaminen. Vitaminpulver, das über das Essen gestreut werden kann, gehört ebenso zum Inventar des Welternährungsprogramms.
Der britische Menüplan
Auch andere Hilfsorganisationen richten sich nach dem offiziellen Menüplan des Welternährungsprogramms. Die Entwicklungsorganisation Brac hat im Falle Pakistans die Esswaren gleich auf den lokalen Märkten erworben. Ihre Notration bestand aus Reis, Weizenmehl und Tabletten zur Trinkwasseraufbereitung.
Wenn die Zeit jedoch drängt, greifen die Hilfsprogramme und Staaten auf die Lebensmittel zurück, die gerade zur Verfügung stehen. Auf kulturelle Unterschiede wird dabei keine Rücksicht genommen. So flog Grossbritannien nach der Hurrikan-Katastrophe Kathrina 2005 eine halbe Million Essenspakete der britischen Armee ins verwüstete New Orleans. Der Menüplan lautete ganz unamerikanisch: Französische Zwiebelsuppe, Curry-Lamm, Fruchtklösschen in Vanillesauce und eine scharfe Pfeffersauce.
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