Was tun gegen den Büroquassler?
Taugt eine rote Ampel am Arbeitsplatz, um geschwätzige Kollegen fernzuhalten? Echte Nerver widerstehen so manchem Vertreibungsversuch.

Neulich im Büro: Man hat sich die Aufgabe des Tages konzentriert zurechtgelegt. Man hat den Teebecher entsorgt, sitzt nun bequem vor dem Computer. Und gerade senken sich die Finger Richtung Tastatur, als …
… er kommt. Der Ablenker, der Schwätzer, der Sich-nicht-kurz-fassen-Könner. Der «Plauderi». Er steuert auf einen zu, ignoriert das abweisende Geradeausstarren und sagt: «Weisst du, was der Moser mir gestern über die Meier verraten hat?»
Eine Viertelstunde später weiss man es. Dafür hat man vergessen, wie man die Arbeit anpacken wollte. Die Frische der Gedanken ist weg.
Täglich findet er ein Opfer
Hilft eine rote Ampel gegen Störer am Arbeitsplatz? Informatiker der Uni Zürich hätten ein Abschreckungssignal entwickelt, vermeldet «20 Minuten». Einen optischen Statusmelder. Er soll verhindern, dass zum Beispiel Informatiker oder Ingenieure bei der Arbeit den Faden verlieren, weil ein Kollege oder eine Kollegin sie im falschen Moment mit Geschwätz eindecken will.
Eine App im Computer misst anhand von Maus- und Tastaturnutzung, wie stark der Arbeitende vertieft ist, und schaltet in den Intensivphasen die Ampel auf Rot. Der Schweizer Technologiekonzern ABB hat das System in zwölf Ländern getestet; man habe fast die Hälfte der Störungen eliminieren können, heisst es.
Oft setzen sich Technologien dieser Art am Schluss doch nicht durch: zu viel Aufwand, unerwünschte Folgewirkungen. Aber jedenfalls ist das mit den Unterbrechungen im ungünstigen Moment ein Problem. Wenn die Arbeitswelt ein Zoo ist, dann ist der Quassler eines der Tiere, die unter allen denkbaren Bedingungen am besten gedeihen und sämtlichen Vorkehrungen zum Trotz täglich ihr Opfer finden.
Oft nützt auch nicht die Abwehrfloskel: «Du, ich bin grad sehr beschäftigt, kannst du später kommen.» Erstens ist sie schon der Beginn eines Dialogs. Und zweitens wird der Aufdringliche in seiner seelischen Abgebrühtheit antworten: «Hey, easy, ich wollte dir nur sagen, was der Moser mir gestern über die Meier verraten hat.» Und gleich geht der erste Satz in einen zweiten über, der Bericht rollt an.
Erprobte Büroinsassen entscheiden sich in dieser Situation für die Exitstrategie. Sie murmeln etwas von «Magen verdorben» und «Durchfall», rennen aufs Klo, schliessen sich drei Minuten ein und kommen zurück, sobald der andere weg ist. Und immerhin haben sie auf dem Klo vielleicht noch einmal ihre Idee durchgehen können, um nun umso fokussierter zu arbeiten.
Aber ist das die dauerhafte Lösung?
Ein sanfter Taser, das wärs
Eine Arbeitskollegin sagt, dass im Prinzip nur zwei Dinge nützen. Wenn man so glücklich ist, ein Einzelbüro zu belegen, kann man sich einschliessen; so braucht man nur noch das allmählich schwächer werdende Klopfen des Störers oder auch seinen flehentlichen Blick durch die Scheibe zu ignorieren.
Die zweite Sache, die helfen dürfte, wird wohl nie legal werden. Aber vielleicht könnten Ingenieure so ein Gerät doch einmal probeweise entwickeln: Einen eher sanften Taser müsste es geben, der nervende Besucherinnen und Besucher per Stromschlag ausser Gefecht setzt oder zumindest vergrämt. Eine Variante wäre eine Klinke, die man elektrisch laden könnte.
Aber was, wenn der Mann mit der Moser-Meier-Anekdote ein schwaches Herz hat? Garantiert passiert es am nächsten Tag in derselben Firma, dass einer kommt und zu einem, der eben richtig zu arbeiten anfangen will, sagt: «Du, weisst du, was gestern im zweiten Stock passiert ist, als einer die Klinke zum Büro des Kollegen berührt hat? Einen Stromschlag hat er kassiert, jetzt ist er auf der Intensivstation.»
Diese Art von Bürobelästigung – sie ist wirklich nicht so leicht ausrottbar.
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