Was Zürcher Firmen jetzt tun – und was Eltern wissen müssen
Arbeitstätige Eltern und die hiesigen Unternehmen erwarten schwierige Tage. Es gibt noch einiges zu klären.

Das Coronavirus trifft die Zürcher Wirtschaft hart. Das Amt für Wirtschaft und Arbeit hat zahlreiche Gesuche für Kurzarbeit erhalten. Die Zahlen sind laut Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh in den vergangenen Tagen explosionsartig angestiegen.
Nun kommt hinzu, was zum Beispiel die Geschäftsleitung des Gartencenter Hauenstein bei Rafzabends zuvor noch als «Worstcase» betrachtete: Alle Schulen sind zu. Das grosse Gartencenter steht vor der Hauptsaison, in diesen drei Monaten macht man die Hälfte des Jahresumsatzes. Jeder Mitarbeiter wird gebraucht. Was ist jetzt mit jenen, die Kinder zu Hause betreuen müssen? Könnten die Überzeit kompensieren? Geschäftsführer Rainer Marxsen muss das mit jedem einzeln klären; es sei eine rollende Massnahmenplanung.
Gleiches Bild bei der Konkurrenz in Dürnten: Man habe sich vorzubereiten versucht, sagt dort Geschäftsführer Erwin Meier, aber jeder Fall sei anders. Und es stellen sich Fragen – zum Beispiel: Kann man die Kinderbetreuung nutzen, die eigentlich für die Kunden gedacht ist? Wäre das überhaupt erlaubt? Bis Montag ist viel zu klären. Zum Glück seien nicht allzu viele der 200 Mitarbeiter betroffen, zumal in der Branche ein eher traditionelles Familienbild dominiere.
Anzahl bezahlte Freitage erhöht
Einen Schritt weiter sind manche Zürcher Grossunternehmen. Die UBS gibt nach eigenen Angaben allen Bankangestellten, die wegen der Kinder jetzt nicht gleich Homeoffice machen könnten, Zeit, sich zu organisieren. Die drei bezahlten Freitage, die bei krankem Nachwuchs üblich seien, würden auf fünf erhöht, nach Absprache mit dem Vorgesetzten allenfalls auf zehn. Die Credit Suisse ist etwas geduldiger, hier bekommen betroffene Eltern, die neben der Kinderbetreuung nicht arbeiten können, bis Mitte April bezahlten Urlaub, um «die Familiensituation zu regeln». Der Personalvermittler Adecco rechnet damit, dass das betroffene Personal rasch von zu Hause weiterarbeiten kann.
Wie sehr alles noch im Fluss ist, zeigt sich am Beispiel des Bauriesen Implenia. Dieser teilte am Freitagabend noch mit, er setze «alles daran», den Betrieb auf den Baustellen und in den Büros aufrechtzuerhalten. Wer wegen Kindern zu Hause bleiben müsse, aufgrund seiner Funktion aber nicht von dort aus arbeiten kann, müsse Gleitzeit kompensieren oder Ferien beziehen. Gute 24 Stunden korrigierte Implenia diese Aussage: Es sei gesetzlich gar nicht erlaubt, seitens des Arbeitgebers einen Ferienbezug anzuordnen. Falls ein Angestellter wegen der Schulschliessungen Probleme habe, die Betreuung seiner Kinder während der Arbeitszeit zu organisieren, werde im Gespräch mit dem Vorgesetzten eine individuelle Lösung gesucht, «die für alle Beteiligten passt».
Es wird wohl einige Tage dauern, bis sich die neue Situation eingespielt hat (lesen Sie hier mehr, zur arbeitsrechtlichen Situation). Denn viele Familien sind nicht auf die Einstellung des Präsenzunterrichts bis Ende Frühlingsferien vorbereitet. Eltern sollten deshalb folgendes wissen:
Was sollen Eltern am Montagmorgen mit ihren Kindern machen?
Wenn möglich sollen Eltern ihre Kinder zu Hause behalten und nicht zur Schule schicken. Schulen sind angewiesen, das allen Eltern so zu kommunizieren.
Können Kinder, die noch Lernmaterial in der Schule haben, dieses holen?
Das ist möglich. Die Schulhäuser sind nicht geschlossen. Es ist lediglich der Präsenzunterricht eingestellt.
Was sollen Eltern tun, die ihre Kinder wegen ihrer Arbeit nicht zu Hause betreuen können?
Jede Schule organisiert für diese Notfälle eine Betreuung. An gewissen Schulen müssen Eltern den Bedarf bereits übers Wochenende anmelden.
Wie werden Volksschulkinder konkret geschult?
Das ist jeder Volksschule selber überlassen undwird einige Tage an Organisation erfordern. Schülerinnen und Schülern ab der 1. Klasse bis zur 3. Sekundarklasse stellt der Lehrmittelverlag Zürich ab Montag Sonderlizenzen für digitale Lehrmittel zur Verfügung. In der Stadt Zürich werden die 5.- und 6.-Klässler vermehrt mit ihren Tablets arbeiten.
Was passiert mit den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten?
Sie werden ab Montag eigenständig zu Hause lernen. Berufsfachschülerinnen und Berufsfachschüler sollten während der Unterrichtstage in den Lehrbetrieben arbeiten.
Müssen Eltern ihre Kinder selber schulen?
Nein, das müssen sie nicht.
Wie kommunizieren Schulen und Lehrpersonen mit den Lernenden?
An vielen Schulen haben sich Kommunikationskanäle wie Klapp oder Schabi etabliert. Die Stadt Zürich hat die E-Mail-Adressen aller Eltern erfasst.
Kann ich mein Kind in die Krippe schicken?
Theoretisch ja. Krippen dürfen unter Beachtung besonderer Hygienevorkehrungen und Verhaltensregeln offen bleiben.
Was gilt es für Eltern zu beachten?
Kinder sollen sich auch während der Zeit zu Hause nicht in grösseren Gruppen aufhalten. Sie dürfen aber das Haus verlassen. Von einem Aufenthalt auf dem Schulhausplatz wird abgeraten, damit es zu keiner Ansammlung von Kindern kommt.

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