WEF-Gründer Schwab warnt Davos
Dieses Jahr findet das WEF zum 44. Mal im Bündner Bergort statt. Gründer Klaus Schwab deutet aber an, der Standort sei keineswegs gesichert. Manche Teilnehmer bemängelten die Gastfreundschaft.

Gut zwei Wochen vor dem Beginn des 44. Weltwirtschaftsforums warnt WEF-Gründer Klaus Schwab in der Zeitung «Schweiz am Sonntag» die Davoser: Viele Teilnehmer hätten sich in den letzten Jahren über die fehlende Gastfreundschaft im Graubündner Tourismusort beklagt. «Die Gastfreundschaft hat leider nicht die ganze Bevölkerung durchdrungen», sagt Schwab im Interview. In dieser Hinsicht müsse Davos noch lernen von den Anstrengungen, die Österreich unternommen habe. Dort sei der Bevölkerung bewusst, dass ihr Wohl auch von den Gästen abhänge und dass dies «jedermann in die Pflicht nimmt».
Wer nach Davos komme, solle sich hier als Gast fühlen können – «und nicht nur als Milchkuh». Wiederholten sich negative Vorfälle, könnte sogar der Durchführungsort Davos gefährdet sein. Selbst Einzelfälle könnten einen Eindruck prägen: «Negative Erlebnisse machen schnell die Runde.»
«Es gibt Grenzen»
Schwab sagt gegenüber der Zeitung: «Ich bin Ehrenbürger von Davos, fühle mich diesem Ort sehr verpflichtet und habe auch gesagt: ‹Wir halten Davos die Treue, wenn keine schwerwiegenden Umstände vorliegen.›» Doch er schränkt gleichzeitig auch ein: «Es gibt Grenzen. Die Konkurrenz in der Welt ist gross. Und die Treue zu Davos hängt nicht von mir ab, sondern davon, ob unsere Teilnehmer sich in Davos wohlfühlen.»
Schwab hat auch selbst unschöne Erfahrungen gemacht: «Weil meine Frau verletzt war und nicht gut gehen konnte, musste ich kurz in einem Parkverbot halten – und wurde gleich zweimal auf unflätige Art beschimpft. Wäre ich zum ersten Mal in Davos gewesen: Ich wäre sofort wieder abgereist.» Der wirtschaftliche Nutzen des WEF für den Durchführungsort des global beachteten Jahrestreffens ist gross. Das wissen auch potenzielle Konkurrenten von Davos. China hat für ein regionales WEF-Treffen ein Kongresszentrum für 100 Millionen Franken aus dem Boden gestampft. Viele Länder wären bereit, das WEF kostenlos zu beherbergen, so Schwab.
Eine Chance für Davos
Wegen des WEF seien auch die grossen, internationalen Hotelketten Hilton und Intercontinental nach Davos gekommen, sagt der 75-Jährige. Das sei eine grosse Chance für Davos als Tourismus- und Kongressort – Hotelketten brächten neue Gäste.
Schwab äussert sich in dem Interview auch zu den drängendsten Problemen der Gegenwart: Vor zwei Jahren hatte er der Welt ein Burn-out-Syndrom diagnostiziert. Nun habe sich der «Patient stabilisiert», doch er sei noch nicht gesund. «Wir könnten noch durch einen Rückfall überrascht werden.» Am meisten Sorgen bereiteten ihm die Konfliktgebiete in Nahost, aber auch generell die Entwicklung, dass die Gesellschaft auseinanderdrifte – die Kluft zwischen Arm und Reich. In vielen Ländern wachse eine verlorene Generation heran: Millionen von Jugendlichen fänden keine Arbeit. «Da tickt eine Zeitbombe.»
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