Wegen Euro-Krise: SNB mit Milliardenverlust
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erwartet für das erste Halbjahr 2010 einen Verlust von rund vier Milliarden Franken. Grund dafür ist der riesige Euro-Bestand in den Büchern.

Die Euro-Krise reisst ein tiefes Loch in die Rechnung der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Ihre massiv erhöhten Devisenanlagen - sie kaufte im ersten Halbjahr Euro für 104,9 Milliarden Franken - sorgten für Kursverluste von über 14 Milliarden.
Unter dem Strich steht in der Bilanz ein Halbjahresverlust von rund vier Milliarden Franken, wie die SNB mitteilt. Zum Teil aufgefangen wurden die Euro-Kursverluste durch Erträge bei anderen Fremdwährungen wie dem Yen und den Franken-Anlagen sowie den starken Anstieg des Goldpreises, was die Goldbestände der Nationalbank aufwertete.
Zudem werde der Stabilisierungsfonds, in den die Grossbank UBS illiquide Wertpapiere entsorgen konnte, einen Gewinn abliefern. Dieser ist in der Verlustprognose noch nicht eingerechnet. Den vollständigen Halbjahresbericht will die SNB am 13. August veröffentlichen.
Gewinnausschüttung nicht gefährdet
Trotz des Milliardenverlusts im ersten Semester sei die jährliche Gewinnausschüttung der Nationalbank von 2,5 Milliarden Franken an Bund und Kantone nicht gefährdet. Das könne man ganz klar mit Nein beantworten, sagte SNB-Sprecher Werner Abegg auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Die Gewinnausschüttungsreserven seien mehr als ausreichend.
Zudem handelt es sich um buchhalterische Kursverluste, bei einem Wechselkursanstieg in den nächsten Monaten könnte die SNB Gewinne verbuchen.
Per Mitte Jahr beliefen sich die Euro-Devisenanlagen der SNB auf 120,55 Milliarden Euro oder 159,88 Milliarden Franken. Der Bewertung liegt damit ein Wechselkurs von gut 1.3260 Fr. zugrunde, derzeit notiert der Euro im Devisenhandel wieder höher bei 1.3560 Franken.
Devisenkäufe wie noch nie
In ihrem Kampf gegen eine übermässige Aufwertung des Franken erhöhte die SNB die Euro-Bestände im ersten Quartal um 25,6 Milliarden Franken. Im zweiten Quartal kamen sogar 79,3 Milliarden Franken hinzu, wie aus dem neusten Monatsheft der SNB hervorgeht.
Insgesamt erhöhte die SNB die Devisenbestände um rund 132 Milliarden Franken. Sie erreichten damit rekordhohe 226,75 Milliarden Franken. Davon sind 70,5 Prozent in Euro angelegt. Selbst die Nationalbank spricht von einem Klumpenrisiko.
Bei ihrer letzten Zinssitzung im Juni verzichtete die SNB erstmals seit März 2009 auf ein explizites Bekenntnis, einer übermässigen Aufwertung des Franken zum Euro entschieden entgegenwirken zu wollen.
Ganz abgeschworen hat die SNB den Interventionen aber nicht. Bei erneuten Deflationsgefahren via Euro-Wechselkurs würde sie «alle notwendigen Massnahmen» ergreifen, um die Preisstabilität zu gewährleisten, hiess es.
Kurssturz verzögert, nicht verhindert
Zunächst hatte inoffiziell ein Euro-Franken-Kurs von 1.50 Franken als Marke gegolten, den die SNB verteidigen wollte. Später bezeichneten Experten einen Kurs von 1.40 Franken als Interventionsschwelle.
Die Schuldenkrise in Griechenland und anderen Euro-Ländern drückte den Euro aller SNB-Eingriffe zum Trotz im Juni bis auf das Rekordtief von 1.3074 Franken, ehe sich die Gemeinschaftswährung wieder etwas erholen konnte.
Die SNB konnte damit einen Kurssturz des Euro, auf den insbesondere Hedgefonds wetteten, nicht verhindern, aber verzögern und möglicherweise abschwächen. Davon profitierten die Exporteure, verdient die Schweizer Wirtschaft doch jeden zweiten Franken im Ausland und davon rund 60 Prozent im Euro-Raum. Auch der Tourismus fürchtet eine starke Aufwertung des Franken.
Demgegenüber werden Ferien und Einkäufe im Euro-Raum für Schweizer billiger, ebenso die Importe. Konsumentenschützer kritisieren allerdings, die Händler gäben die Einsparungen nicht an die Endverbraucher weiter.
Kaum Entlastung durch Dollar-Käufe
Gegen die SNB verlief auch die Entwicklung des Dollar-Kurses, der zwar von 1.04 Franken Anfang Jahr bis auf 1.16 Franken zulegte. Im Juni setzte aber ein steiler Sinkflug auf 1.05 Franken ein.
Die Devisenanlagen der SNB in Dollar belaufen sich nunmehr auf 45,02 Milliarden Dollar (48,7 Milliarden Franken). Das sind 21,2 Milliarden Franken mehr als Anfang Jahr. Zudem verfügt die SNB über japanische Yen im Wert von 8,78 Milliarden Franken, britische Pfund für 5,49 Milliarden Franken und kanadische Dollar für 3,9 Milliarden Franken.
SDA/bru
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