Weitere VW-Modelle unter Pfusch-Verdacht
Die Diesel-Affäre bei Volkswagen weitet sich aus: Nach Angaben der US-Umweltbehörde EPA sind nun auch 3-Liter-Motoren davon betroffen. VW weist die Vorwürfe zurück.

Die milliardenteure Diesel-Affäre bei Volkswagen weitet sich abermals aus: Nach Angaben der US-Umweltbehörde EPA hat der Konzern auch in Autos mit 3,0-Liter-Dieselmotoren eine Manipulations-Software eingesetzt.
«VW hat einmal mehr seine Verpflichtungen missachtet, sich an die Gesetze zu halten, welche saubere Luft für alle Amerikaner sichern», sagte EPA-Vertreterin Cynthia Giles der Mitteilung zufolge. «Alle Hersteller sollten nach den selben Regeln spielen.»
Nach Angaben der US-Behörde wurden in bestimmten Diesel-Modellen der Marken VW, Audi und Porsche der Modelljahrgänge 2014 bis 2016 Drei-Liter-Diesel-Motoren verbaut, die bei Stickoxid-Emissionen die in den USA erlaubten Grenzwerte um das bis zu Neunfache überträfen.
Auch Porsche Cayenne und Audi Quattro betroffen
Im einzelnen handle es sich um Fahrzeuge der Typen VW Touareg (2014), Porsche Cayenne (2015) sowie die Audi-Modelle A6 Quattro, A7 Quattro, A8, A8L, and Q5 (2016).
Wieviele Fahrzeuge in den USA und weltweit davon betroffen sind, ist bislang nicht bekannt: Die neuerliche Rüge der EPA betreffe ungefähr 10'000 Dieselfahrzeuge, die seit dem Modelljahr 2014 in den USA verkauft worden seien. Zusätzlich sei eine bislang unbekannte Zahl aus dem Modelljahrgang 2016 betroffen.
VW weist neue Vorwürfe zurück
Derweil wies Volkswagen die neuen Vorwürfe der US-Umweltbehörde EPA zurück, dass auch in 3-Liter-Motoren unzulässige Software installiert sei. «Die Volkswagen AG betont, dass keine Software bei den 3-Liter V6-Diesel-Aggregaten installiert wurde, um die Abgaswerte in unzulässiger Weise zu verändern», erklärte ein VW-Sprecher am Montagabend in Wolfsburg auf Anfrage. «Volkswagen wird mit der EPA vollumfänglich kooperieren, um den Sachverhalt rückhaltlos aufzuklären.»
Ein Porsche-Sprecher sagte, man habe die Vorwürfe zur Kenntnis genommen und werde sie nun prüfen.
Schon im September war die EPA mit dem Thema an die Öffentlichkeit gegangen. Volkswagen hatte daraufhin eingestanden, bei Abgas-Tests auf dem Prüfstand mit Softwarehilfe die Ergebnisse für Diesel-Motoren manipuliert zu haben. Die Software schaltet in Testsituation in einen Sparmodus. Bislang drehte sich die Abgas-Affäre lediglich um Motoren bis zu 2,0 Liter Hubraum.
Konzern in der Krise
Seitdem steckt der Konzern in einer Krise. Der ehemalige Konzernchef Martin Winterkorn räumte wie zahlreiche andere Manager seinen Posten. Der Aktienkurs war eingebrochen.
Im dritten Quartal musste der VW-Konzern wegen des Diesel-Skandals erstmals seit Jahren wieder einen Verlust ausweisen. Das Drama beendete abrupt eine jahrelange und zuletzt immer rasantere Rekordfahrt - und die Verluste zwingen die Wolfsburger auch, ihre Jahresziele zu kappen.
Weltweit ging es bislang um etwa 11 Millionen Autos der Marken VW-Pkw, VW-Nutzfahrzeuge, Audi, Seat und Skoda. Allein in Deutschland müssen 2,4 Millionen Diesel ab Januar 2016 in die Werkstatt. EU-weit sind 8,5 Millionen Fahrzeuge betroffen. Neben Ausgaben für die Rückrufe drohen Kosten etwa für Klagen und Schadenersatz.
Analysten raten VW zu Transparenz
Analysten rieten VW, im grossen Stil reinen Tisch zu machen. «Volkswagen sollte sofort und vollständig alle Personen und Produkte offenlegen, die in diesen Betrug involviert sind, egal, wie weitreichend», sagte Karl Brauer von der Auto-Forschungsgruppe Kelley Blue Book. Die Anschuldigungen vom Montag machten die Vorstellung noch unvorstellbarer, dass nur eine begrenzte Zahl an Personen an dem Betrug beteiligt gewesen sei.
VW könnte pro Auto mit 37500 Dollar (34000 Euro) bestraft werden, das würde eine Gesamtstrafe von 375 Millionen Dollar bedeuten. Dazu kämen die Geldbussen für die kleineren Dieselmotoren, so dass eine Milliardensumme zustande kommen kann. Das Unternehmen hat bereits Rückstellungen von rund 6,7 Milliarden Euro gebildet. Experten vermuten jedoch, dass der Betrag noch um ein Vielfaches höher sein könnte.
SDA/woz
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