Weko sagt Ja zur umstrittenen Werbeallianz
Swisscom, SRG und Ringier bekommen grünes Licht für die gemeinsame Werbevermarktung. Die Entwicklung zielgruppenspezifischer TV-Werbung sei noch ungewiss.

Die drei Unternehmen Swisscom, SRG und Ringier dürfen ihren Werbeverkauf bündeln. Die eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) hat das Gemeinschaftsunternehmen von Swisscom ohne Auflagen genehmigt. Nach einer vertieften Prüfung erwartet die Weko keine Beseitigung des wirksamen Wettbewerbs.
Neben der verstärkten Zusammenarbeit in der Vermarktung von Online-, TV- und Radiowerbung planen die Kooperationspartner über Swisscom-TV zielgruppenspezifische TV-Werbung in der Schweiz einzuführen.
Die Weko erwartet laut einer Mitteilung, dass das Unternehmen zu einem der stärksten Marktteilnehmern im Bereich der Werbevermarktung aufsteigen wird. Laut Weko bestehen aber bei der Werbung in TV-, Online-, Radio- und Printbereich weiterhin starke Wettbewerber.
Grosser Datenpool
Zudem sei die Marktentwicklung bei zielgerichteter TV-Werbung derzeit ungewiss. Damit sind laut Weko die gesetzlichen Voraussetzungen für ein Verbot oder für Auflagen nicht erfüllt. In einem gemeinsamen Communiqué stellten die Kooperationspartner fest, dass die Schweizer Werbemarkt durch den Weko-Entscheid Rückenwind erhalte. Die Dienstleistungen des neuen Unternehmens würden allen Werbeauftraggebern, Agenturen sowie weiteren Anbietern von Werbeinventar offenstehen.
Im August hatten die drei Unternehmen mitgeteilt, dass sie ihre Nutzerdaten in die neue Firma einbringen wollen, die Swisscom zudem ihr technisches Knowhow, die SRG und Ringier ihre Werbeplattformen.
Bedenken von Verlegern zerstreuen
Der Telekomanbieter Swisscom ist mit der Zulassung äusserst zufrieden. Konzernchef Urs Schaeppi erklärte, das öffne die Türen für Innovationen. «Wir sind sehr zufrieden», sagte Schaeppi am Rande einer Medienkonferenz an der ETH in Lausanne. Der neue Werbevermarkter habe die Chance, etwas auf dem Werbemarkt der Schweiz zu bewegen.
Auf seine Erwartungen zum Entscheid der Wettbewerbskommission (Weko) angesprochen, sagte Schaeppi, er habe immer die Idee gehabt, dass die Transaktion vielleicht nicht klappen könnte. Bei derartigen Geschäften gebe es immer Fragezeichen. Schaeppi will die bereits bei der Ankündigung der Fusion angemeldeten Bedenken der Schweizer Zeitungsverleger zerstreuen. Es gebe keinen Grund zur Sorge. Die neue Werbeplattform werde allen offen stehen.
Auch Ringier und die SRG zeigen sich erfreut. «Wir freuen uns, dass die Wettbewerbskommission Weitsicht bewiesen und besonnen entschieden hat», sagt Ringier-Sprecher Edi Estermann auf Anfrage. Die gemeinsame Vermarktungsorganisation hat laut Estermann damit eine erste wichtige Hürde genommen. «Wir wollen hier nun aber doch auch noch die Einschätzung des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom) abwarten.» Dasselbe liess SRG-Sprecher Daniel Steiner verlauten.
Das Bakom hatte nämlich im September eine Untersuchung darüber eingeleitet, ob die Beteiligung der SRG an der Werbeallianz den Entfaltungsspielraum privater Verlagshäuser und Medienanbieter übermässig beschränkt. Falls die Kooperation etwa die Erfüllung des Programmauftrages beeinträchtige, könnte Kommunikationsministerin Doris Leuthard der SRG in diesem Zusammenhang gewisse Auflagen erteilen. Laut einer Bakom-Sprecherin dauert diese Untersuchung derzeit noch an. Ein Abschlussergebnis erwarte man bis zum Ende des ersten Quartals 2016. Die Behördensprecherin verwies zudem darauf, dass ihr Amt zu diesem Thema am Mittwochnachmittag noch ein Communiqué veröffentlichen werde.
Verband Schweizer Medien unzufrieden
Der Verband der Schweizer Medien (VSM) bedauert den Entscheid der Weko, die Gründung der Werbeallianz von Swisscom, SRG und Ringier zu genehmigen. Der Entscheid komme jedoch nicht überraschend, schreibt der VSM in einer Mitteilung. Erwartet hatte der VSM den Entscheid, weil die Weko die Wettbewerbsverzerrung durch die Beteiligung der staatlich kontrollierten Swisscom und der gebührenfinanzierten SRG beim Entscheid nicht berücksichtigen konnte. Aus Sicht des VSM liegt es deshalb am Bakom einzugreifen.
So solle das Bakom die Allianz in dieser Form entweder untersagen oder sicherstellen, dass die Nutzerdaten der Swisscom und der SRG sowie die Inhalte der SRG diskriminierungsfrei zu den gleichen Konditionen weitergegeben werden, oder sich alle interessierten Partner gleichberechtigt an der Allianz beteiligen können, heisst es in der Mitteilung.
SDA/ij
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