Weltgrösstes Containerschiff: Dank Flutwelle nach Hamburg
Die CMA CGM Marco Polo ist grösser als ein US-Flugzeugträger. Nach einem schwierigen Wendemanöver legte der Gigant nun zum ersten Mal in Hamburg an.

Mit 396 Metern Länge und 54 Metern Breite ist die Marco Polo grösser als ein Flugzeugträger der US-Marine. Der Anlauf galt als seemännische Herausforderung, weil Besatzung und Helfer an Land nur wenig Zeit während der Scheitelwelle der Flut hatten, um das Schiff auf der Elbe zu drehen und an einen geschützten Liegeplatz am sogenannten Burchardkai zu bugsieren.
Auf den Frachter passen 16'020 Standardcontainer. Bei seiner Ankunft war das Schiff aber nicht voll beladen, da es sonst in der zu flachen Elbe steckengeblieben wäre. Die «Marco Polo» liegt anderthalb Tage in Hamburg und wird nach Schätzungen 4000 Container aus- und aufladen. Damit Schiffe dieser Grösse voll beladen nach Hamburg kommen können, müsste die Elbe vertieft werden. Aber die von Bund und Land geplante Elbvertiefung ist umstritten.
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gab jüngst einem Eilantrag von Umweltschützern gegen das Vorhaben statt. Seitdem ist das 400 Millionen Euro teure Projekt vorerst gestoppt. Die Umweltschützer befürchten unter anderem höhere Sturmfluten. Hafenwirtschaft und Reeder sehen wegen der Entscheidung den grössten deutschen Hafen auf lange Sicht von der Schiffsentwicklung abgekoppelt.
Reederei beklagt Einschränkungen
«Die verzögerte Elbvertiefung erschwert es uns, eine verlässliche Abfertigung zu ermöglichen, da wir bereits heute die Elbe nur unter Einschränkungen befahren können», sagte der Geschäftsführer des «Marco Polo»-Besitzers CMA CGM, Reinhard Peschel. Die 1978 gegründete französische Firma ist die drittgrösste Reederei der Welt mit fast 400 Schiffen.
Hintergrund ist, dass Containerschiffe immer grösser werden. Je grösser das Schiff, umso niedriger sind die Transportkosten pro Container. Denn Kostentreiber wie Spritverbrauch oder Besatzung wachsen langsamer als die Schiffsgrösse. Die «Marco Polo» wird deshalb nicht lange das grösste Containerschiff der Welt bleiben, Werften bauen schon Schiffe für 18'000 Container und planen Frachter mit 20'000 Boxen.
Pendeln zwischen Europa und China
Im Grunde ist Hamburg im Vergleich zu Konkurrenten wie Bremerhaven, Rotterdam oder Wilhelmshaven schlecht geeignet für die Riesenschiffe, die mehr als 100 Kilometer die enge und flache Elbe hinauffahren müssen. Der Hamburger Vorteil: Der restliche Weg zu Empfängern der Container etwa in Polen, Russland oder Skandinavien ist deutlich kürzer.
Die Giganten wie die «Marco Polo» pendeln meist zwischen Europa und China und schaffen vor allem Konsumartikel aus Asien nach Europa. In umgekehrter Richtung gibt es deutlich weniger Fracht, etwa Maschinen, Autos und Ersatzteile.
dapd/sam
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