Sensation in KatarEin Sieg ist nicht genug – Deutschland blamiert sich erneut
Deutschland gewinnt gegen Costa Rica zwar 4:2. Weil aber Japan gleichzeitig Spanien besiegt, scheitern die Deutschen wie 2018 früh.
Am Vortag verbreiten Per Mertesacker und Christoph Kramer auf ZDF noch grenzenlose Zuversicht, eigentlich spricht die Arroganz aus den beiden Weltmeistern von 2014. Mertesacker tippt auf 3:0 für Deutschland gegen Costa Rica und Kramer auf 5:0.
Und dann wird es ein Donnerstagabend, der sich ins kollektive Gedächtnis von Fussball-Deutschland einbrennen wird. Die Deutschen gewinnen zwar 4:2, nachdem sie einmal 1:2 zurückgelegen haben. Trotzdem scheiden sie aus, schon wieder nach den Gruppenspielen wie 2018. Die Blamage und das Debakel sind perfekt für eine Mannschaft, die in Katar vollmundig angetreten war, den Titel gewinnen zu wollen.
Platz 3 ist es geworden in der Gruppe E, hinter Japan und Spanien. Ja, Japan setzt sich als Gruppensieger durch, dank eines 2:1 gegen Spanier, deren bedenkliche Einstellung an diesem Tag Fragen aufwirft. Die Asiaten treffen im Achtelfinal auf Kroatien und die Spanier auf Marokko.
Die Deutschen dagegen fliegen am Freitagnachmittag zurück in die Heimat. Mit ganz schwerem Gepäck und vielen grundsätzlichen Fragen, wo sie mit ihrem Fussball stehen und wie es weitergehen kann mit Hansi Flick als Trainer.
Der sportliche Wahnsinn
Dabei beginnt der Abend ganz normal. Die Deutschen gehen ihre Aufgabe so druckvoll an, dass ihr 1:0 nach zehn Minuten nur logisch ist. Gnabry verwertet eine Flanke Raums mit dem Kopf. Und kaum ist das passiert, erhalten sie die Nachricht, dass Spanien gegen Japan ebenfalls führt. Alles ist gut für sie, so liegen sie auf Platz 2.
Sie sind weiter überlegen, auch wenn sich Musiala viel zu oft verdribbelt und Müller als Mittelstürmer ein Totalausfall ist. Eigentlich deutet nichts darauf hin, was sich noch ereignen sollte, nicht bis zu diesem Warnschuss in der 42. Minute, als Costa Ricas Fuller erst an Neuer scheitert.
Kaum hat die zweite Halbzeit begonnen, bricht das Unheil über Deutschland herein. Ein paar Kilometer entfernt macht Japan aus dem Rückstand ein 2:1. Und als wäre das des sportlichen Wahnsinns nicht genug, legt auch Costa Rica nach. Ausgleich durch Tejeda in der 58. Minute, Führung durch Neuers Eigentor in der 70. Minute – und das heisst im Zwischenstand: Japan und Costa Rica wären im Achtelfinal, Spanien und Deutschland ausgeschieden.
Zu allem passt, dass Musiala zwischen den beiden Gegentoren gleich zweimal den Pfosten getroffen hat. Die Deutschen sind Nervenbündel. Und schaffen es doch, schnell auf den Rückstand zu reagieren. Füllkrug bereitet den Ausgleich von Havertz vor, beide stehen erst ein paar Minuten auf dem Platz.
Es ist ein wilder Kampf. Sané leitet einen Konter ein, sein Pass kommt zu Füllkrug, und dann bringt der Bremer den Ball aus fünf Metern nicht an Navas vorbei. Der Costa Ricaner rettet spektakulär mit dem Kopf.
Flicks Fehlgriffe
Navas’ Teamkollegen geht langsam die Kraft aus, die Deutschen stürmen weiter. Havertz legt mit dem 3:2 nach, die 85. Minute läuft, und Füllkrug ist auch erfolgreich. Die beiden zeigen, dass sich Trainer Flick personell erneut vergriffen hat.
Es geht diesmal zwar resultatmässig gut aus. Aber grundsätzlich ist unverständlich, wieso er den formschwachen Müller dem formstarken Füllkrug vorzieht und viel zu lange zuwartet, um von aussen auf eine taumelnde Mannschaft einzuwirken. Letzten Endes zahlt er für seine Fehler gegen Japan, als er die Mannschaft mit seinen Auswechslungen so sehr destabilisierte, dass sie noch 1:2 verlor. Darum liegt Deutschland jetzt am Boden. Schon wieder. Oder weiterhin.
Nun ist auch hier der Spass vorbei. Die Deutschen gewinnen gegen Costa Rica zwar 4:2. Aber wie Sieger sehen sie nicht aus. Wir blicken in betretene Gesichter.
… und der ARD-Kommentator verkündet schon einmal, wann die Deutschen morgen nach Hause fliegen. Um 14 Uhr hebt der Flieger ab – der Vollständigkeit halber.
Japan gewinnt, Deutschland scheidet schon wieder in der Gruppenphase aus.
Die Sekunden verstreichen. Noch eine Minute müssen die Japaner überstehen. Dann sind sie als Gruppenerster weiter. Und Deutschland: Sie wissen es. Was für ein dramatischer Abend!
Noch knapp zwei Minuten bleiben Spanien gegen Japan, den Ausgleich zu erzielen und so die Deutschen vor dem Aus zu bewahren. Fehlende Bemühung kann man den Spaniern nicht vorwerfen.
Es ist egal, was in dieser Partie noch passiert. Deshalb gilt unser Augenmerk der Partie von Spanien gegen Japan.
Deutschland muss weiterhin auf den Ausgleich Spaniens hoffen.
In dieser Partie werden sogar 10! Minuten nachgespielt.
Füllkrug gelingt das 4:2. Und bei Spanien gegen Japan werden derweil 7 Minuten Nachspielzeit verkündet. Das Drama dauert noch ein wenig an.
Derweil hat Spanien eine grosse Chance zum 2:2 vergeben.
Füllkrug gelingt das 4:2 – vermeintlich. Die Linienrichterin hat ein Offside gesehen. Warten wir mal den VAR-Check ab. Gemäss den TV-Bildern müsste das Tor eher zählen.
Da ist das 3:2: Gnabry bringt den Ball von rechts zur Mitte, am hinteren Pfosten ist erneut Havertz zur Stelle. Nur, wie schon gesagt: Dieses Tor bringt den Deutschen nichts. Spanien muss gegen Japan ausgleichen.
Der unermüdliche Musiala versucht es weiter. Und bleibt weiter glücklos. Aber was ist, wenn die Spanier gar nicht ausgleichen wollen? Als Gruppenzweiter würden sie im Achtelfinal auf Marokko treffen.
Dieses Tor sorgt dafür, dass die Deutschen aktuell in Führung gehen könnten und sie würden trotzdem nicht weiterkommen:
Die Deutschen drücken aufs 3:2. Das Cornerverhältnis steht 13:1. Aber auch der bisher letzte bleibt ohne Ertrag. Auf den Rängen sind deutsche Fans zu sehen, die sich ungläubig an den Kopf fassen.
Costa Rica hat hier Blut gerochen und sucht wieder den Führungstreffer. Und läuft dann in einen Konter: Sané kommt über links und spielt den Ball zur Mitte, Füllkrug trifft aus kurzer Distanz aber nur die Latte. Es ist wie verhext für die Deutschen.
Deutschland braucht ein weiteres Tor. Und muss hoffen, dass Spanien gegen Japan ausgleicht. Sonst sind alle Bemühungen für nicht gewesen.
Hier geht es Schlag auf Schlag. Nur drei Minuten währt die Führung Costa Ricas. Dann kann der eingewechselte Havertz für Deutschland ausgleichen.
Das Tor wird geprüft. Das gibt uns die Zeit, die Fakten zu liefern: Der Ball kommt zur Mitte, Tohuwabohu vor Müller und plötzlich ist der Ball drin: Vargas wird als Torschütze angegeben.
Tatsächlich! Costa Rica geht in Führung. Aktuell wären Deutschland und Spanien draussen.
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