Wenn aus dem Operationssaal eine Küche wird
Das Spital Affoltern wäre nicht das erste im Kanton Zürich, das schliessen muss und deshalb anders genutzt wird.

Was macht man bloss mit einem Krankenhaus, wenn die Kranken weg sind? Diese Frage könnte sich bald schon in Affoltern am Albis stellen, nachdem der Stadtrat diese Woche bekannt gegeben hat, dass er fürs Bezirksspital keine Perspektive sieht. Die Kapazitäten der umliegenden Spitäler genügten, die Weiterführung des Betriebs sei für die Stadt ein zu grosses finanzielles Risiko.
Im Kanton mussten schon andere Spitäler den Betrieb einstellen, nachdem die damalige Gesundheitsdirektorin Verena Diener vor gut 20 Jahren der Zürcher Spitallandschaft eine Schlankheitskur verordnet hatte. Mit den Liegenschaften, die eigens für die Bedürfnisse der Kranken gebaut wurden, ist seither ganz Unterschiedliches geschehen. Eine kleine Reise durch den Kanton – und darüber hinaus.

Das ehemalige Schwesternhaus und der Spitaltrakt in Wädenswil wurden abgerissen. Nur noch das historische Spitalgebäude aus den 30er-Jahren steht noch auf dem Areal. Wo früher Ärzte auf den Gängen wandelten, befinden sich heute Wohnungen. «Wir mussten das Spitalgebäude stark verfremden, damit es fürs Wohnen taugt», sagt Architekt Gabriel Wyss. Wände wurden herausgerissen, Balkone angebaut. Das Treppenhaus des Spitals haben die Architekten belassen.

Von aussen sei klar ersichtlich, dass das Haus aus den 30er-Jahren stammt, sagt Wyss. «Es ist keine Glaskiste.» Das Architekturbüro Romero Schaefle Partner hat insgesamt 67 Eigentumswohnungen realisiert– und zusätzlich zum historischen Gebäude fünf Neubauten hinzugefügt. Alle Einheiten sind gleich ausgerichtet und haben eine ähnliche Fassade.
Rekrutierungszentrum und Massagesalon
Das Areal des ehemaligen Spitals Rüti wird heute vielfältig genutzt. 10'000 junge Männer und Frauen aus den Kantonen Zürich, Schaffhausen, Thurgau und Zug kommen jährlich für die Rekrutierung der Armee hierher. «Die Infrastruktur des Spitals ist für uns optimal. Wir mussten nicht viel umbauen», sagt Mathias Rothenberger, der den Betrieb leitet. In den alten OP-Sälen wird das Militär vorgestellt. Die Medizinchecks finden in den Behandlungszimmern statt. Und in den Patientenzimmern schlafen die Stellungspflichtigen auf Kasernenbetten.

Im ehemaligen Schwesternhaus befinden sich heute Wohnungen. In anderen Räumlichkeiten haben sich verschiedene Geschäfte eingemietet, unter anderem ein Massagesalon. Zudem stehen auf dem Areal einige Neubauten. Der Rettungsdienst Regio 144 ist an der Spitalstrasse stationiert, ebenfalls ein Zentrum für Radiotherapie.
Die Alterszentrumsküche im Operationssaal
Die meisten ehemaligen Zürcher Spitäler sind heute Alterszentren. So in Bauma, Adliswil, Pfäffikon, Dielsdorf und Wald. Das ist naheliegend, denn es gibt viele Ähnlichkeiten: Stationszimmer für die Pflege, Gänge, die für Betten breit genug sind und behindertengerechte Infrastrukturen.
Im Jahr 2000 wurde das Spital Bauma in ein Alterszentrum umgewandelt. «Wir mussten die Räumlichkeiten wohnlicher gestalten», sagt Heimleiter Alfred Weidmann. Im Spital wollen die Patienten möglichst schnell wieder nach Hause. Im Alterszentrum hingegen bleiben die Bewohnerinnen meist für immer.

Nicht auf einen Chlapf, sondern stetig sanierten die Betreiber das Spital und funktionierten es um. Sie vergrösserten die Cafeteria und richteten mehr Aufenthaltsräume ein. Sie verschönerten die Umgebung und wandelten Mehrbettzimmer in Einzelzimmer um. Fast jedes Zimmer hat heute ein eigenes Badezimmer, was früher nicht so war. Im früheren Operationssaal entstand die Küche. «Das merkt aber niemand», sagt Heimleiter Alfred Weidmann. Nur die langen Korridore erinnerten noch an die Spitalzeiten.
Kultur, Asylzentrum, Verwaltung
Andere Kantone haben weitere Wege gefunden, alte Spitalräumlichkeiten umzunutzen. Im alten Spital Solothurn ist ein Kultur- und Kongresszentrum mit Restaurant und Hotel entstanden. Es werden Theater vorgeführt, Filme gezeigt und an den Solothurner Literaturtagen Lesungen gehalten.

Das leer stehende Berner Zieglerspital ist heute ein Bundesasylzentrum. Die Grösse des ehemaligen Spitals sei ideal, und auch das Raumkonzept entspreche den Anforderungen der Behörden.

In Zug wurde das Kantonsspital zwischengenutzt, ebenfalls durch eine Asylunterkunft, aber auch durch Vereine und die Verwaltung. Im ehemaligen Personalhaus zog der schulpsychologische Dienst und das Amt für Kindes- und Erwachsenenschutz ein.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch