Wenn clevere Frauen ihre Karriere abbrechen
Warum geben so viele erfolgreiche Frauen ihren Beruf auf? Klar, wegen der Kinder, so heisst es immer wieder. Wegen der Doppelbelastung. Wirklich? Wir kennen den wahren Grund.

Dass die Sache keineswegs so klar ist, ahnen wir ja alle von Zeit zu Zeit. Und offenbar gibt es sogar einen ernüchternden Faktor, der bislang kaum beachtet oder zumindest ausformuliert wurde: Gut ausgebildete und erfolgreiche Frauen steigen aus – weil ihre Männer erfolgreich sind.
Neue Daten und Fakten dazu lieferte jetzt ein Report der Nachrichtenagentur Reuters. Ausgangslage war das Phänomen, dass die Zahl der gut ausgebildeten Frauen in der amerikanischen Arbeitswelt in den letzten Jahren leicht gesunken war. (Lesen Sie auch: «Platz für die Damen»)
Fatale Wahrheit
Eine Studie, welche zwei Ökonominnen nun im Auftrag der US-Notenbank Fed erarbeiteten, ging der Sache auf den Grund. Sie untersuchte die Zahl der beschäftigten Frauen mit Universitätsabschluss, die mit ebenso gut ausgebildeten Männern verheiratet waren. Und heraus kam: Ihre Zahl sank zwischen 1996 und 2003 jedes Jahr um 0,1 Prozent. Zuvor war der Trend umgekehrt gewesen: Von 1976 bis 1992 stieg die Zahl der berufstätigen Akademikerinnen mit gut ausgebildetem Gatten um 2,4 Prozent pro Jahr.
Das sind vielleicht etwas verquaste Zahlenkombinationen, aber sie enthalten offenbar eine fatale Wahrheit: Immer mehr bestens ausgebildete Frauen haben Arbeit nicht nötig, weil ihr Mann eine Menge Geld verdient – und sie lassen dann den Job tatsächlich sausen. Stefania Albanesi, eine der Autorinnen der Fed-Studie, verband die sinkende Kurve bei den berufstätigen Akademikerinnen mit den Löhnen für Universitätsabsolventen; und heraus kam, dass diese Gehälter just in denselben Epochen steil angestiegen waren. Auf der anderen Seite stieg ja die Beschäftigung der Frauen insgesamt – also bei jenen Frauen, die nicht mit Universitätsabsolventen verheiratet waren. (Lesen Sie auch: «Sie sind schlau, ehrgeizig und attraktiv»)
«In den letzten zwanzig Jahren kletterten die Löhne für gut ausgebildete Männer so steil an, dass die anderen Einkommen einer Familie dagegen klein zu wirken begannen – also in der Regel der Lohn der Frauen», erklärte Albanesi gegenüber Reuters. Die Folge: «Manchmal stiegen verheiratete Frauen in der Mitte ihrer Karriere aus, genau zu der Zeit, als ihre Männer in höhere Positionen gelangten. Sie hörten auf, ein Einkommen zu erzielen, das sie gar nicht mehr benötigten.»
Die Kinder haben diesmal nicht Schuld
Untermauert wurde die These durch eine andere Tendenz: Die meisten gut ausgebildeten Frauen brachen ihre Karrieren nicht etwa ab, als ihre Kinder zur Welt kamen oder als diese Kleinkinder waren – sondern erst zur Zeit, als sie bereits in die Schule gingen. Also eben auch in den Jahren, als die Väter so richtig gutes Geld zu verdienen begannen... (Lesen Sie auch: «Sie wollen nach oben? Dann vergessen Sie jetzt mal alles, was Sie gelernt haben»)
Der «rich husband effect» (so der Titel eines Kommentars auf einem Anwaltsportal) liesse sich natürlich jetzt ganz simpel zusammenfassen: Frauen machen es sich leicht – allzu leicht. Wenn nur nicht am Ende, bei genauerer Betrachtung, wieder ein bemerkenswertes Detail als Ursache des ganzen Problems auftauchen würde: die Lohnfrage.
Denn sind nicht all diese Aussteigerinnen schlicht eine weitere Folge der Tatsache, dass Männer für dieselbe Arbeit mehr verdienen?
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