Wenn das UPC-Abo viel mehr kostet
Wer nicht aktiv etwas unternimmt, zahlt für bestimmte Kombi-Abos bis zu 45 Prozent mehr. Die Stiftung für Konsumentenschutz kritisiert dieses Vorgehen.

In diesen Tagen hat der grösste Schweizer Kabelnetzbetreiber Kunden über das Auslaufen ihrer bestehenden Abos informiert. Wer nicht von sich aus kündigt oder ein günstigeres, allerdings schlechteres Abo bestellt, wird automatisch auf Entertainment UPC TV 600 umgeschaltet. Top-Deal-Kunden, die bis anhin 85 Franken bezahlt haben, müssen so auf einen Schlag 99 Franken bezahlen. Verlängern die Kunden das Abo, liegt der Preis nach einem halben Jahr sogar bei 124 Franken, weil dann die Kosten für Mysports Pro vollständig belastet werden. Die Mehrkosten liegen bei 45 Prozent.
Die Vorgehensweise sei stossend und widerspreche den Grundsätzen der Vertragslehre, sagt die Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, Sara Stalder. Das Schweigen einer Partei dürfe nur in absoluten Ausnahmefällen als Zustimmung gewertet werden. Das UPC-Schreiben vom 31. Juli wurde vielen Top-Deal-Kundinnen und -Kunden erst vor wenigen Tagen zugestellt. UPC begründet den Wechsel damit, dass man dem Kunden «das beste Surf-Erlebnis und tolle Unterhaltung bieten» wolle. Aus diesem Grund laufe das bisherige Abo aus. Top-Deal-Kunden erhielten bis anhin 500 Mbits/s Internet, eine HD-Mediabox und Gratisgespräche ins Festnetz.
Dass Kunden ohne ihre Einwilligung auf andere Abos migriert würden, sei zunehmend verbreitet in der Branche.
Wer nicht auf das teuerste Abo wechseln will, muss nun selber aktiv werden und zwischen zwei Alternativen auswählen. Ohne Premium Plus und Mysports Pro werden monatlich 89 Franken verrechnet. Das Telefonieren ist hier aber nicht mehr wie früher gratis. Es fällt ein «günstiger», allerdings nicht näher bezeichneter Minutenpreis an. Besser fährt nur, wer sich neu mit 300 Mbit/s Internet zufriedengibt. Kostenpunkt hier: 79 Franken.
Auch Oliver Zadori, Betreiber der Vergleichsplattform Dschungelkompass, spricht von «einem happigen Preisaufschlag». Dies treffe vor allem auf all jene zu, die die darin enthaltenen neuen Zusatzleistungen nicht gebrauchen wollen. Er empfiehlt deshalb betroffenen Kunden, auf das günstigste Abo zu wechseln. «Die Kosten liegen hier sechs Franken tiefer. Interessant ist, dass UPC auch die Zusatzfunktion Phone CH, die mit zehn Franken im Monat zu Buche schlägt, im billigsten und teuersten Alternativ-Abo automatisch einpreist.
Verbreitete Praxis
UPC sehe solch einseitige Vertragsveränderungen in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen vor und überlasse es den Kunden, in diesen Fällen eine Kündigung vorzunehmen, sagt Stalder. Grundsätzlich müsste ein Gericht beurteilen, ob eine solche Klausel überhaupt zulässig sei oder ein vertragliches Missverhältnis zwischen den Rechten und Pflichten der Parteien darstelle. Diese Prüfung sei aber hinsichtlich des Aufwands und der Kosten kaum realistisch. In einem Markt mit generell sinkenden Preisen steht gemäss Stalder ein solcher Preisaufschlag quer in der Landschaft.
Dass Kunden ohne ihre Einwilligung auf andere Abos migriert würden, sei leider zunehmend verbreitet in der Branche. Bereits im letzten Jahr hat Swisscom mit einer ähnlichen Praxis Schlagzeilen gemacht. Damals ging es um Handy-Abos. Bei UPC entstehe laut Stalder der Verdacht, dass das Unternehmen das neue Produkt UPC TV pushen wolle, indem sie es bestehenden Kunden mittels einseitiger Vertragsänderungen aufzwinge.
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