Mit Laser gegen Mohamed SalahWenn das WM-Ticket in der Dorfdisco vergeben wird
Nachdem der Liverpool-Star im Penaltyschiessen zwischen Senegal und Ägypten mit Laserpointern geblendet wurde, erhebt der ägyptische Verband schwere Vorwürfe.

Der ägyptische Ausnahmefussballer Mohamed Salah ist es gewohnt, im Rampenlicht zu stehen. Im Rückspiel der WM-Qualifikation in Senegal musste der Stürmer am Dienstagabend allerdings eine Ausleuchtung befremdlicher Art ertragen. Die beiden Mannschaften hatten das Drama um eines der letzten WM-Tickets auf den Höhepunkt getrieben, die Entscheidung musste im Elfmeterschiessen fallen.
Dann passierte das Unwürdige: Als Salah antrat, tanzten sofort unzählige grüne Lichtpunkte auf seinem Gesicht und Körper. Gerade so, als stünde er nicht in einem Stadion in Senegals Hauptstadt Dakar, sondern auf der Tanzfläche in einer Dorfdisco. Zuschauer hatten Laserpointer mit ins Stadion genommen, um das Spiel zugunsten ihrer Mannschaft zu beeinflussen. Freundlich ausgedrückt. Tatsächlich bewegten sich die Bedingungen für den Schützen allermindestens am Rande des Zumutbaren.
Salah beschwerte sich allerdings nicht beim Schiedsrichter über die Blendungsversuche, stattdessen nahm er Mass, lief an – und schoss den Ball übers Tor. Nach Salah hatte jeder weitere ägyptische Schütze grüne Lichter im Gesicht, ebenso Torhüter Mohamed El-Shenawy bei seinen Versuchen, die Elfmeter der Senegalesen zu parieren. Am Ende fand nur einer von vier ägyptischen Versuchen den Weg ins Tor, 3:1 (1:0, 1:0) für Senegal lautete das Ergebnis, was dem Land seine dritte WM-Teilnahme bescherte. Ägypten, das das Hinspiel 1:0 gewonnen hatte, versank dagegen in Trauer, mit Salah als dunkler Lichtgestalt.
Denn zu seinem Fehlschuss gehört eine Vorgeschichte: Im Final des Afrika-Cups Anfang Februar war es gegen Senegal schon einmal zum Showdown im Elfmeterschiessen gekommen. Damals war Salah als fünfter Schütze bestimmt worden, musste dann mitansehen, wie seine Mitspieler die Siegchance aus der Hand gaben, ehe er zum Punkt schreiten durfte.
Das ägyptische Nationalteam hatte aus diesem vermeintlichen Fehler seine Lehren gezogen und Salah nun als Ersten losgeschickt. So wurde er früh zur tragischen Figur. Sein Liverpooler Teamkollege Sadio Mané dagegen wurde zum Helden – er verwandelte wie schon im Afrika-Cup-Final den letzten und entscheidenden Elfmeter.
Auch rassistische Angriffe, sagt Ägypten
An der zentralen Rolle Salahs in diesem Drama rüttelte dieser Umstand aber nicht. Denn der ägyptische Verband beschwerte sich, dass vor allem der Spieler des FC Liverpool Opfer von weiteren Angriffen geworden sei. «Die ägyptische Nationalmannschaft wurde durch beleidigende Schilder auf der Tribüne gegen die ägyptischen Spieler im Allgemeinen und Mohamed Salah im Besonderen rassistisch angegriffen», schrieb der Verband auf Instagram. Zudem seien beim Aufwärmen Flaschen und Steine auf die ägyptischen Spieler geflogen. Flaschenwürfe waren zumindest während der Partie zu beobachten.
Schon vor dem Spiel seien laut Verband die Busse attackiert worden, die Angriffe hätten zu «zerbrochenen Fensterscheiben und Verletzungen» geführt, schrieb der Verband und kündigte eine offizielle Beschwerde an.
Ein Todesopfer in Nigeria
Zu einem grösseren Gewaltausbruch kam es in Nigeria, als Hunderte Zuschauer nach dem 1:1 gegen Ghana, das Nigeria nach dem 0:0 im Hinspiel wegen der hier noch existierenden Auswärtstorregel die WM-Teilnahme kostete, den Platz stürmten. Der Mob verwüstete das Feld, griff Spieler beider Mannschaften an.
Dazu sorgte ein tragischer Vorfall für Bestürzung. Der Fifa-Arzt Joseph Kabungo starb bei dem Spiel. Der Mediziner sei als Doping-Beauftragter im Einsatz gewesen, teilte der Fussballverband von Sambia (FAZ) am Mittwoch mit. Als Todesursache Kabungos gab der nigerianische Verband einen Herzinfarkt an. In einer am Abend verbreiteten Erklärung hiess es: «Es ist ein sehr trauriger Zwischenfall und man ist schockiert, dass einige Personen das Ganze schrecklich entstellen und behaupten, er sei von Fans erschlagen worden; das ist eine Lüge: Er starb nach einem plötzlichen Herzinfarkt.» Medien hatten zunächst spekuliert, ob Kabungo von randalierenden Fans getötet wurde oder aus natürlichen Gründen gestorben sei.
Kamerun sicherte sich in Algerien mit einem 2:1-Sieg durch einen Treffer in der vierten Minute der Nachspielzeit der Verlängerung ein WM-Ticket. Auch Tunesien und Marokko sind in Katar dabei.
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