Wenn die Kampagne gegen Spielsucht zum Wetten animiert
Warnhinweise können eine gegenteilige Wirkung haben, belegen Studien. Gefragt sind vielmehr Schutzmassnahmen.

Es ist ein eingängiger Spruch: Wenn der Spass aufhört, hör auf. Der Slogan soll Kunden von britischen Wettanbietern daran erinnern, dass Glücksspiel gefährlich sein kann. Doch offenbar erreicht er sein Ziel nicht, wie der «Guardian» berichtet. Eine Studie der Universität Warwick zeige sogar, dass er das Gegenteil bewirken kann. In einem Experiment wetteten 506 Fans der englischen Premier League auf verschiedene Fussballspiele. Bevor sie ihren Einsatz festlegten, wurden ihnen verschiedene Botschaften präsentiert. Einige bekamen dabei einen Warnhinweis zu sehen, andere nicht. Einen Einfluss auf das Verhalten der Probanden haben die Wissenschaftler nicht festgestellt.
Die Forscher haben sogar herausgefunden, dass Befragte, die die Anti-Werbung gesehen haben, eher eine Wette platzieren als solche, die sie nicht gesehen haben. Doch habe sich dieser Zusammenhang statistisch nicht erhärtet. Die neue Studie deckt sich mit einer Untersuchung, die vor zwei Jahren von der Universität in Toulouse durchgeführt wurde. Dort zeigte sich, dass Warnhinweise sehr gut formuliert sein müssen, damit sie ihren Präventionszweck erfüllen und nicht als Werbung wahrgenommen werden.
Legales Angebot an Geldspielen wächst
Es sei bekannt, dass solche Slogans zum Teil die gegenteilige Wirkung haben können, so eine Sprecherin von Sucht Schweiz. «Es erstaunt uns nicht, dass einzig aufgrund solcher Warnhinweise keine Verhaltensänderung bei den Spielenden auszumachen ist.» Vor einem Jahr hat Sucht Schweiz eine vergleichbare Kampagne zu Sportwetten lanciert. Ihr Leitspruch lautet: «Informier dich, wenn das Spiel mit dir spielt.» Laut Sucht Schweiz braucht es aber mehr als Sensibilisierungsmassnahmen.
Schutzmassnahmen könnten die persönliche Registrierung, die Definition von Einsatz- und Verlustgrenzen, Sperrmöglichkeiten, Selbsthilfetools oder Werbeeinschränkungen sein. Sportwetten gelten als heikel, weil die Spielenden glauben, mit ihrem Wissen rund um Athleten und Clubs einen Vorteil zu haben.
Bei Sucht Schweiz geht man davon aus, dass das legale Angebot an Geldspielen wächst. «Die Marketingmassnahmen der Industrie werden sich wohl intensivieren und ausdifferenziert werden», so die Sprecherin. Daher soll im Herbst eine neue Kampagne lanciert werden. Dieses Mal wird der Fokus auf Onlinegeldspiele liegen. «Wir gehen davon aus, dass die Anbieter aufgrund des neuen legalen Angebots sehr viel in Werbung investieren werden.» Dies, da es darum gehen werde, den wachsenden Markt für sich zu gewinnen.
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