«Wenn ein Sturm über Kuba geht, dann kostet das fast nichts»
Die vielen Naturkatastrophen belasten die Rückversicherungen. Die Swiss Re schaut nun gebannt in die USA, wo die Wirbelstürme über Gewinn oder Verlust des Unternehmens entscheiden – je nach Windrichtung.
Nach den Naturkatastrophen in Japan, Australien und Neuseeland wird 2011 für Rückversicherer wie die Swiss Re kein gutes Jahr. Es könnten aber noch weitere Lasten kommen: Die Hurrikan-Saison in den USA entscheidet über Gewinn oder Verlust - und eventuell höhere Preise.
Das Wetter in Nordamerika beschäftigt die Versicherer Jahr für Jahr besonders. Nach 2005, als der Hurrikan Katrina schwerste Verwüstungen anrichtete, war es vergleichsweise ruhig. Für dieses Jahr sei eine «überdurchschnittliche Aktivität» vorausgesagt, sagt Analyst Stefan Schürmann von der Bank Vontobel.
Das muss nichts bedeuten, kann aber: «Wenn ein Sturm über Kuba geht, dann kostet das die Rückversicherer fast nichts. Wenn er Miami trifft, sind die Kosten enorm», erklärt Schürmann. Die Erdbeben und Überschwemmungen in Japan, Australien und Neuseeland haben gezeigt, wie gewaltig die Schadenlasten nach Naturkatastrophen in entwickelten Ländern werden können.
Rückversicherer trifft's
Swiss Re, dem weltweit zweitgrösste Rückversicherer, haben diese Katastrophen mit einer geschätzten Schadenlast von 2,3 Milliarden Dollar im ersten Quartal 665 Millionen Dollar Verlust beschert. Bleibt der Rest des Jahres ohne grosse Katastrophen, kann Swiss Re die Delle glätten. In einer ähnlichen Lage ist auch Branchenführer Munich Re.
Aber für das Jahresergebnis der Swiss Re seien im Moment nur Schätzungen möglich, sagt Experte Georg Marti von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Im Moment erwartet er keinen Verlust. Mit einer Katastrophe in den Ausmassen von Hurrikan Katrina sieht es anders aus. Nach heutigen Preisen kostete Katrina die Versicherer 72 Milliarden Dollar.
Zwei Seiten der Medaille
Mit hohen Schadenlasten schmilzt das Eigenkapital der Rückversicherer, das als Garantie für ihre eingegangenen Verpflichtungen dient. Darauf reagieren die Rückversicherer besonders empfindlich, denn ihre Mittelausstattung ist die Basis für das Vertrauen der Kunden, also der Versicherer, und ein Wettbewerbsvorteil im hart umkämpften Markt des Risikoschutzes.
«Ein zusätzliches Ereignis wie Katrina würde 2011 zu einem düsteren Jahr machen», sagt Andreas Schraft, Leiter der Abteilung Naturgefahren der Swiss Re. Für ihn ist das aber nicht nur negativ: Starke jährliche Schwankungen in der Schadenlast aufgrund von Naturkatastrophen seien ein Charakteristikum des Geschäfts.
«Für uns ausschlaggebend ist die mittlere Schadenlast über mehrere Jahre verteilt», erklärt Schraft. Naturkatastrophen könnten zudem zu steigenden Rückversicherungspreisen und zu neuen Geschäftsmöglichkeiten für Rückversicherer führen. Wenn das Eigenkapital in der Branche bedroht ist, dann können die Rückversicherer auf breiter Front die Preise hochsetzen.
Teilweise höhere Preise
So weit ist es allerdings noch nicht. Wie häufig nach Katastrophen seien für gewisse Bereiche der Rückversicherung die Preise am Steigen, erklärt ZKB-Analyst Marti. So hätten die Preise für Erdbebendeckungen in Japan und Neuseeland angezogen.
«Die grossen Schäden durch Naturkatastrophen vom vierten Quartal 2010 und dem ersten Quartal 2011 haben jedoch nicht zu einer weltweiten Kapazitätsverknappung für die Rückversicherung geführt», resümiert Marti. Für alle Bereiche der Rückversicherung sei also noch nicht mit Preissteigerungen zu rechnen.
Die Experten sind aber einigermassen sicher, dass die mehrjährige Phase fallender Preise, im Branchenjargon «soft market» genannt, wohl zu Ende sei. Auch Swiss Re ist optimistisch: «Wir erwarten, dass sich der in den letzten Jahren beobachtete Trend fallender Preise nicht fortsetzt», so Risikoexperte Schraft.
SDA/mrs
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