Wenn Jets das Kerosin ausgeht
Drei Ryanair-Maschinen mussten wegen knappen Treibstoffvorrats notlanden. Jetzt kämpft der Billigflieger gegen das Image, waghalsig zu sein.

Michael O'Leary ist nicht bekannt für ernste Gespräche. Klamauk ist eher sein Ding, doch dieses Mal musste der Ryanair-Chef seine strengste Miene aufsetzen. Ende Juli tobten Gewitter über Madrid, und diverse Flüge wurden nach Valencia umgeleitet. Drei Jets von Ryanair meldeten an jenem Tag «Mayday», weil sie nur noch wenig Kerosin im Tank hatten. So erhielten sie eine bevorzugte Landeerlaubnis.
Seither kämpft der Billigflieger gegen das Image, waghalsig zu sein, da er zu wenig Reserven tanke. «Solche Treibstoff-Notfälle sind nicht ungewöhnlich und Routine. Darum gibt es auch ein festgelegtes Verfahren für sie. Alle drei Ryanair-Flieger landeten oberhalb der empfohlenen minimalen Kerosinmenge», sagte O'Leary der Zeitung «The Irish Independent». Die Flieger hätten rund eine Stunde über Valencia gekreist. Da sei es das Standardvorgehen, einen Notfall auszurufen.
O'Leary: Mit Reserven angekommen
Die drei Flieger seien allesamt mit Reserven für anderthalb Stunden in Madrid angekommen, verteidigte sich O'Leary weiter. In Valencia hätten sie dann 50, 68 und 69 Minuten in einer Warteschleife kreisen müssen. So sei es zum Notruf gekommen. Kritisch sei die Lage aber zu keiner Zeit gewesen. Die drei Boeing B-737 hätten nach der Landung noch Kerosin für rund 30 Minuten im Tank gehabt. Um seinen Punkt der Normalität klarzumachen, verpfiff der Ryanair-Lenker gleich noch die Konkurrenz. Auch zwei Flugzeuge von Easyjet und eines von LAN hätten am selben Tag über Valencia einen Notfall ausrufen müssen, weil ihr Treibstoffbestand langsam in den heiklen Bereich kam. Tatsächlich war vor allem der LAN-Fall weitaus kritischer, wie das Fachportal «Aviation Herald» meldet. Der Airbus A340-300 habe bei der Landung 74 Minuten nach dem Umdrehen in Madrid noch 2100 Kilo Kerosin an Bord gehabt. Das sei massiv weniger als die vorgeschriebenen 2800 Kilo. Auch er konnte aber noch sicher landen.
Teil der Stichproben
Notfälle wegen Kerosinmangels sind zwar ein Standardvorgehen, aber dennoch reichlich selten. «Von den insgesamt 9606 Meldungen deutscher Luftfahrtunternehmen seit 2005 beinhaltet nur eine die Ausweichlandung aufgrund eines zu geringen Kraftstoffvorrats», sagt Cornelia Cramer, Sprecherin des deutschen Luftfahrt-Bundesamtes. Ähnlich klingt es aus der Schweiz. «Uns sind keine Vorfälle im Zusammenhang mit zu geringen Kerosinmengen mit Landungen auf Schweizer Flugplätzen bekannt», sagt Anton Kohler vom Bundesamt für Zivilluftfahrt. Die britische Civil Aviation Authority vermeldete in den letzten zwei Jahren immerhin 28 Fälle von Notlandungen wegen kritischen Kerosinniveaus – bei Zehntausenden von Flügen allerdings.
Die Inspekteure des Luftfahrt-Bundesamtes erkannten bislang auch keine allgemeine Problemzone bei den Kerosinmengen. «Die Berechnung des für den Flug notwendigen Treibstoffvorrates ist ein Prüfpunkt bei den unangemeldeten Stichproben bei Flugzeugen ausländischer Luftfahrtunternehmen auf deutschen Flughäfen», sagt Cramer. Dabei seien bislang ebenfalls keine Auffälligkeiten bemerkt worden.
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