Wenn Roboter Betagte betreuen
In Schweizer Altersheimen und Spitälern könnten in Zukunft öfters Roboter zum Einsatz kommen. Befragte Patienten und Ärzte sind aber skeptisch – besonders gegenüber Robotern, die Gesellschaft vortäuschen.
Roboter könnten gewisse Aufgaben des Pflegepersonals übernehmen und die Betreuung von Patienten verbessern. Dies zeigt eine neue Studie auf. Roboter als Begleiter stossen hingegen auf Ablehnung.
Experten aus den Bereichen Gesundheit, Ökonomie und Mechatronik haben evaluiert, wie Roboter im Gesundheitswesen bis 2025 eingesetzt werden könnten, teilt die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) mit.
Verschiedene Einsatzgebiete
Die Studie listet unter anderem vier Arten von Robotern fürs Gesundheitswesen auf:
- Mobilitätshilfen: Roboter, die betagte oder behinderte Personen beim Fortbewegen oder beim Aufstehen unterstützen. Dazu gehören Rollatoren, welche Hindernisse erkennen, aber auch Roboter, welche Personen aus dem Bett heben und in einen Rollstuhl setzen können.
- Telepräsenzroboter:: Diese überprüfen beispielsweise Körperfunktionen wie Atmung, Puls und Blutdruck und ermöglichen Ärzten Ferndiagnosen. Sie können der Kommunikation mit den Patienten dienen.
- Assistenzroboter: Können Lasten und Personen bewegen, Medikamente dosieren oder Patienten an deren Einnahme erinnern.
- Soziale Roboter:: Roboter, mit welchen Patienten interagieren können. Sie dienen primär als Gefährten für die Patienten. Sie können Empfindungen wahrnehmen und imitieren mit Blick, Gesten und Geräuschen Bedürfnisse und Emotionen. Dazu gehört auch die Robbe Paro (siehe Video).
Grosse Skepsis
Befragte äusserten sich in der Studie skeptisch gegenüber allzu menschlichen Robotern gross ist. Intelligente Bewegungshilfen oder Serviceroboter werden als akzeptabel eingestuft, sozial interagierende Gefährten nicht. Dies äusserten Akteure im Gesundheitswesen wie Patienten, Spitalmanager, Pfleger oder Ärzte in Gruppendiskussionen.
«Viele Befragte befürchten, dass der zwischenmenschliche Kontakt verloren gehen könnte», zitiert die Mitteilung Projektleiterin Heidrun Becker vom Departement Gesundheit der ZHAW. «Zudem fehlt Robotern auch die umfassende und flexible Sicht auf Patienten und Situationen.»
Entlastung von schweren Arbeiten
Pflegefachkräfte argwöhnen, dass sie aus Spargründen von Robotern ersetzt werden könnten. Allerdings würden sie mechanische Assistenten als Gehilfen schätzen, um sie von schweren Arbeiten wie dem Heben oder Tragen von Patienten zu entlasten.
Die Patienten würden Roboter begrüssen, die ihre Mobilität und Unabhängigkeit verbessern: smarte Rollstühle, intelligente Gehilfen oder Haushalt-Serviceroboter. «Telepräsenzroboter» könnten über Video den Arzt oder Pfleger ins Haus projizieren und quasi als «digitale Nabelschnur gegen die Vereinsamung» wirken, schreiben die Forscher.
Neue Risiken
Doch ein Stromausfall könnte verheerend wirken, etwa wenn lebenswichtige Medikamente nicht verabreicht werden. Weitere Risiken sind der Studie zufolge, dass persönliche Kontakte zwischen Patienten und Pfleger abnehmen könnten.
Fazit der befragten Experten ist, dass Roboter nur als Ergänzung zu menschlichen Kontakten eingesetzt werden sollten und dass sie die Gesundheitskosten wahrscheinlich eher erhöhen als senken werden: Die Anschaffung ist teuer und die Technik entwickelt sich rasch und muss immer wieder ersetzt werden.
Haftung und Datenschutz ungeklärt
Schon heute reiche die Rechtslage nicht aus, um mechanische Assistenten nur schon zu testen, warnen die Autoren. Ungeklärt ist auch, wer haftet, wenn der Roboter einen Schaden anstellt. Die von den Geräten gesammelten Patientendaten bergen Missbrauchspotenzial. «Regelungen im Haftungsrecht, im Datenschutz und in der Ethik sollten deshalb überprüft werden», sagt Becker.
SDA/mw
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