Wer begrüsst den Dalai Lama?
Der Winterthurer Stadtpräsident Michael Künzle würde gern an der Jubiläumsfeier des Tibet-Instituts teilnehmen. Eine harte Konkurrentin stellt sich ihm in den Weg.

Der Andrang wird gross sein, wenn der Dalai Lama im September Winterthur besucht. Tibeter, Unterstützer und Politiker aus der ganzen Schweiz werden in die Eulachhallen strömen, ihm zuhören und Grussbotschaften überbringen. Darunter auch SP-Justizdirektorin Jacqueline Fehr und SP-Sicherheitsdirektor Mario Fehr. Der Anlass für den Besuch des Dalai Lama ist das 50-Jahr-Jubiläum des Tibet-Instituts in Rikon.
Zum Festakt ist auch die Stadt Winterthur eingeladen, oder besser, das Stadtpräsidium. «Ich habe mich sehr über die Einladung gefreut», sagt CVP-Stadtpräsident Michael Künzle. Diese erhielt er kurz vor Ostern. Winterthur habe einen engen Bezug zum Tibet-Institut. Er habe keinen Moment lang gezögert, zuzusagen. Künzle hat vor, selbst und als Stadtpräsident hinzugehen und dem Dalai Lama eine Grussbotschaft zu überbringen. Ob er das im September auch wirklich darf, ist aber noch offen. Zuerst muss Künzle nämlich am 15. April das Stadtpräsidium verteidigen.
Künzles Konkurrenz ist hart. Seine Herausforderin, SP-Finanzvorsteherin Yvonne Beutler, ist beim Wahlvolk beliebt: Sie hat bei den Stadtratswahlen Anfang März mit fast 20'000 Stimmen ein Glanzresultat erzielt und Künzle bei weitem überflügelt.
20'000 haben schon gewählt
Trotzdem wagt weder die SP noch die CVP eine klare Prognose zum Ausgang des zweiten Wahlgangs. SP-Co-Präsident Christoph Baumann spricht von einem «Kopf-an-Kopf-Rennen», CVP-Präsident Andreas Geering prognostiziert ein «sehr knappes Resultat». Beide Seiten wissen: Gewinnen wird, wer besser mobilisiert. Deshalb werben sie zurzeit aktiv auf der Gasse, mit Inseraten, Plakaten und Telefonanrufen. Yvonne Beutler verteilte Tulpen in der Altstadt, sekundiert von Ständerat Daniel Jositsch. Michael Künzle griff für ein Filmchen sogar zu seinem Saxofon.
Das Werben der beiden nützt: Bislang hat die Stadtkanzlei rund 20'000 Wahlcouverts erhalten. Laut Thomas Bolleter, dem zuständigen städtischen Mitarbeiter, ein «untypisch hoher Rücklauf». Fast 30 Prozent der Wahlberechtigten hätten so bereits abgestimmt. Er rechnet mit einer «nicht sehr tiefen» Stimmbeteiligung von rund 40 Prozent.
Sowohl Künzle als auch Beutler dürfen auf starke Unterstützerinnen und Unterstützer zählen. Hinter dem 53-jährigen Stadtpräsidenten steht eine Allianz aus bürgerlichen bis sehr konservativen Parteien und Wirtschaftsverbänden, so die CVP, FDP, SVP, EVP, BDP, EDU, die Handelskammer und der Hauseigentümerverband Winterthur. Künzle präsentiert sich als Stadtvater und lebt mit seiner Frau ein klassisches Familienmodell. Bei seinem Amtsantritt als Präsident erlebte die Stadt eine Zeit des intensiven Wachstums. Er versprach, dieses vorerst nicht voranzutreiben und zu konsolidieren, was ihm gelang. Unter ihm zogen aber weniger Menschen nach Winterthur. Die 44-jährige Beutler hat als Finanzvorsteherin das Stadtbudget saniert. Sie zeigt sich als fortschrittliche Stadträtin, teilt sich die Betreuung ihres Sohnes mit ihrem Mann. Sie hat die Unterstützung der SP und der Grünen.
«Zeit für eine Stadtpräsidentin»
Interessant wird, wen die Grünliberalen am 15. April wählen werden. Nach dem Ausscheiden ihrer Kandidatin Annetta Steiner hat die Partei Stimmfreigabe beschlossen. Wichtige Mitglieder setzen sich jedoch für Yvonne Beutler ein, darunter Co-Präsident Beat Meier oder Katrin Cometta-Müller, Fraktionschefin im Gemeinderat. Sie sagt: «Es ist Zeit für eine Winterthurer Stadtpräsidentin.»
Für das unpolitische Tibet-Institut spielt der Ausgang dieser Wahl keine Rolle. Geschäftsführer Philip Hepp sagt einfach: «Wir freuen uns sehr, dass Winterthur an unserer Feier teilnimmt.»
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