Wer gewinnt den Sprint um die Rad-WM 2024?
Am Donnerstag wird bekannt, in welcher Schweizer Stadt der einwöchige Grossanlass stattfindet. Bern oder Zürich?

Pro Bern (Christoph Hämmann, Lokalredaktor aus Bern)
Für einmal formulierte die Berner Stadtregierung forsche Ziele: Die Bundesstadt soll zur Velohauptstadt werden, heisst es seit einigen Jahren. Während die Behörden also emsig Velospuren verbreitern und mit einer (wir sagen es ungern: in Zürich konzipierten) Kampagne am Image des Zweirads schrauben, fragen sich Berner Rennvelofahrerinnen und -fahrer, wieso ihre Stadt erst noch Velohauptstadt werden soll. Sie ist es längst.
Das liegt ebenso an der Kleinheit Berns wie an seiner perfekten Lage. Egal, wo man startet: In zehn Minuten liegt die Stadt hinter einem, und die Route führt wahlweise entlang von Wiesen, Feldern und Wäldern zu den (Vor-)Alpen oder Richtung Jura. Jedes Terrain, jedes Höhenprofil und alles in nächster Nähe: Da ist Bern wohl unschlagbar. Davon hat die Tour de Suisse x-fach profitiert, und 2016 gastierte gar die Tour de France drei Tage lang in der Bundesstadt. Pardon: der Velohauptstadt.
Es wäre nur folgerichtig, wenn die Rad-WM 2024 in Bern stattfände und wieder einmal Bilder von Pelotons im Weltkulturerbe Altstadt, vor Eigermönchundjungfrau, vor dem Chasseral um die Welt gingen. Laut Gemeinderat Reto Nause (in Zürich hiesse er Stadtrat) haben die Behörden der umliegenden Partnergemeinden in Gedanken bereits das Dorffest mit der Rad-WM koordiniert und die Festzelte aufgestellt. Nause dachte an diese Begeisterung, als er Berns Bewerbung als «Kandidatur der Herzen» bezeichnete.
Soll stattdessen der schnöde Mammon über den Austragungsort entscheiden? Bern wird die notwendigen Mittel budgetieren, um die beste Rad-WM aller Zeiten zu organisieren. Und sonst gilt: Sollten die Einnahmen unter Budget liegen, kommen wir auf Zürich zurück.
Pro Zürich (Emil Bischofberger, Radsportspezialist aus Zürich)
Nein, so einfach machen wir es uns nicht. Wir könnten hier über die unzähligen Vorzüge Zürichs schwadronieren. Wie die Stadt auf dem internationalen Parkett mittanzt. Und dass es eben nur mit dieser Weltgewandtheit möglich ist, einen Anlass durchzuführen, an dem Weltmeistertitel verteilt werden.
Tatsächlich sind in diesem Fall die Rollen anders verteilt. Im Sport bestimmt derzeit Bern die Pace, derweil Sport-Zürich an allen Ecken darbt, Stichworte GC, FCZ, ZSC, EHC – Fifa. Der Zürcher Sportblick geht ein wenig neidisch nach Bern, wo der Puck läuft, der Ball rollt – und das Velo ebenso. Fast jährlich macht in der Hauptstadt ein grosses Velorennen halt, Tour de France oder Suisse – man ist in Bern die Pelotons gewohnt, derweil in Zürich bereits die Durchfahrt der Tour de Suisse ein Jahrzehntereignis ist.
Angesichts der getauschten Rollen ist es nur logisch, dass die Provokationen vor der Ausmarchung um die WM 2024 aus Bern und nicht aus Zürich kamen. «Zürich klotzt, Bern präsentiert eine Kandidatur der Herzen», sagte Gemeinderat Reto Nause. Er beneidet die Zürcher um ihre etwas tieferen Taschen, mit denen sie dank der WM die Zweiräder fördern wollen. Aber ist Neid ein gutes Motiv?
Unser Vorschlag zur Güte, vielleicht kann Bern – und Herr Nause – damit leben: Die Rad-WM 2024 kommt im Sinne einer Sportentwicklungshilfe nach Zürich, dafür wirbeln YB und SCB noch etwas weiter. Die Zürcher werden dafür 2024 besonders laut jubeln, wenn der jetzige U-23-Weltmeister Marc Hirschi das Traumszenario umsetzt und auch in der Elite siegt.
Gäbe es einen grösseren Berner Triumph? Da siegte ein Ittiger in Zürich. Und alle klatschten.
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