Wer in Zumikon Senioren besucht, wird geschult
Der Besuchsdienst Zumikon beteiligt sich an einem Schulungsprojekt. Die Freiwilligen lernen, Bedürfnisse von Senioren zu erkennen.
Von Bettina Zanni Zumikon – Eine betagte Frau rappelt sich nach einem Sturz mühsam vom Boden auf, das Essen in ihrem Kühlschrank ist verschimmelt. Seit ihr Mann verstorben ist, fristet die Seniorin ein einsames Dasein in ihrer Wohnung. Damit solche Betagte nicht «dahinvegetieren», beteiligt sich der Besuchsdienst Zumikon am kantonalen Pilotprojekt der Evangelisch-Reformierten Landeskirche «Va bene – besser leben zu Hause». Neu werden die Freiwilligen des Besuchsdienstes, ein Angebot der reformierten und der katholischen Kirchgemeinde und der Politischen Gemeinde Zumikon, in Schulungen sorgfältig auf ihre Aufgabe als «Besucher» vorbereitet und während ihres Einsatzes begleitet. «Ziel ist es, dass die Besucher gezielter und umfassender erkennen, wie alte Menschen im Alltag noch besser unterstützt werden können», sagte Vreni Burkhard von der Fachstelle Alters- und Generationenbeziehungen anlässlich eines Informationsabends. Bei diesem Besuchsdienst handle es sich aber nicht um eine Alternative zu anderen ambulanten Pflegediensten wie der Spitex, sondern um ein Angebot auf der Beziehungsebene. Die Freiwilligen nähmen die Rolle eines «Freundes» ein, der vorbeikommt, weil ihm der Kontakt zum Betagten wichtig ist. Gleichzeitig nehme der Besucher auch Veränderungen in der körperlichen und geistigen Verfassung des Betagten wahr und könne entsprechend handeln. Die Besuche würden als Hilfe zur Selbsthilfe dienen, sagte der ehemalige Zürcher Stadtarzt und Mitinitiator des Projekts, Albert Wettstein. Der Arzt referierte am Informationsabend aus altersmedizinischer Sicht über das Thema. Die Senioren sollten dadurch das Selbstbewusstsein erlangen, dass sie etwas bewirken könnten, und nicht in eine Zustand fallen, die ihnen ein Bewusstsein der Ohnmacht, Sinnlosigkeit, des Treibenlassens, der Einsamkeit und der Inaktivität vermittle, führte er aus. «Einsamkeit ist das Schlimmste» Wettstein betonte, wie wichtig soziale Kontakte für die Gesundheit von alten Menschen seien. Schliesslich würden die sozioökonomischen Bedingungen und der Lebensstil die Gesundheit zu 50 Prozent beeinflussen. «Der schlimmste Lebensstil ist Einsamkeit», sagte Wettstein mit Nachdruck. Das heisse aber nicht, dass der Kontakt zu Familienangehörigen das Beste sei. Dazu verwies der ehemalige Stadtarzt auf ein Studienergebnis: Bei Senioren, die zwei Wochen vor einer Hüftoperation täglich mit der Familie telefoniert hatten, waren postoperative Komplikationen häufiger als bei solchen, die sich zuvor täglich mit einem Freund ausgetauscht hatten. «Einen Sohn hat man», sagte Wettstein, «einen Freund muss man pflegen.» Diese geistig anspruchsvolle Tätigkeit komme der Gesundheit zugute. Albert Wettstein betonte zudem, dass sie für das Projekt vornehmlich Männer suchten. «Viele betagte Männer mögen es lieber, wenn sie von einem Herrn besucht werden.» Freiwillige für den Besuchsdienst oder Betagte, die den Besuchsdienst beanspruchen möchten, melden sich bei Marianne Hostettler, Beratungsstelle für Altersfragen Zumikon, Tel. 044 918 10 17 / 044 918 78 70, oder per E-Mail: hostettler@zumikon.ch
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