Wer kündigt, erhält 2000 Franken Bonus
Getränkehändlerin Drinks of the World testet die Loyalität ihrer Mitarbeiter: Bei bestandener Probezeit müssen diese sich zwischen Job und Entschädigung entscheiden.

Die Getränkehändlerin Drinks of the World offeriert neuen Mitarbeitern einen Bonus, wenn diese gleich wieder gehen. Wer die Probezeit bestanden habe, erhalte bei einem zweiten Anstellungsgespräch ein entsprechendes Angebot, sagt Firmenchef Stefan Müller zur «Schweiz am Sonntag».
«Wenn er uns verlässt, bezahlen wir ihm eine Abgangsentschädigung von 2000 Franken. Wenn er bleibt, muss er darauf verzichten.» Müller geht es nicht darum, die Leute loszuwerden. Im Gegenteil. «Wer die Probezeit nicht besteht, erhält das Angebot gar nicht», stellt er klar. Müller verspricht sich davon mehr Loyalität.
Bewusst für das Unternehmen entscheiden
Durch das Ablehnen der 2000 Franken sollen sich die neuen Mitarbeiter bewusst für das Unternehmen entscheiden, gewissermassen in den neuen Job investieren. «Das soll die Unternehmenskultur stärken», so Müller. Gleichzeitig unterschreibt der neue Mitarbeiter einen Vertrag, in dem er sich «voll und ganz» zur Geschäftsphilosophie des Unternehmens bekennt.
Müller erhält Rückendeckung aus der Wissenschaft. Michael Beckmann, Professor für Personalführung an der Uni Basel, findet die Idee faszinierend. Er kenne keine vergleichbaren Beispiele, sagt Beckmann. «Aber das könnte funktionieren.» Allerdings argumentiert der Professor etwas anders als Müller. Der Negativbonus könne helfen, Mitarbeiter auszusieben, deren Motivation vor allem auf finanziellen Anreizen basiere, sagt Beckmann. Den Bonus sieht er als Selektionsinstrument. «Wer stark auf finanzielle Anreize reagiert, nimmt wohl die 2000 Franken und bewirbt sich erneut bei Migros oder Coop um eine Stelle.»
«Umsätze liegen überall über den Vorjahrswerten»
Hintergrund des Abgangsbonus ist das Wachstum von Drinks of the World, das hundert Angestellte und Läden in sechs Städten zählt. Die Grösse habe nach neuen Methoden zur Pflege der Unternehmenskultur gerufen, sagt Müller. Die Kette verkauft hauptsächlich Spezialitätenbiere und andere Getränke. Anders als viele Detailhändler, die sich über den starken Franken und den Einkaufstourismus beklagen, scheint es der Getränkekette gut zu gehen. «Unsere Umsätze liegen überall über den Vorjahreswerten», sagt Müller. «Wir wachsen.» Und so will er auch zusätzliche Filialen eröffnen.
Nach Genf im vergangenen Jahr kommt 2016 ein Laden in Oerlikon ZH dazu und später noch einer in St. Gallen. Dabei setze er weiterhin auf die grossen Bahnhöfe als Standort. «Wir brauchen hohe Frequenzen, auch wenn diese Lagen teuer sind. Aber wenn man ausgefallene Getränke verkaufen will, braucht man möglichst viele Leute in den Läden. Sonst läuft die Ware ab.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch