Sensationsfund in ÖsterreichWertvolles Gemälde nach 100 Jahren wiedergefunden
Zuletzt gesehen hat man das Bild des österreichischen Malers Egon Schiele 1930 auf einem Schwarzweissfoto. Nun wird es ein NFT.

Auf dem Gemälde zu sehen ist der Onkel und Vormund von Egon Schiele, Leopold Czihaczek, beim Klavierspielen in seiner Wohnung in der Wiener Leopoldstadt. Czihaczek übernahm nach dem Tod von Schieles Vater die Vormundschaft für den damals 15-Jährigen. Das Frühwerk entstand 1907 und hat einen impressionistischen Stil. Bis anhin kannte man das Bild nur aus einem Schwarzweissfoto von 1930. Das letzte Mal erwähnt wurde Schieles «Leopold Czihaczek am Klavier» im Werkverzeichnis von Rudolph Leopold, des ehemaligen Direktors des Leopold-Museums. Er war einer der wichtigsten Förderer von Schiele, wie der «Guardian» schreibt.
Nun soll das Bild ein Teil einer exklusiven NFT-Kollektion des Wiener Leopold-Museums werden. Die Besitzer stellen das Gemälde ausserdem als Dauerleihgabe zur Verfügung, und es wird ein fester Bestandteil der «Wien-1900-Dauerpräsentation», wie das Museum auf seiner Website schreibt. Die Besitzer des Bildes haben sich selber beim Leopold-Museum gemeldet, wie sie auf Twitter schreiben.
Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Museums, beschreibt den Zustand des Bildes als «äusserst gut». Gamper sagt: «Die Nahsicht auf den Klavierspielenden, das Hinterfangen seines im verlorenen Profil gezeigten Kopfes durch die hellen Fensterscheiben und der Fokus, der dadurch auf die Notenblätter gelegt wird, vermitteln den Eindruck grösster Versunkenheit in die Musik.»
Die Digitalisierung des Expressionisten
Der Österreicher Egon Schiele starb vor über 100 Jahren an der Spanischen Grippe. Während seiner Lebzeit startete das erste Passagierflugzeug, und eine New Yorker Zeitung veröffentlichte das erste Kreuzworträtsel. Mehr als 100 Jahre später will nun das Wiener Leopold-Museum mit der NFT-Technologie Schieles Bild wieder auf Vordermann bringen, wie Wipplinger erklärt. «Der Erlös soll nicht nur die Restaurierung finanzieren, sondern im Idealfall auch den Ankauf des Czihaczek-Bildnisses ermöglichen.»
Der NFT-Launch soll aus 24 ausgewählten Gemälden Schieles bestehen. Laut Angaben des Museums ist es die erste digitale Kollektion eines österreichischen Museums. Es arbeitet mit der NFT-Plattform La Collection und der Österreichischen Post AG zusammen. «Die Pandemie hat in der Kunstwelt zu einer rasanten Beschleunigung der Digitalisierungsprozesse geführt und NFTs zu einem festen Bestandteil vieler etablierter, traditioneller Kunstsammlungen gemacht», erklärt Wipplinger. «NFTs von Schieles Kunstwerken ermöglichen es uns, mit Menschen in Kontakt zu treten, die wir mit unserem Museum in Wien bisher nicht erreichen konnten.»
Die NFT-Sammlung wird Themen widerspiegeln, die im Zentrum von Schieles Werk stehen, darunter Geschlecht, Selbstidentität und psychologischer Kampf.
Die Blockchain erfasst die Kunstwelt
Der Digitalkünstler Mike Winkelmann, besser bekannt als Beeple, verkaufte letztes Jahr einen NFT für 69,4 Millionen Dollar. Das Werk mit dem Titel «Everydays: The First 5000 Days» wurde online vom englischen Auktionshaus Christie’s versteigert. Auf dem Bild zu sehen ist eine Collage von 5000 unterschiedlich grossen digitalen Bildern, mit denen Beeple das politische und soziale Geschehen vornehmlich in den USA seit dem Jahr 2007 kommentiert. Mit den fast 70 Millionen Dollar, die das digitale Werk auf einer Auktion erzielt hat, rangiert Beeple auf Rang drei. Jeff Koons ist mit «Rabbit» (91,1 Millionen Dollar) an der Spitze, gefolgt von David Hockney mit «Portrait of an Artist (Pool with Two Figures)» (90,3 Millionen Dollar).

Auf dem vierten Platz, hinter Beeple, liegt Gerhard Richter, der 2015 sein «Abstraktes Bild» für 46,3 Millionen Dollar verkaufen konnte.
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