Auf Druck von ChinaWichtigster Weltbank-Bericht wurde manipuliert
Die Weltbank hat zugegeben, dass sie ihren «Doing Business»-Bericht auf Druck von China verfälscht hat. Die heutige Währungsfonds-Chefin Kristalina Georgieva soll dabei eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Es war einer der Vorzeigeberichte, wenn Expertinnen, Politikerinnen oder Firmenchefinnen vergleichen wollten, wie einfach oder mühsam es ist, in einem Land Geschäfte zu machen. Wenn Länder im Doing-Business-Indikator der Weltbank verlieren, ist der Aufschrei oft gross.
Doch nun zeigt sich, dass es schon seit Jahren ernsthafte Probleme mit den Daten des Berichts gab. Das zeigen interne und externe Prüfberichte, welche die Weltbank vor wenigen Tagen publizierte. Offenbar wurde die Lage in einzelnen Ländern, dazu gehört etwa China, in der Ausgabe von 2018 mit Absicht bessergestellt. Auch seien die Ergebnisse des 2020-Berichts gezielt beeinflusst worden. Die Weltbank wird den Doing-Business-Indikator daher einstellen.
China hätte eigentlich auf Platz 92 landen sollen. Stattdessen gab es Platz 78.
Laut dem Bericht haben hochrangige Mitarbeiter der Weltbank die Daten Chinas geschönt, um den wichtigen Beitragszahler China nicht zu verärgern. China ist der drittwichtigste Aktionär der Weltbank und damit auch einer der wichtigsten Geldgeber. China hätte laut dem Untersuchungsbericht in der Ausgabe des Jahres 2018 sieben Plätze verloren und wäre damit auf dem 92. Platz abgerutscht.
Dieses Ergebnis habe bei hochrangigen Weltbank-Mitarbeitern Nervosität ausgelöst. Daher wurden die Variablen «Eine Firma eröffnen», «Rechtssystem», «Einen Kredit erhalten» und «Steuerlast» so bearbeitet, dass sich China verbesserte. Konkret landete China nach der Anpassung der Variablen auf dem 78. Rang und damit 14 Plätze besser als eigentlich vorgesehen. Zum Vergleich: Die Schweiz lag im damaligen Rating auf Rang 33.
Die Erkenntnisse der Untersuchung werfen ein schlechtes Licht auf Kristalina Georgieva. Die bulgarische Wirtschaftswissenschaftlerin war früher Chefin der Weltbank und ist seit 2019 die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF). 2017 soll sie massiven Einfluss auf die Ergebnisse der Weltbank-Rangliste genommen haben.
Georgieva habe laut dem Untersuchungsbericht dem zuständigen Manager dafür gedankt, dass er das Problem mit der Platzierung von China gelöst habe.
Georgieva veröffentlichte eine Stellungnahme zu den Vorwürfen: «Ich bin mit den Ergebnissen und Interpretationen der Untersuchung von Datenunregelmässigkeiten, die sich auf meine Rolle im Doing-Business-Bericht der Weltbank von 2018 beziehen, grundsätzlich nicht einverstanden.» Sie habe sich deshalb bereits mit dem Exekutivdirektorium des IWF ausgetauscht.
Nobelpreisträger tritt nach
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Romer, der einst für die Weltbank arbeitete, aber später im Streit ging, tat seinen Unmut via Twitter kund: «Vielleicht ist es auch leichter zu verstehen, warum ich mich entschlossen habe, mich als Chefvolkswirt feuern zu lassen, anstatt in einer Position weiterzuarbeiten, in der ich Kristalina Georgieva unterstellt war.»
Romer habe früher schon angeregt, die Forschungsabteilung aus der Weltbank auszulagern. Denn Wissenschaft und Diplomatie gehörten seiner Meinung nach nicht unter ein Dach.
«Die Weltbank soll Massnahmen ergreifen, damit sich solche Unregelmässigkeiten nicht wiederholen.»
Die Schweiz ist mit 1,5 Prozent an der Weltbank beteiligt, das entspricht 3,6 Milliarden Dollar. Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) gehörte die Schweiz zu den Ländern, welche die Weltbank aufgefordert hätten, die Umstände gründlich zu untersuchen. «Die Weltbank soll Massnahmen ergreifen, damit sich solche Unregelmässigkeiten nicht wiederholen», so ein Sprecher des Seco. Die Weltbank verfügt über ein Büro in Genf, in dem neun Personen arbeiten.
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