Wie der Kampf gegen den Terror in Mali scheiterte
Die USA hatten den Islamisten Mokhtar Belmokhtar bereits vor zehn Jahren im Fadenkreuz, doch sie schlugen nicht zu. Ein Symbol für das Versagen Washingtons in Mali.

Das amerikanische Militär verfolgte ihn bereits mit grossem Unbehagen, den einäugigen Banditen, der in der Sahara sein Unwesen trieb. Es war das Jahr 2003, als die USA vor der Frage standen, ob man den Algerier Mokhtar Belmokhtar töten, fangen oder laufen lassen solle. Er wurde von den Vereinten Nationen als Unterstützer der Taliban und der al-Qaida gelistet, doch er hatte noch keine Amerikaner angegriffen und schien ausserhalb des Ödlandes zwischen Nordmali und Südalgerien keine Gefahr darzustellen. Luftangriffe auf Belmokhtar und weitere Militante seien bereits geplant gewesen, doch das damalige US-Konsulat in Mali sprach sich gegen den Plan aus, das schreibt die «Washington Post».
In der Folge stieg Belmokhtar Schritt für Schritt zum Anführer eines lokalen Ablegers der al-Qaida auf (al-Qaida im islamischen Maghreb, Aqmi) und trug massgeblich zu deren Vernetzung und Etablierung bei, während er sich weiterhin als Entführer, Zigarettenschmuggler und Waffenhändler betätigte.
Zehn Jahre nach dem geplanten Luftangriff auf Belmokhtar ging sein Name dann durch die Zeitungen der Welt. Bei einer blutigen Geiselnahme auf einem Gasfeld in Algerien starben mindestens 37 ausländische Geiseln und ein einheimischer Arbeiter. Die Tat ging auf das Konto seiner Gruppierung Muwaqiun bi-l Dam («Die mit Blut unterzeichnen»).
Mali war ein Schwerpunkt im Kampf gegen Terrorismus
Die« Washington Post» sieht Belmokhtar als Symbol dafür, wie die Vereinigten Staaten in den letzten zehn Jahren ihr Ziel in den Sand setzten, die al-Qaida daran zu hindern, in Nord- und Westafrika Fuss zu fassen. Anders als bei Afghanistan und dem Irak sollten die afrikanischen Länder so stabilisiert werden, dass eine kostspielige Militärinvasion gegen Terroristen verhindert werde. Seit 2005 hat die amerikanische Regierung mehr als eine Milliarde US-Dollar in entsprechende Programme investiert. Gerade Mali war ein Schwerpunkt der amerikanischen Terrorismusbekämpfung in Afrika.
Experten sind sich uneinig darüber, an welchem Punkt die ambitionierte Strategie versagte. Zum einen schienen Gelder nicht an die richtigen Orte zu fliessen. In einer der von Wikileaks publizierten Diplomatendepeschen beschreibt die damalige US-Botschafterin in Mali, Gillian Milovanovic, entsetzt die Begegnung mit einem Soldaten, der ihr als einer der besten der malischen Sondereinheit angepriesen wurde: «Ein alter spindeldürrer Mann mit einem zotteligen Bart und geröteten Augen, der ein dreckiges T-Shirt trug und sich gegen ein Motorrad lehnte.» Viele der malischen Soldaten seien schlecht ausgerüstet und gekleidet gewesen, obwohl die Ausrüstung doch Teil der amerikanischen Unterstützungsgelder gewesen sei.
Neue Drohnenbasis geplant
Wie die «Washington Post» schreibt, habe man kulturelle Gegebenheiten wie den Konflikt zwischen der schwarzafrikanischen Bevölkerung und den Tuareg ignoriert. Da die Terrorbekämpfung im Mittelpunkt stand, wurde zudem der Regierung in Bamako zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei gab es Anzeichen dafür, dass die malische Regierung einen Teil der Entführungsgelder selbst einsteckte und deshalb wenig Interesse hatte, al-Qaida wirklich zu bekämpfen.
2008 fiel die Strategie gänzlich auseinander: Nach Staatsstreichen in Niger und Mauretanien strichen die USA diesen Ländern die Unterstützung für militärisches Training. Die USA waren daraufhin einzig auf die viel zu schwachen malischen Truppen angewiesen, um die Terroristen zu bekämpfen. Tuareg-Gruppen und Islamisten strömten in den Norden, bis es im Frühjahr 2012 zu der Abspaltung des Nordens kam.
Wie die «Washington Post» schreibt, sind sich die Verantwortlichen im Weissen Haus auch zum jetzigen Zeitpunkt uneins darüber, wie stark sich die USA in Mali militärisch einbringen sollen. Das Weisse Haus hat die Entsendung von Truppen ausgeschlossen. Doch das Pentagon plant im Nordwesten Afrikas eine neue Drohnenbasis.
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