Wie ein Schweizer Verlierer Sampras entzauberte
Redaktion Tamedia blickt während des Major-Turniers von Wimbledon täglich auf eine legendäre Partie zurück. Heute: George Bastls magischer Match gegen Pete Sampras.
George Bastl war die Nummer 145 der Welt und nach einer Niederlage in der Qualifikation nur als Lucky Loser ins Haupttableau von Wimbledon gekommen, als er am 26. Juni 2002 in der zweiten Runde auf den siebenfachen Titelträger Pete Sampras traf. Keiner rechnete ernsthaft damit, dass der scheinbar übermächtige Sampras nach dem Ausscheiden gegen Roger Federer im Vorjahr erneut an einem Schweizer scheitern könnte. Dann aber gewann Bastl die ersten beiden Sätze sensationell mit 6:3, 6:2. Auf Court 2, als Friedhof der Champions bekannt, herrschte ungläubiges Staunen.
Würde es dem krassen Aussenseiter tatsächlich gelingen, den bis dahin erfolgreichsten Rasenspieler aller Zeiten zu düpieren? Die Antwort schien Nein zu sein. Sampras, aufgebaut von Notizzetteln seiner Frau («Denk daran, du bist der grösste Spieler, der jemals ein Racket in die Hand genommen hat»), sicherte sich die nächsten beiden Durchgänge mit 6:4, 6:3. Bastl aber liess sich nicht entmutigen und schlug im fünften Durchgang mit einem 6:4 zurück, obwohl er beim Stand von 3:4 einen Breakball abwehren musste.
Sampras sass regungslos auf seinem Stuhl
Die Sensation war perfekt, Sampras, der nie wieder einen Match im All England Club bestreiten sollte, geschlagen. Minutenlang sass der gestürzte Favorit regungslos auf seinem Stuhl, während Bastl seine Schweissbänder ins Publikum warf und den Coup ausgelassen feierte. «Da hast du eine Chance mit dem Wert eines Matchballs, du vergibst sie, und fünf Minuten später bist du ausgeschieden», sagte Sampras, nachdem er seine Fassung wiedergefunden hatte. «Ich habe das Spiel nicht verloren, Bastl hat es gewonnen. Er war mental am Ende stärker als ich, das muss man anerkennen.»
Die Schweizer Presse verneigte sich geschlossen vor dem siegreichen Romand, so wie sie es später viele Male vor Federer tun sollte. «Endlich ist Bastl ein Held», titelte der «Blick». Ein US-Sender drehte gar ein 45-minütiges Porträt über den Riesentöter, der zuvor noch nie einen Fünfsätzer gewonnen hatte. In der folgenden Runde endete das Tennismärchen abrupt: Bastl ging gegen den Argentinier David Nalbandian in 97 Minuten 2:6, 2:6, 2:6 unter.
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