Neues GC-BuchWie ein Weltstar zu GC kam und mit einem Elefanten auf dem Rasen stand
Drei Fans wollten einen Kontrapunkt zum sportlichen und gesellschaftlichen Niedergang von GC setzen. Herausgekommen sind zwei Bücher mit vielen Geschichten.

136 Jahre Grasshoppers. Da kommen viele grosse Geschichten zusammen. Und einige Schmonzetten. Zum Beispiel die: «Schön Land, gut Club, gut Name», sagte Ailton, als er 2007 bei GC einen Vertrag unterschrieb. Der Brasilianer, bekannt für sein Übergewicht und viele Bundesliga-Tore, verbrachte mit 33 ein halbes Jahr in Zürich und erzielte 8 Treffer in 13 Spielen.

Auch daran erinnert das vor wenigen Tagen erschienene GC-Buch, das auf dem Cover ohne Titel auskommt. Abgebildet ist nur ein werbefreies Trikot aus den 80er-Jahren. Das genügt, damit Kenner wissen, worum es geht. Und dieses Werk richtet sich an Kenner.
Um 136 Jahre Clubgeschichte nachzuzeichnen, braucht es eine Menge Papier. 1136 Seiten sind es in diesem Fall, verteilt auf zwei Bände. Der erste beleuchtet die Fussballsektion des Grasshopper Club Zürich mit einer Reihe von Essays. Es geht um die Clubgründung, aber auch um die Verankerung von GC in der Stadt Zürich, ums Bonzenclub-Image, um die Stadion-, Trikot- oder Logo-Geschichte. Ein Kapitel widmet sich Erich Vogel, der den Verein während Jahrzehnten mitgeprägt hat als Manager oder Einflüsterer. Eines den GC-Frauen.
1136 Seiten GC – «auch wenn du grad nicht in Mode bist»
Die Idee zum Buch entstand in der Saison 2018/19 – es war das Fussballjahr, in dem GC in die Challenge League abstieg. Über dem Vorwort steht der Titel: «Auch wenn du grad nicht in Mode bist». Und darunter steht: «Es war Zeit, dem schleichenden Niedergang der Grasshoppers etwas entgegenzusetzen». Deshalb also dieser Doppelband.
Es ist eine Stärke des Werks, dass es auf Initiative von drei Fans und unabhängig vom Verein entstanden ist. Viele der über 50 Autorinnen und Autoren stehen dem Club zwar nahe, natürlich fehlt es in einem Buch von Fans für Fans nicht an Liebeserklärungen, die Texte setzen sich teilweise aber auch kritisch mit der Vergangenheit und der Gegenwart auseinander.

Die Kapitel sind teilweise recht lang und dringen da und dort in archivarische Tiefen vor, die Durchhaltewillen voraussetzen. Überblättern ist möglich, die Themen bauen nicht aufeinander auf. Und zwischen ausführlichen Texten sind immer wieder Bildserien oder kürzere Happen eingebaut. So erzählen jüngere und ältere Anhänger ihre Jubel- und Leidensgeschichten. Vom 18-Jährigen, der es nicht erwarten kann, GC zum ersten Mal überhaupt in seinem Leben im Hardturm spielen zu sehen, bis zur 59-Jährigen, die bei den Männern für GC fant – und bei den Frauen für den FCZ.
Als Kaiser Franz für GC auflief
Der erste Band geht mit einem ausführlichen Statistikteil zu Ende. Der zweite Band funktioniert wie ein Lexikon. Aufgeschrieben haben die Autoren hier Kurzgeschichten und Kurzporträts von A wie Ailton bis Z wie Zweitklassigkeit. Nachzulesen gibt es da auch, wie Franz Beckenbauer einmal für GC spielte. Und nachzuschauen gibt es, wie Christian Gross mit Locken ausgesehen hat.

Gerade in diesem Teil schafft es das Buch im A5-Format, Weisch-na-Erlebnisse auszulösen. Es wird nichts ausgespart, auch nicht die Peinlichkeit, als die GC-Führung 2009 auf den Hochstapler Volker Eckel alias Prinz Mohammed al-Faisal hereinfiel. Zwischen den über 600 Lexika-Einträgen erzählen (frühere) Helden, Geldgeber oder Funktionäre von ihrem «GC-Moment». Es hat auch hier die eine oder andere Trouvaille darunter.
Günter Netzer zum Beispiel berichtet darüber, wieso er trotz dem aus seiner Sicht viel zu tiefen Jahreslohn von 200’000 Franken 1976 von Real Madrid zu GC wechselte und im ersten Match mit einem Elefanten auf dem Rasen stand. Und Mats Gren erzählt, wie er nach nur einem Training im ersten Match vier Tore gegen YB erzielte und danach nicht wie vorgesehen 2 oder 3, sondern 15 Jahre in Zürich spielte. Es sind schöne Erinnerungen für GC-Fans. Sie lassen den schleichenden Niedergang zumindest eine Zeitlang vergessen.
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