Drums Only im Kreis 4Wie Gianco Fucito zu seinem Schlagzeugladen kam
Als das Musikhaus Burkhardt ihn fallen lässt, muss der junge Zürcher erfinderisch werden. Heute besitzt der 67-Jährige ein Schlagzeug-Imperium.

Der junge Gianco Fucito war selbstständiger Schlagzeuglehrer und gab in einem Raum beim Musikhaus Burkhardt Schlagzeugunterricht. Es war ein warmer Juninachmittag im Jahre 1986, als ihn die verheerende Nachricht traf. Er musste raus. Das Musikhaus war nicht mehr gewillt, Gianco seinen Raum zur Verfügung zu stellen. «Mir ist meine Welt zusammengebrochen», sagt Gianco rückblickend zu diesem Moment. Er musste handeln, denn Geld hatte er nicht übermässig, und viel Arbeit als Tiefbauzeichner fand er aufgrund der Baukrise nicht.
Schlagzeug blieb seine einzige Einnahmequelle, allerdings benötigte er einen Raum, um Lektionen zu erteilen, und durch einen wundervollen Zufall erfuhr er einige Monate später von einem neuen Haus in der Militärstrasse im Kreis 4, bei dem noch freie Räume zur Verfügung standen. Gianco ergriff die Möglichkeit und mietete zu Beginn nur einen Raum.
Giancos Schüler hatten häufig Bedarf an Drumsticks, Dämpfern und weiteren Accessoires, welche sie früher beim Musikhaus Burkhardt hatten erwerben können. Nun war das nicht mehr möglich, und nach etwas Überlegung beschloss Gianco, diese Produkte selbst zur Verfügung zu stellen, und so wurde sein Laden im April 1987 geboren.
Giancos Laden im Kreis 4
Heute besteht Giancos Unternehmen, Drums Only, aus über sieben Räumen. In den zwei Verkaufsräumen befinden sich mehrere Schlagzeuge von akustischen bis hin zu elektrischen. Darunter auch Giancos eigenes, ein elfenbeinfarbenes Schlagzeug, welches imposant mit mehreren Crash- und Ride-Becken ausgestattet ist. Dieses trumpft über alle anderen Schlagzeuge neben der braunen Verkaufstheke. Auf der linken Seite wimmelt es nur so von Schlagzeugaccessoires, auf dem Boden befinden sich in Boxen Hunderte von Schlagzeugstöcken mit verschiedenen Grössen und Farben. Gleich nebenan kann man in einem rot-weissen Karton verpackt mehrere Becken sehen, die sich in zwei langen Reihen der Theke nähern.


Am Eingang hängen an einem Gitter die kleineren und bunteren Accessoires. Die Spiegelwand hinter den Becken und Drumsticks lässt den Raum fast endlos wirken. Damit der erst noch leere Raum eine Innenausstattung erhielt, legte einer von Giancos Schülern den Teppich, der andere malte die Wände an, und so konnte der junge Unternehmer mithilfe seiner Schüler seinem gemieteten Raum etwas Leben einhauchen. Im Gegenzug erliess Gianco die Kosten ihrer Schlagzeugstunden.
«Ohne einen guten Lehrer hörst du auf und gehst Fussball spielen.»
Hinter der Theke hängen diverse Fotos von Giancos Vergangenheit und von seinen Idolen wie beispielsweise Steve Gadd, einem amerikanischen Schlagzeuger, dazu gesellen sich noch Fotos von Gianco mit seiner Band, Head over Heels. Den wichtigsten Platz nimmt jedoch Leonardo ein. Nicht nur auf der Porträtwand, sondern auch in Giancos Leben. Leonardo ist sein Schlagzeuglehrer. «Ohne einen guten Lehrer hörst du auf und gehst Fussball spielen. Er gab mir die Vitaminspritze, die ich benötigte, um weiterzumachen.» Dank ihm fand Gianco seine Liebe zu diesem Instrument, welche sich durch und durch in seinem wunderbaren Laden widerspiegelt. Wenige Jahre nach dem Erwerb des kleinen Raums werden weitere Räume frei, und der neu gewordene Ladenbesitzer beschliesst kurzerhand zu expandieren. «Es ergibt sich dann alles.»
Zusammenarbeit mit SRF
Schliesslich ist Gianco so bekannt geworden, dass das Schweizer Fernsehen Schlagzeuge bei ihm ausleihen möchte. Das geht einige Jahre gut, bis von ihm plötzlich auch andere Instrumente benötigt werden. Gianco, der diese nicht besitzt, kommt auf die Idee, bei diversen Musikhäusern ebendiese Instrumente zwischenzumieten. Nach dem ganzen Stress beschliesst er, sein Angebot an mietbaren Instrumenten auf alle essenziellen Bandinstrumente zu erweitern. Seither mietet das Fernsehen regelmässig Instrumente bei ihm. Da kommt Gianco eine zweite Idee in den Sinn. Er möchte nämlich ein Rehearsal-Studio in einem seiner neu erworbenen Räume bauen, wo man Musik machen und aufnehmen kann.
Prominente bei Drums Only
Im unteren Stock ist das Aufnahmestudio A, welches mit allem ausgestattet ist, was das Musikherz begehrt. Keyboard, Schlagzeug, Bass, Gitarre oder Mikrofon – alles ist da. Die Instrumente stehen leicht erhöht auf einem Podium. Darunter sind Neonröhren, die das Studio in eine neongelbe Farbe tauchen. In einer Ecke stehen türkisfarbene Sofas und daneben ein kleiner Glastisch. Diese neue Dienstleistung zieht viele Prominente an. Darunter Bligg oder Marc Sway, die Künstler hinter dem Schweizer Charthit «Us Mänsch». Trotz dem vielen Ruhm, den sich Gianco aufgebaut hat, ist er immer in Zürich geblieben und hatte immer seinen Laden an der Militärstrasse 105. «Ich bin immer klein geblieben», sagt Gianco Fucito mit einem Lächeln im Gesicht.

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