Geldblog: Verluste begrenzenWie gut funktioniert die Stop-Loss-Strategie?
Anlegerinnen und Anleger können festlegen, wie viel Verlust sie gegenüber ihrem Einstandskurs maximal in Kauf nehmen wollen. Dieses Vorgehen hat aber auch Nachteile.

Wir verfügen über ein breit diversifiziertes Aktienportfolio mit langem Anlagehorizont. Im Jahresgespräch schlug uns der Bankberater vor, eine Stop-Loss-Strategie umzusetzen. So können wir Verluste begrenzen.
Funktioniert das wirklich? Leserfrage von W.O.
Wenn eine Stop-Loss-Strategie konsequent umgesetzt wird, funktioniert sie. Sie können festlegen, wie viel Verlust Sie gegenüber Ihrem Einstandskurs maximal in Kauf nehmen wollen – zum Beispiel zehn bis fünfzehn Prozent. Sobald diese Schwelle bei den einzelnen Aktien erreicht ist, also die Stop-Loss-Limite berührt wird, werden die Titel abgestossen. Sie hätten den Pluspunkt, dass Sie vielleicht etwas ruhiger schlafen können und allfällige Verluste auf ihren Aktienpositionen stark begrenzt wären. Das klingt nach idealer Welt mit dem Fünfer und dem Weggli: Man kann vom Aufwärtstrend an den Börsen profitieren, ohne hohe Risiken tragen zu müssen, dass man auf massiven Verlusten sitzt, weil die Märkte tauchen.
Leider hat dieses Vorgehen neben den Pluspunkten einige Nachteile. Vor allem in Zeiten mit starken Marktschwankungen laufen Sie Gefahr, dass Ihre Transaktionskosten explodieren. Jeder Verkauf löst Gebühren aus. Nach dem Verkauf stellt sich für Sie zudem die Frage, was Sie nun mit den liquiden Mitteln machen. Ja, klar, dann wollen Sie wieder neu investieren, was erneut Gebühren zur Folge hat. Es gibt den Börsenspruch «Hin und Her macht die Taschen leer»: Bei starken Marktschwankungen gehen Sie genau dieses Risiko ein, dass Sie zwar Ihre Verluste eingrenzen können, aber der Bank viel Geld in Form von Gebühren abliefern müssen.
«Eine Aktienstrategie mit langem Anlagehorizont funktioniert nur, wenn man auf Qualitätstitel im Depot setzt.»
Kein Problem wäre dieser Aspekt, wenn Sie eine Gebührenpauschale haben, falls also alle Transaktionen in dieser Pauschale inbegriffen sind. Hier gilt es das Kleingedruckte genau zu prüfen und abzuklären, ob allenfalls eine zahlenmässige Begrenzung der Transaktionen enthalten ist oder nicht. In Ihrem Fall frage ich mich, ob ein solches Stop-Loss-Vorgehen wirklich angezeigt und sinnvoll ist. Denn Sie schreiben mir, dass Sie einen langen Anlagehorizont haben. Falls Sie Ihre Aktien zehn oder mehr Jahre liegenlassen können und auf das Geld nicht angewiesen sind, spielen selbst stärkere Kursschwankungen in der Regel nicht mehr eine so grosse Rolle. Diese relativieren sich meist über längere Zeit. Die Frage ist allerdings, ob Sie auch emotional mit starken Kursschwankungen gut umgehen können. Dies ist aber ohnehin eine wichtige Voraussetzung für eine starke Aktiengewichtung.
Wichtiger als die Kursschwankungen ist meines Erachtens die optimale Aktienselektion. Eine Aktienstrategie mit langem Anlagehorizont funktioniert nur, wenn man auf Qualitätstitel im Depot setzt. Längst nicht immer geht die Rechnung nur deshalb auf, weil man eine Aktie lange behält. Jene, die früher Grossbankenaktien wie CS und UBS teuer gekauft hatten, sitzen heute noch auf hohen Buchverlusten und werden diese auch künftig nicht so schnell aufholen. Wer aber langfristig auf Nestlé gesetzt hat, dürfte sich trotz Kursschwankungen über eine schöne Wertsteigerung und regelmässige Dividenden freuen. Ich rate Ihnen daher, sich genau zu überlegen, ob eine Stop-Loss-Strategie wie sie Ihr Bankberater vorschlägt, wirklich Ihrem Bedürfnis entspricht und wie genau sich diese auf Ihre Gebühren auswirken würde.
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